Linken-Chefin Wissler will erneut antreten - doch bei der Wahl zum Parteivorsitz im Juni erhält sie Konkurrenz: Auch Sören Pellmann und Martin Schirdewan erklärten ihre Kandidatur.
Die Kampfkandidaturen um den Linken-Parteivorsitz nehmen Formen an. Die derzeitige Parteichefin Janine Wissler, die trotz der jüngsten Wahlniederlagen erneut antreten will, bekommt Konkurrenz vom sächsischen Bundestagsabgeordneten Sören Pellmann und dem Europaabgeordneten Martin Schirdewan.
Beide haben ihre Kandidaturen für den Parteivorsitz der Linken angekündigt, der Ende Juni in Erfurt neu gewählt wird - es soll eine Doppelspitze geben.
Wahlniederlagen und Berichte über sexuelle Übergriffe
Bevor die beiden Kandidaturen feststanden, hatte die aktuelle Linken-Vorsitzende Janine Wissler bereits am Dienstag im Deutschlandfunk gesagt, dass sie mit Kampfkandidaturen um die Spitze rechne. Sie werde abwarten, wer in den nächsten Tagen Bewerbungen für die Parteispitze erkläre, und dann Gespräche führen, sagte Wissler. Wichtig sei ein gutes Team, das sich vertrauen könne.
Die Linke befindet sich in einer schweren Krise. Im April war die Ko-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow nach nur 14 Monaten zurückgetreten. Als Gründe nannte sie neben privaten Motiven die gescheiterte Erneuerung der Partei und die Berichte über sexuelle Übergriffe bei der hessischen Linken.
Zuletzt hatte die Partei bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und im Saarland den Einzug in die Parlamente verpasst.
Wissler räumt widersprüchliche Positionen ein
Janine Wissler räumte ein, dass Linken-Politiker widersprüchliche Positionen zu Themen wie Klimaschutz, Ukraine-Krieg oder der Corona-Pandemie vertreten haben. Sie rief dazu auf, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit nicht als Gegensätze zu betrachten, beides gehöre zusammen. Die Linke müsse sich als zeitgemäße Gerechtigkeits- und konsequente Friedenspartei präsentieren.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei genauso scharf zu kritisieren wie zuvor amerikanische Angriffskriege verurteilt worden seien, sagte Wissler weiter. Sie forderte von ihrer Partei zudem weniger öffentlichen Streit und mehr Geschlossenheit.
Pellmann und Schirdewan kandidieren
Parteivorsitz-Kandidat Sören Pellmann sagte bei einer Pressekonferenz in Berlin, es gehe für die Linke künftig darum, "mehr miteinander als übereinander zu reden". Der Bundestagsabgeordnete betonte zur inhaltlichen Ausrichtung:
Als weiteren Schwerpunkt nannte er, "klare Kante gegen Rechtsextreme" zu zeigen.
Martin Schirdewan sagte am Dienstag dem ARD-Hauptstadtstudio, die Linke befinde sich in einer schwierigen Phase. Er traue sich zu, "in einem Team, das vertrauensvoll zusammenarbeitet, die Partei aus dieser Krise zu führen". Es gehe darum, das Profil "als moderne sozialistische Gerechtigkeitspartei wieder stärken".
Schirdewan ist Co-Fraktionsvorsitzender der Linken im EU-Parlament. Der 46-Jährige wurde in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Politikwissenschaftler und zog 2017 als Nachrücker erstmals ins EU-Parlament ein.
Der 45-jährige Pellmann errang bei der Bundestagswahl im vergangenen September das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig II. Er sitzt seit 2017 im Bundestag. Der Grundschullehrer ist Ostbeauftragter der Linken-Bundestagsfraktion und Sprecher für Inklusion und Teilhabe.
- Linkspartei erstarrt im "Weiter so"
Die angeschlagene Linken-Chefin Janine Wissler will wieder für den Parteivorsitz kandidieren. Das passt zu einer Partei, die den Reset braucht, aber den Reset-Knopf nicht findet.