Bürgerliche Denkfabrik kritisiert "woke Linke"

    Bürgerliches Manifest:Denkfabrik sieht "woke Linke" als Bedrohung

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    Wissenschaftler und Politiker der Denkfabrik Republik21 warnen vor "extremistischen Rechten" genauso wie vor "woken Linken". Die freie Gesellschaft und Demokratie seien in Gefahr.

    Andreas Rödder, Leiter der Denkfabrik Republik21
    Andreas Rödder, Leiter der Denkfabrik Republik21
    Quelle: dpa

    Bürgerliche Politiker und Wissenschaftler warnen in einem Manifest vor einer Bedrohung der freien Gesellschaft durch linke Identitätspolitik. "Die Grundlagen der freien Gesellschaft und unseres demokratischen Gemeinwesens werden durch populistische und extremistische Rechte ebenso wie durch woke Linke bedroht", heißt es in dem am Montag veröffentlichten Manifest der Denkfabrik Republik21.
    Leiter der Denkfabrik ist der Mainzer Historiker Andreas Rödder, der derzeit als Professor an der Johns Hopkins University in Washington tätig ist und zudem am neuen CDU-Grundsatzprogramm mitarbeitet. Seine Stellvertreterin ist die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Am Montag findet in Berlin ein Kongress der Denkfabrik unter dem Titel "Wokes Deutschland - Identitätspolitik als Bedrohung unserer Freiheit?" statt.
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    "Woke Linke" im Gegensatz zum "alten weißen Mann"

    Die "woke Linke" halte westliche Gesellschaften für strukturell rassistisch, so die Denkfabrik. Weiße Menschen diskriminierten dort demnach Frauen, Migranten, Muslime und Queere. Auf der Gegenseite schüre eine radikale Rechte Ressentiments und formuliere eine identitäre Ideologie, die ihrerseits die Grundlagen der offenen Gesellschaft und der liberalen Demokratie angreife.



    Diese beiden Strömungen halten die Mitglieder von R21 für problematisch. Rödder, zurzeit Gastprofessor in Washington, meint: "Die Verhältnisse in den USA sind zwar nicht automatisch eine Blaupause für die Entwicklung in Deutschland, aber die Parallelen sind kaum zu übersehen."
    Er erlebe selbst, wie in den Schulen an der Ost- und Westküste die Vorstellung verbreitet werde, dass Weiße strukturell rassistisch seien und die ganze bürgerlich-liberale Gesellschaftsordnung auf Diskriminierung beruhe. "Das sickert längst auch ein in die Diskurse in Europa und Deutschland."

    Historiker Rödder: Gendern darf nicht zum Zwang werden

    Rödder betont, dass er selbstverständlich für Rücksicht und bürgerlichen Anstand etwa im Umgang mit gesellschaftlichen Minderheiten wie Transmenschen eintrete. Nicht in Ordnung sei dagegen, Diskussionen von vornherein mit der Begründung abzublocken, Betroffene könnten sich dadurch verletzt fühlen.

    Ich halte es zum Beispiel für absolut geboten, darüber zu sprechen, warum heute so viele Mädchen einen Geschlechtswechsel wünschen.

    Andreas Rödder, Leiter der Denkfabrik Republik21

    Eine kontroverse Diskussion dieses gesellschaftlichen Phänomens müsse möglich bleiben - "alles andere wäre absurd."
    Ebenso dürfe das Gendern nicht zum Zwang werden. "Sprachliche Sensibilität ist immer richtig, sprachliche Vorschriften sind nicht akzeptabel. Ich erlebe es an der Uni, dass gesagt wird: 'Wer nicht gendert, ist rechts.'"
    Quelle: dpa