Auch ein Dreivierteljahr nach der Hochwasserkatastrophe sind die gewaltigen Dimensionen der Zerstörung in den Flutgebieten sichtbar. Der Wiederaufbau läuft nur schleppend.
Im Juli 2021 verwüsteten Starkregen und Hochwasser das Ahrtal in Rheinland-Pfalz und Teile Nordrhein-Westfalens. Bis jetzt verzögert sich der Wiederaufbau in den Flutgebieten.
Gründe dafür gibt es viele: Überall mangelt es an Handwerkern und Baustoffen, Versicherungen zahlen nur schleppend, die Anträge für Gelder aus dem staatlichen Wiederaufbaufonds sind sehr kompliziert und werden nur langsam bewilligt. Fast allen Flutopfern geht das Geld aus. So sind viele auf die Unterstützung von privaten Hilfsorganisationen angewiesen.
Bei "Baustoffspenden NRW" bekommen Betroffene kostenlos Baumaterial
Das Bild vom Riesenloch in Erftstadt wurde zu einem weltweiten Symbol für die Jahrhundertkatastrophe. Heute gilt die Stadt in Nordrhein-Westphalen als wichtige Anlaufstelle für Flutopfer aus beiden betroffenen Bundesländern.
In einem ehemaligen Autohaus liegt das Lager von Baustoffspenden NRW. Hier können sich Betroffene mit einer Hochwasserbescheinigung ausweisen und kostenlos Baumaterialien mitnehmen, die sie dringend für den Wiederaufbau benötigen. "Alle Waren wurden von Firmen oder Privatleuten gespendet. Besonders beliebt ist weiße Farbe, Beton, Silikon. Manchmal benötigen die Menschen aber auch nur Pinsel oder Arbeitshandschuhe", sagt Tibor Schady.
Der Leiter von "Baustoffspenden NRW" ist ein Helfer der ersten Stunde. Er koordiniert die Arbeit von über 150 freiwilligen HelferInnen, die sich bis heute in den Flutgebieten engagieren.
Mittlerweile wird das Baustoffprojekt von der Stadt, dem Arbeiter-Samariter-Bund und durch Spendengelder unterstützt.
Nach der Flut im Juli 2021 wird im Eifelstädtchen noch immer überall gearbeitet. Wie weit ist der Wiederaufbau mittlerweile fortgeschritten? Können die Geschäfte im City-Outlet Bad Münstereifel im Sommer wieder öffnen?
Freiwillige "Dachzeltnomaden" helfen im Ahrtal
Auch im Ahrtal in Rheinland-Pfalz sind Flutopfer auf private Hilfe angewiesen. Die "Dachzeltnomaden" werden über Spenden finanziert und sind seit der Flutkatastrophe im Dauereinsatz. Aus ganz Deutschland reisen die ehrenamtlichen HelferInnen an und campen auf Autodächern. "Wir waren jetzt insgesamt schon über 2.000 Leute, die zum Teil mehrere Wochen ihre Freizeit und ihren Urlaub hier verbracht haben, um vor Ort zu helfen", sagt Dennis Brandt, Gründer der "Dachzeltnomaden".
Viele Häuser sind immer noch unbewohnbar. Allein im Ahrtal haben 17.000 Menschen ihr Hab und Gut verloren. Mehr als 9.000 Gebäude sind zerstört. Regelmäßig ziehen die Dachzeltnomaden durch die Dörfer und packen mit an. Bei vielen Betroffenen liefen über Monate die Bautrockner, andere Häuser müssen immer noch entkernt werden. Bei einigen steht noch gar nicht fest, ob sie überhaupt saniert oder abgerissen werden müssen.
Neun Monate nach der Flut fühlen sich viele Betroffene mit ihren Problemen allein gelassen, so Dennis Brandt. Ohne den Zusammenhalt und die Unterstützung von den Dachzeltnomaden hätte wohl so manch einer längst aufgegeben.
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