Kritik nach homophober Aussage des WM-Botschafters von Katar

    Nach homophober Aussage:Queerbeauftragter fordert Teil-Boykott der WM

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    von Dominik Rzepka
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    Schwulsein ist "ein geistiger Schaden", sagt der WM-Botschafter Katars. Ministerin Faeser kritisiert die Aussage, der Queerbeauftragte der Bundesregierung fordert den Teil-Boykott.

    Der Queerbeauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, fordert einen Teil-Boykott der Fußball-WM in Katar. Die WM dürfe weder für Katar noch für die FIFA ein Erfolg werden, sagt Lehmann ZDFheute.

    Dafür können wir alle sorgen: nicht anschauen, nicht hinfahren, keinen Merchandise kaufen.

    Sven Lehmann, Queerbeauftragter der Bundesregierung

    Sollten die deutschen Nationalspieler die Menschenrechtslage vor Ort kritisieren, bräuchten sie dafür den Rückhalt vom DFB. Außerdem dürften sportliche Großveranstaltungen künftig nicht mehr in Länder vergeben werden, "die die Menschenrechte derart mit Füßen treten", so Lehmann (B'90/Grüne).

    WM-Botschafter nennt Schwulsein einen Schaden

    Auslöser für die Kritik sind Äußerungen des WM-Botschafters von Katar, Khalid Salman. In der ZDF-Dokumentation "Geheimsache Katar" sagt er über Homosexualität:

    Es ist ein geistiger Schaden.

    WM-Botschafter Katar über Homosexualität

    Wörtlich sprach Salman von einem "damage in the mind" und dass Schwulsein "haram", also eine Sünde sei. "Während der WM werden viele Dinge hier ins Land kommen. Lass uns zum Beispiel über Schwule reden", so Salman im Gespräch mit ZDF-Moderator Jochen Breyer. "Das Wichtigste ist doch: Jeder wird akzeptieren, dass sie hier herkommen. Aber sie werden unsere Regeln akzeptieren müssen."
    Während des Interviews geht der Pressesprecher vom WM-Organisationskomitee dazwischen.
    Sehen Sie oben einen Ausschnitt aus der Doku, die die Stelle mit den Aussagen Salmans zeigt und hier die Doku "Geheimsache Katar" in voller Länge:
    "ZDFzeit: Geheimsache Katar": Blick in ein leeres, hell beleuchtetes Fußballstadion. In der Mitte sind die dunklen Umrisse eines Menschen zu erkennen, der dem Betrachter den Rücken zukehrt
    Eine WM in der Wüste. Im Winter. Aller Kritik zum Trotz: Sportjournalist Jochen Breyer und Autorin Julia Friedrichs gehen der Frage nach, wie Katar dieser Coup gelingen konnte.15.12.2022 | 43:26 min

    Schwulenverband fordert Absage diplomatischer Reisen

    FDP-Vize Johannes Vogel nennt die Äußerungen Salmans "widerwärtig", der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) bezeichnet sie als nicht überraschend. Sie seien aber verstörend und eine Bedrohung gegenüber queeren Menschen.
    Das Auswärtige Amt müsse eine Reisewarnung für queere Menschen aussprechen. Außerdem dürfe Innen- und Sportministerin Nancy Faeser (SPD) nun erst recht nicht nach Katar reisen:

    Wir fordern die Bundesregierung jetzt auf, konsequent alle diplomatischen Reisen während und zur WM in Katar abzusagen.

    Alfonso Pantisano, Lesben- und Schwulenverband in Deutschland

    Faeser nannte die Äußerungen Salmans "furchtbar". Zuständig für die Sicherheit sei aber der dortige Innnenminister und dieser habe nichts an seinen bisherigen Aussagen geändert. Deswegen halte sie an ihren Reiseplänen fest. Faeser war gerade erst in Katar. Sie plant, während der WM erneut dorthin zu reisen.

    WM-Botschafter in ZDF-Doku
    :Salman: Homosexualität "geistiger Schaden"

    Zwar seien sie offiziell bei der WM willkommen - wie die Machthaber Katars aber tatsächlich über Menschen aus der LGBTQ-Szene denken, wird in einer neuen ZDF-Doku deutlich.
    ZDF-Moderator Jochen Breyer vor einem großen Stadion in Katar, Katar 07.11.2022

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