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Widerstand in Russland : Gibt es die Nationale Republikanische Armee?

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Seit drei Wochen wird gerätselt, ob tatsächlich die "Nationale Republikanische Armee" existiert. Es ist nicht die einzige offene Frage, die den Widerstand in Russland betrifft.

Ermittler arbeiten am Ort der Explosion eines von Daria Dugina gefahrenen Autos außerhalb von Moskau
Darja Dugina wurde von einer Autobombe getötet. Hier arbeiten Ermittler am Ort der Explosion. Die "Nationale Republikanische Armee" beanspruchte später den Anschlag für sich.
Quelle: dpa

Der vor knapp drei Wochen verübte Bombenanschlag auf die rechtsradikale Journalistin Darja Dugina wirft viele offene Fragen auf. Genau wie die "Nationale Republikanischen Armee" - eine bis dahin unbekannte Widerstandsgruppe, die sich nicht nur zu dem Bombenattentat auf Darja Dugina bekannt hat.

"Wir, russische Aktivisten, Militärs und Politiker, jetzt Partisanen und Kämpfer der "Nationalen Republikanischen Armee", wir ächten die Kriegstreiber, Räuber und Unterdrücker Russlands", heißt es zu Beginn einer am 21. August veröffentlichten Erklärung auf dem Telegram-Kanal "Rospartizan".

Darin bezeichnet die Widerstandsgruppe nicht nur Präsident Wladimir Putin als "Usurpator" (jemand, der unrechtmäßig die Macht an sich gerissen hat), sondern kündigt auch Gewaltaktionen gegen Politiker, Beamte, Geschäftsleute und weitere Personen an, die das Regime von Putin stützen. "Es lebe das freie Russland", heißt es weiter in der Erklärung, die mit den Worten endet:

Lasst uns unser Mutterland vom Schmutz reinigen! Der Sieg wird uns gehören!
Nationale Republikanische Armee

"Keine handfesten Belege für Existenz"

Doch so groß das durch die Erklärung entstandene Aufsehen war, so groß sind vom ersten Moment an auch die Zweifel, ob diese Widerstandsgruppe auch tatsächlich existiert. "Trotz dieser Erklärung gibt es keine handfesten Belege für deren Existenz", sagt Fabian Burkhardt, Politikwissenschaftler des Leibniz-Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung, ZDFheute.

Nicht anders sieht es der langjährige Direktor des Moskauer Büros der Heinrich-Böll-Stiftung, Jens Siegert. "Es ist schwer etwas einzuschätzen, von dem man nicht weiß, ob es überhaupt existiert", so der Russland-Experte.

Zweifelhaftes Interview mit vermeintlichem Widerstandsführer

Es sind Zweifel, die auch durch zwei weitere öffentliche Auftritte in der vergangenen Woche nicht geringer wurden. Auf dem englischsprachigen Nachrichtenportal "Kyiv Post" erschien in der vergangenen Wochen ein Interview mit einem angeblichen Anführer der Widerstandsgruppe. In dem Interview erklärt "Aleksandr" unter anderem, dass der Anschlag sowohl Darja Dugina als auch ihrem Vater galt.

Doch statt Alexander Dugin sei eine bis heute unbekannte Person mit der Journalistin ins Auto gestiegen. Zudem geht der angebliche Widerstandskämpfer mit der russischen Opposition hart ins Gericht, der er "Feigheit und Untätigkeit" vorwirft.

Wer ist Ilja Ponomarjow?

Ein weiterer öffentlichkeitswirksamer Auftritt war am 1. September die Unterzeichnung einer Kooperationserklärung mit zwei russischen Gruppen, die auf Seite der Ukraine kämpfen. Im Namen der "Nationalen Republikanischen Armee" unterzeichnete jedoch kein Vertreter der Widerstandsgruppe, sondern Ilja Ponomarjow. Ein ehemaliger Duma-Abgeordneter der kommunistischen Partei in Russland, der heute in der Ukraine lebt.

Ponomarjow tritt seit zwei Wochen als eine Art Kontaktmann und Vertreter der "Nationalen Republikanischen Armee" auf. Von oppositionellen Aktivisten, die bis heute vor allem auf gewaltfreien Widerstand setzen, wird Ponomarjow schon lange kritisch gesehen.

Es ist nicht auszuschließen, dass Ponomarjow nun versucht, mit der "Nationalen Republikanischen Armee" den Widerstand in Russland zu radikalisieren.
Fabian Burkhardt, Politikwissenschaftler

Auch deshalb, weil in Russland seit Monaten Anschläge auf Rekrutierungsbüros der Armee, Sabotageakte auf Bahngleise oder Brandanschläge auf Autos stattfinden, auf denen das Z-Symbol groß zu erkennen ist. Doch auch hier kann man nicht sagen, wer für diese verantwortlich ist.

Dahinter können organisierte Gruppen stehen, möglicherweise der ukrainische Geheimdienst oder auch beide.
Jens Siegert, Russland-Experte

"Möglich ist auch, dass dies Einzelaktionen sind. Zum Beispiel von Personen, die Angst vor einer Einberufung haben", ergänzt Burkhardt.

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