Interview
Größtes Infrastrukturprojekt:CSU-Minister Bernreiter: "Wissing kneift"
08.07.2022 | 13:19
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Der Ausbau der S-Bahn in München wird teurer. Viel Gesprächsbedarf mit Bundesverkehrsminister Wissing bei seinem Antrittsbesuch in Bayern. Doch das Treffen kommt nicht zustande.
Kritik an Volker Wissing von der CSU in Bayern - wegen eines geplatzten Termins
Quelle: epa
Die gute Nachricht: Die lange ersehnte Entlastung für die überbeanspruchte und pannenanfällige S-Bahnstrecke in München kommt. Doch was nun immer klarer wird, erinnert an das Drama um den Berliner Flughafen oder den Stuttgarter Bahnhof.
Denn die zweite Tunnelröhre in München dürfte deutlich mehr Geld verschlingen als angenommen: Statt 3,8 geht man nun von 7,2 Milliarden Euro aus. Und die ersten Züge werden auch nicht, wie ursprünglich geplant, 2028 sondern wohl erst 2037 rollen. In München brodelt es.
Wie passend, dass sich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am 30. Juni zum Antrittsbesuch in Bayern angekündigt hat. Beim Kennenlerntermin wollten Ministerpräsident Markus Söder und der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (beide CSU) auch das Tunnel-Desaster und die Frage der Finanzierung ansprechen. Schließlich, so sagt Bernreiter, habe sich der Bund verpflichtet, 60 Prozent der Kosten dieses Großprojekts zu übernehmen.
Wissing: Weiß nichts von Gesprächen
Doch dann die böse Überraschung: Wissing sagt den Termin kurzfristig und - laut bayerischem Verkehrsministerium - ohne Angabe von Gründen ab. Im ZDF-Interview erklärt Wissing, er sei erstaunt, wie viele Leute erzählt hätten, einen Termin mit ihm vereinbart zu haben. "Von diesen Gesprächen weiß ich nichts," so Wissing wörtlich. Und weiter:
Wenn der Kollege aus Bayern um einen Gesprächstermin bittet, dann bekommt er ihn.
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister
Christian Bernreiter versteht die Welt nicht mehr. Der bayrische Verkehrsminister versuchte bereits seit seiner Amtsübernahme im März, einen Termin bei Wissing zu bekommen. Doch obwohl das Schreiben beim Bundesverkehrsministerium eingegangen ist und auch quittiert wurde, wartet Bernreiter bis heute auf ein Gespräch.
Größtes Infrastrukturprojekt in Deutschland
Das sei ein schlechter Stil, ärgert sich der CSU-Politiker. "Herr Wissing kneift." Wenn es für die Absage einen triftigen Grund gegeben hätte, hätte man sofort einen neuen Termin ausmachen können, doch das sei nicht erfolgt, so Bernreiter.
Der Ausbau der Stammstrecke gilt derzeit als das größte Infrastrukturprojekt in Deutschland. Fatal, wenn wichtige Fragen dieses Mammutvorhabens wegen Terminstreitigkeiten auf die lange Bank geschoben würden.
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