Bei der Wahl zum Parteivorsitz im Juni bekommt Linken-Chefin Wissler noch mehr Konkurrenz: Heidi Reichinnek erklärte nach Sören Pellmann und Martin Schirdewan ihre Kandidatur.
Die Kampfkandidaturen um den Linken-Parteivorsitz werden mehr: Die niedersächsische Bundestagsabgeordnete Heidi Reichinnek erklärte am Mittwoch ihre Kandidatur. Bereits am gestrigen Dienstag hatten das der sächsische Bundestagsabgeordnete Sören Pellmann und der Europaabgeordnete Martin Schirdewan getan.
Trotz der jüngsten Wahlniederlagen will die aktuelle Parteichefin Janine Wissler beim Parteitag Ende Juni in Erfurt erneut antreten - dort soll eine Doppelspitze gewählt werden. Janine Wissler ist seit Anfang 2021 im Amt.
Partei-Krise durch Berichte sexueller Übergriffe und Wahlniederlagen
Die Linke steckt nach einer Serie von Wahlniederlagen und internen Streitigkeiten in der Krise. Vorwürfe sexueller Übergriffe in Wisslers hessischem Landesverband sorgten zuletzt für Aufregung.
Die Ko-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow trat im April nach nur 14 Monaten zurück, aus privaten Gründen, aufgrund einer verfehlten Partei-Erneuerung und den Berichten über sexuelle Übergriffe bei der hessischen Linken. Ende Juni soll die gesamte Parteispitze neu gewählt werden. Bei den Wahlen in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Schleswig-Holstein hatte die Partei jeweils den Parlaments-Einzug verpasst.
Wissler will um ihre Position kämpfen
Die 41-jährige Janine Wissler hat sich nach einigem Zögern und trotz der jüngsten Misserfolge entschlossen, erneut zur Wahl anzutreten. Sie habe "was vor mit dieser Partei", sagte sie im Deutschlandfunk.
"Die Ampel braucht Druck von links", so Wissler. Sie forderte von ihrer Partei zudem weniger öffentlichen Streit und mehr Geschlossenheit. Wissler räumte ein, dass Linken-Politiker widersprüchliche Positionen zu Themen wie Klimaschutz, Ukraine-Krieg oder der Corona-Pandemie vertreten haben.
Reichinnek, Pellmann und Schirdewan kandidieren
Die Bundestagsabgeordnete Heidi Reichinnek schrieb in einer Erklärung zu ihrer Kandidatur: "Wenn wir die Krise unserer Partei überwinden wollen, muss sich die viel beschworene Erneuerung auch im Parteivorstand widerspiegeln."
Parteivorsitz-Kandidat Sören Pellmann sagte bei einer Pressekonferenz in Berlin, es gehe für die Linke künftig darum, "mehr miteinander als übereinander zu reden". Der Bundestagsabgeordnete betonte zur inhaltlichen Ausrichtung:
Als weiteren Schwerpunkt nannte er, "klare Kante gegen Rechtsextreme" zu zeigen.
Martin Schirdewan sagte am Dienstag dem ARD-Hauptstadtstudio, die Linke befinde sich in einer schwierigen Phase. Er traue sich zu, "in einem Team, das vertrauensvoll zusammenarbeitet, die Partei aus dieser Krise zu führen". Es gehe darum, das Profil "als moderne sozialistische Gerechtigkeitspartei wieder stärken".
Diese Ämter haben Reichinnek, Pellmann und Schirdewan inne
Schirdewan ist Co-Fraktionsvorsitzender der Linken im EU-Parlament. Der 46-Jährige wurde in Ost-Berlin geboren, arbeitete als Politikwissenschaftler und zog 2017 als Nachrücker erstmals ins EU-Parlament ein.
Die 34-jährige Reichinnek ist niedersächsische Landesvorsitzende und war früher in der linken Jugendorganisation "Solid" aktiv.
Der 45-jährige Pellmann errang bei der Bundestagswahl im vergangenen September das Direktmandat im Wahlkreis Leipzig II. Er sitzt seit 2017 im Bundestag. Der Grundschullehrer ist Ostbeauftragter der Linken-Bundestagsfraktion und Sprecher für Inklusion und Teilhabe.
- Linkspartei erstarrt im "Weiter so"
Die angeschlagene Linken-Chefin Janine Wissler will wieder für den Parteivorsitz kandidieren. Das passt zu einer Partei, die den Reset braucht, aber den Reset-Knopf nicht findet.