Nicht überall ist Windenergie willkommen: In Lateinamerika sehen indigene Gemeinden den Eingriff in die Natur kritisch - und fürchten um die Biodiversität.
Insgesamt sollen 44 Turbinen den Weg in die neue schöne Welt der erneuerbaren Energien ebnen. In der Region Biobio im Süden Chiles wird dann laut des gleichnamigen Unternehmens der 145 Megawatt-Windpark "Campo Lindo" Strom aus Wind erzeugen und über eine 20 Kilometer lange Übertragungsleitung in das Netz einspielen.
Doch es regt sich Kritik. Mitglieder der indigenen Gemeinde "Moluche de Mulchén", die in der Region Biobio zu Hause sind, protestieren gegen das Vorhaben, das ein fester Bestandteil des Plans ist, auch in Chile die erneuerbaren Energien deutlich voranzubringen. Es gehe um den Schutz der Biodiversität und eine bessere Lebensqualität, bringen die Nachfahren der Ureinwohner zum Ausdruck.
Schlechte Erfahrungen mit Energie-Unternehmen
Vorausgegangen war eine Erklärung des Betreibers, dass der Windpark noch in diesem Jahr starten soll. Die indigene Gemeinde fühlt sich und ihre Bedenken - unter anderem wegen des Vogelschutzes - ubergangen.
Der Fall aus Chile ist nicht der einzige. Das Misstrauen der indigenen Bevölkerung resultiert meist aus schlechten Erfahrungen mit Unternehmen aus anderen Energiebranchen, die vor Baubeginn viel versprechen und dann meist wenig halten. Oder erst gar nicht die nach indigenem Rechtsverständnis notwendige Erlaubnis durch eine Art Referendum auf indigenen Territorien einholen.
Doku: Chile ist auf dem Weg, ein "grüner Riese" zu werden und setzt auf erneuerbare Energien.
Das kritisierten unter anderem die Wayuu in der nordkolumbianischen Provinz La Guajira. Sie sprachen von einer Invasion ihres windreichen Territoriums und einer Entweihung heiliger Stätten wie die eines indigenen Friedhofs.
Mexiko: Indigene verbuchen Erfolg gegen Energiekonzern
In Mexiko führte der indigene Protest zum Erfolg. Vor einigen Tagen wurde bekannt, dass die Gemeinde Unión Hidalgo den juristischen Streit gegen den größten geplanten Windpark in Lateinamerika, gewonnen hat.
Der französische Energiekonzern EDF muss seinen Plan vom Mega-Windpark "Gunaa Sicarú" begraben. Einer, der dagegen geklagt hat, misstraute den Versprechungen von EDF und verwies auf ein ähnliches Projekt, das er intensiv beobachtete.
Cerro Dominador in Chile wurde ans Netz angeschlossen. Die Energiegewinnung funktioniert ohne Solarzellen und soll jährlich bis zu 640.000 Tonnen CO2 einsparen.
"Ich habe den Bauprozess von Piedra Larga gesehen, ich habe die Auswirkungen gesehen, die dieser Park auf die Umwelt hatte", sagt Pedro Matus, Bauer und Verteidiger der Gemeinde. "Und wenn nun dieser (Park Gunaa Sicarú) gebaut worden wäre, hätte sich eine künstliche Barriere von der Gemeinde Santo Domingo Ingenio nach Juchitán und El Espinal gebildet, die das Land, die Flora und die Fauna beeinträchtigt hätte."
Juristin warnt vor Menschenrechtsverletzungen
Das Misstrauen ist offenbar hausgemacht. Es gebe immer wunderschöne Präsentationen, in denen das ökologische und soziale Engagement herausgestellt werde, aber die Realität sei dann eine andere, beklagt laut Portal "Causanatura.org" Rechtsanwältin Miriam Saage-Maaß vom European Center for Constitutional and Human Right (ECCHR).
Und dazu zählt, dass die indigene Bevölkerung nicht zustimmen muss, sondern auch mit ihren - den Europäern oft fehlenden - Erfahrungen in den Bauprozess eingebunden wird.
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