Um Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen geht es beim Weltwasserforum. Der kenianische Slum Kibera zeigt, warum das Thema in den wachsenden afrikanischen Metropolen dringend ist.
Zum ersten Mal findet das Weltwasserforum in einem afrikanischen Land südlich der Sahara statt: in der senegalesischen Hauptstadt Dakar. Regierungen, Privatwirtschaft und zivilgesellschaftliche Organisationen kommen hier zusammen, um daran zu arbeiten, dass in Zukunft mehr Menschen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen haben.
Schon 2010 erklärten die Vereinten Nationen Wasser zum Menschenrecht. Doch Unicef schätzt, dass noch immer rund zweieinhalb Milliarden Menschen weltweit keinen zuverlässigen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Wassermangel in weiten Teilen Afrikas
Besonders in Nordafrika, Teilen des Nahen Ostens und in Ostafrika steht den Menschen weltweit am wenigsten Wasser pro Kopf zur Verfügung. Südlich der Sahara steht es im weltweiten Vergleich besonders schlecht um den Zugang zu Trinkwasser.
Teile Ostafrikas sind aktuell von einer extremen Dürre betroffen. Ein Phänomen, das durch die Klimaerwärmung immer häufiger wird. Dazu kommt, dass oft große Teile des Wassers für die wenigen Reichen und wasserintensive Industrie draufgehen. Und der Verbrauch wächst immer weiter.
Auch die Privatisierung von Wasser spielt eine Rolle - wenn Konzerne wie Nestlé oder Coca-Cola sich Zugang zu Wasser sichern und es dann in Plastikflaschen teuer verkaufen. Dass sie damit Erfolg haben, liegt auch an einem zentralen Problem, das viele west-, zentral- und ostafrikanische Länder teilen: eine mangelnde und in Teilen marode öffentliche Wasserversorgung.
In Kenia regiert der Kampf um Wasser und Nahrung den Alltag. Die Corona-Krise hat die Lage für viele Menschen noch zusätzlich verschärft.
Marode Wasserversorgung in Nairobi
Besonders extrem zeigt sich das in Kibera, dem größten Slum von Kenias Hauptstadt Nairobi. Mehrere Hunderttausend Menschen leben hier, kaum ein Gebäude hat fließendes Wasser. Sanitäre Anlagen: Fehlanzeige. "Die Menschen haben Telefone, aber keine Toiletten. Sie fühlen sich nicht als Teil der Gesellschaft, sie fühlen sich vernachlässigt", sagt Kennedy Odede, Gründer der Nichtregierungsorganisation (NGO) Shining Hopes for Communites (Shofco) in Kibera.
Oft müssen besonders Frauen und Kinder täglich Wasser in den allgegenwärtigen gelben 20-Liter-Kanistern kaufen und nach Hause tragen. Sie kaufen das Wasser von Kartellen, wie Kennedy Odede die informellen Wasserhändler nennt, von deren Preisen die Menschen abhängig sind.
Illegales und teures Wasser für die Bevölkerung
Die Kartelle zapfen illegal die staatlichen Wasserleitungen an. Über dünne Schläuche leiten sie das Wasser in die Slums, zu ihren Tanks. Oft mitten durch die offenen Abwasserkanäle und Müllhalden, wodurch das Wasser kontaminiert wird.
Die Menschen in Kibera sind abhängig von den Wasserpreisen der Kartelle, in der Trockenzeit steigt der Preis. Aktuell liegt er bei umgerechnet acht Cent für 20 Liter. Das klingt erstmal wenig, ist aber eine Menge Geld, denn mehr als die Hälfte der Menschen in Kibera leben von weniger als einem Euro am Tag. Im Verhältnis zu den oft sehr niedrigen Einkommen, geben sie viel Geld für Wasser aus.
"Regierung muss aktiv werden"
Kennedy Odede und seine NGO Shofco wollen das ändern, denn:
Seine NGO fördert jetzt Grundwasser, bereitet es auf und leitet es über ein Rohrsystem auf vier Metern Höhe zu 24 Kiosken. 20 Liter kosten hier knapp zwei Cent. Und das Wasser ist sauber, weil es nicht durch die Abwässer und Müllhalden läuft.
Damit sich die Lage hier ändert, muss die Regierung aktiv werden, so Kennedy Odede.
Denn die Reichen in Kenia hätten Wasser, auch weil sie mit einer geeinten Stimme sprechen und die Regierung dazu bringen, sie ordentlich zu versorgen, so Odede. "Warum also nicht die Menschen in Kibera?"
Kennedy Odede ist optimistisch, dass sich die Lage verbessern wird. In Kibera gibt es erste Anzeichen: Im vergangenen Jahr wurden mehrere Straßen befestigt und die Teile, die formalisiert werden, sind ans Abwassersystem angeschlossen. Sollte die Veränderung nicht kommen, dann warnt er die Regierung schon jetzt: "In Zeiten der sozialen Medien kann sich die Jugend schnell vernetzen. Die Wassersituation birgt das Potenzial für einen Aufstand."