Dem ZDF-Magazin frontal und dem "Spiegel" sind schockierende Aufnahmen aus Schweineställen zugespielt worden. Alle diese Betriebe liefern an den Westfleisch-Konzern.
Kranke Schweine, krankes System?
Die Videos aus dem Schweinestall sind nichts für schwache Nerven: Tiere mit offenen Wunden, blutige Schwänze, Schweine, die nicht mehr aufstehen können, tote Tiere.
Diese Aufnahmen, die dem ZDF-Magazin frontal und dem "Spiegel" aus mehreren Zuliefer-Betrieben des Westfleisch-Konzerns zugespielt wurden, dokumentieren schwere Tierschutzverletzungen.
Erklärungsversuch aus der Landwirtschaft
Entstanden sind die Bilder auch im Stall von Carsten Amelung. Der Bauer versucht, das zu erklären: Tierschützer hätten in seinem Stall gefilmt und jetzt stehe er als der da, der seine Tiere im Stich lässt, erklärt Amelung. Das will er nicht auf sich sitzen lassen:
Amelung erzählt von Ferkeln, die plötzlich anfingen, sich massiv gegenseitig in die Schwänze zu beißen. Von rasant um sich greifenden Infektionen im Stall, die er lange nicht in den Griff bekam, egal was er und der Tierarzt auch versuchten.
Gebessert habe sich die Situation erst, als er den Ferkel-Lieferanten wechselte und er auf eine andere Rasse umstieg.
Schweine der sogenannten "Tierwohl-Stufe 2"
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Dabei versichert Mäster Amelung, er mache mehr für den Tierschutz als andere. Seine Schweine hält er auf der sogenannten "Tierwohl-Stufe 2", das bedeutet zum Beispiel etwas mehr Platz.
"Glauben Sie mir, ich bin damals überhaupt nicht gerne in den Stall gegangen, das hat mir schlaflose Nächte bereitet."
Aufnahmen von Westfleisch-Betrieben
In insgesamt sieben Betrieben haben Tierschützer gefilmt. Jan Peifer vom Deutschen Tierschutzbüro hat die Aufnahmen an die Öffentlichkeit gebracht. Er erhebt schwere Vorwürfe:
Peifer will mit den Bildern einerseits der Öffentlichkeit die Lust aufs Schwein nehmen, empfiehlt eine vegane Ernährung, und andererseits den öffentlichen Druck aufs System erhöhen.
Tierärztin: Ein "No-Go"
ZDF frontal und der "Spiegel" haben mehrere Stunden Videomaterial aus den Schweineställen gesichtet und unabhängigen Experten vorgelegt. Eine davon: Inge Böhne, Fachtierärztin für Schweine. Die Visite von Ställen ist ihr tägliches Geschäft. Die Aufnahmen der Tierschützer sind für sie dennoch außergewöhnlich:
Viele der Verletzungen in den Ställen ließen sich vermeiden, wenn die Tiere mehr Platz und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten hätten. "Dann lässt sich Schwanzbeißen verhindern und viele Verletzungen haben ihren Ursprung im Schwanzbeißen, die aufsteigenden Infektionen führen zu Gelenkentzündungen, zu schwersten allgemeinen Infektionen."
Westfleisch: Politik muss etwas tun
Was alle Aufnahmen gemeinsam haben: Sie stammen aus Schweinemast-Betrieben, die den Fleischfabrikanten Westfleisch aus Münster beliefern, nach Tönnies die Nummer zwei in Deutschland. Westfleisch erklärt auf Nachfrage von ZDF frontal, amtliche Veterinäre würden vor und während der Schlachtung untersuchen, ob es bei angelieferten Schweinen Anzeichen für Tierschutzverletzungen gäbe.
Vom Metzgersohn auf die Liste der reichsten Deutschen - der Aufstieg des Clemens Tönnies war rasant. Kein anderer Konzern schlachtet in Deutschland so viele Schweine wie Tönnies.
Westfleisch weist außerdem den Vorwurf zurück, seine Lieferanten zu wenig für Tierschutz zu zahlen und teilt mit: "Generell müssen wir endlich klären, welche Nutztierhaltung wir uns in Deutschland tatsächlich leisten wollen. Wenn wir mehr Tierwohl haben wollen, muss das auch wirtschaftlich für die Landwirte funktionieren. Entsprechende Vorschläge liegen auf dem Tisch."
Discounter: Weltweites Überangebot als Ursache
Westfleisch beliefert die großen deutschen Einzelhandelsketten. ZDF frontal hat diese mit den Recherchen aus den Schweineställen konfrontiert und gefragt, ob Discount-Preise für Fleisch eine Ursache für Tierschutz-Probleme sind. Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd betonen, das weltweite Überangebot an Schweinefleisch führe zu starken Preisschwankungen. Ab Juli hätten deshalb die Verbraucher von niedrigen Preisen profitiert.
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In einem Positionspapier konstatiert der Discounter Aldi zur Nutztierhaltung:
Dafür sei der Lebensmitteleinzelhandel nicht verantwortlich. Es folgen Forderung an die Politik: "Deshalb muss die nächste Bundesregierung ein Finanzierungsinstrument beschließen, das direkt bei veränderungsbereiten Landwirt:innen ankommt."
Minister Özdemir kündigt Unterstützung an
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) verspricht, die Bauern zu unterstützen. Er will in den kommenden vier Jahren eine Milliarde Euro für mehr Tierschutz im Stall bereitstellen. Auf Nachfrage von ZDF frontal muss der Minister aber einräumen, dass die Finanzierung noch nicht sicher ist.
Offenbar gibt es Streit in der Koalition. Er sei für alle Vorschläge grundsätzlich zu haben.
Landwirtschaftsminister Özdemir stellte ein fünfstufiges Modell für ein staatlich verbindliches Label vor, das ab kommendem Jahr bei Schweinefleisch das Wohl der Tiere kennzeichnen soll.
Jährlich hören zehn Prozent der Schweine-Betriebe auf
Ohne langfristige politische Unterstützung - das zeichnet sich ab - werden viele Schweine-Betriebe in Deutschland eher dicht machen. Schon jetzt geben Jahr für Jahr fast zehn Prozent der Schweine-Betriebe auf.
Auch Carsten Amelung ist nicht erst durch die Video-Aufnahmen der Tierschützer die Lust an seinem Job ziemlich vergangen:
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