An WhatsApp führt faktisch kein Weg vorbei: Die eigenen Freunde haben es, deswegen nutzt kaum jemand andere Messengerdienste wie Threema oder Signal. Doch das ändert sich jetzt.
Es ist eine der beliebtesten Apps der Deutschen. Und eine der mächtigsten. 50 Millionen Deutsche haben WhatsApp auf ihrem Smartphone. Von den Jüngeren nutzt faktisch jeder täglich WhatsApp. Jeder. Marktanteil: Fast 100 Prozent.
Längst ist WhatsApp marktbeherrschend. Es gibt zwar andere Messengerdienste wie Telegram, Threema oder Signal. Doch wer lädt sich schon Threema runter, wenn der komplette Freundeskreis schon bei WhatsApp ist? Der EU-Abgeordnete Patrick Breyer sagt ZDFheute:
- Acht Alternativen zu WhatsApp
WhatsApp ist der mit Abstand meistgenutzte Messengerdienst in Deutschland. Dabei gibt es auch Alternativen wie Signal oder Threema.
EU-Parlament beschließt "WhatsApp-Gesetz"
Doch das wird jetzt anders. Am Dienstag hat das EU-Parlament ein Gesetz verabschiedet, das WhatsApp dazu zwingt, sich für andere Messengerdienste zu öffnen. Wer zum Beispiel Threema auf seinem Handy hat, kann künftig auch WhatsApp-Nutzern eine Nachricht schreiben, ohne selbst WhatsApp runterladen zu müssen. Das Prinzip heißt "Interoperabilität".
WhatsApp-Nutzer bekommen dann eine Anfrage, ob sie eine Nachricht von einem Threema-Nutzer annehmen wollen. "Das verändert den kompletten Messengermarkt", sagt Breyer. "Zum ersten Mal haben die Nutzer eine echte Wahl, welchen Messenger sie nutzen wollen. Alternative Messenger bekommen die Chance, mit dem Platzhirschen WhatsApp in den Wettbewerb zu treten."
WhatsApp, das zu Facebook gehört, hatte vor einem Jahr neue Geschäftsbedingungen eingeführt und Daten an Facebook weitergegeben. Zwar wollten damals viele Nutzer zu Threema oder Signal wechseln. Doch weil sie dann von ihren Freunden abgeschnitten worden wären, blieben viele trotzdem bei WhatsApp.
- Grenzen für Facebook, Google und Co.
Das EU-Parlament hat auch eine Regulierung der großen Internetkonzerne wie Facebook, Google oder Amazon beschlossen. Unter anderem müssen die Konzerne gegen Hassrede vorgehen.
Threema erteilt den Plänen eine Absage
Kritik kommt von Threema selbst. Der Messengerdienst hält die EU-Regelung zwar für gut gemeint. Doch am Ende könnte sie den Datenschutz schwächen. So würden insgesamt mehr Daten anfallen, die bei jedem einzelnen Messengerdienst gespeichert würden. "Wir hätten keinen Einfluss mehr darauf, was mit den Daten bei anderen Anbietern geschieht", teilt Threema ZDFheute mit.
Verbindlich ist die neue Regel laut EU nur für große Anbieter mit monatlich mehr als 45 Millionen aktiven Nutzern, also etwa WhatsApp oder den Messenger von Facebook. Kleinere Anbieter wie Threema dürfen frei entscheiden, ob sie ihren Nutzern den Zugang zu WhatsApp ermöglichen wollen. Threema teilt mit, genau das aber nicht tun zu wollen.
Der Piraten-Abgeordnete Patrick Breyer sagt, Nachrichten zwischen den Messengern müssten natürlich datenschutzkonform übermittelt werden, etwa durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Er verweist auf eine Übergangszeit. Für die Umsetzung der neuen Regel hat WhatsApp jetzt zwei Jahre Zeit.