Steinmeier im ZDF-Interview: "USA nicht in den Arm fallen"

    Steinmeier im Sommerinterview:Streubomben: "USA nicht in den Arm fallen"

    Kristina Hofmann
    von Kristina Hofmann
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    Die Lieferung von Streubomben an die Ukraine soll Berlin nicht blockieren. Das sagte Bundespräsident Steinmeier im ZDF-Sommerinterview. Man könne den USA "nicht in den Arm fallen".

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat im ZDF-Sommerinterview die Lieferung von Streubomben an die Ukraine durch die USA verteidigt.
    Es sei zwar richtig, dass diese Art der Munition in Deutschland nach wie vor von der Bundesregierung geächtet werde und sich Deutschland gegen Lieferungen ausspreche. Aber, so Steinmeier:

    Sie kann in der gegenwärtigen Situation den USA nicht in den Arm fallen.

    Frank-Walter Steinmeier

    Die USA hatten am Freitag angekündigt, Streubomben an Kiew zu liefern, um sie im Verteidigungskrieg gegen Russland zu unterstützen. Streubomben sind in mehr als 100 Ländern verboten.
    Auch in Deutschland. Das Abkommen dazu hatte Steinmeier in seiner Zeit als Außenminister 2008 unterschrieben. Er sei in dieser Debatte daher "befangen".

    Beweise für Kriegsverbrechen Putins?

    Steinmeier betonte mit Blick auf die Diskussionen um Waffenlieferungen: "Es ist keine Frage, an welcher Seite wir in diesem Krieg stehen." Der Krieg könne morgen zu Ende sein, wenn Russland seine Truppen aus der Ukraine abziehe. Das sei aber nicht zu erkennen. Von daher "müssen wir Verständnis dafür haben, dass die Ukraine die russischen Truppen zurückzudrängen versucht".
    Es sei daher auch richtig, so Steinmeier, dass derzeit Beweise gesammelt werden, die möglicherweise einen Haftbefehl gegen Russlands Präsident Wladimir Putin zur Folge haben könnten.

    Ich hoffe, dass wir in eine Situation kommen werden, in der auch mit diesen Beweisen vor internationalen Institutionen etwas anzufangen sein wird.

    Frank-Walter Steinmeier

    U-Ausschuss zu Russland-Politik? "Nichts dagegen"

    Ob die frühere Russland-Politik der SPD, der Großen Koalition und Kanzlerin Angela Merkel aufgearbeitet werden müsse, in diesem Punkt zeigte sich Steinmeier offen. "Ich habe überhaupt nichts dagegen", sagte er. Vor allem Steinmeiers Vorgänger Joachim Gauck hatte das mehrfach kritisiert.
    Steinmeier sagte jetzt, es habe keine "Naivität" oder "Liebesdienerei" gegenüber Russland gegeben. Man habe versucht, eine Sicherheitsarchitektur in Europa zu schaffen, indem man Russland einbezieht. "Das hat nicht funktioniert am Ende", so Steinmeier.

    Auch wir haben es nicht hingekriegt.

    Frank-Walter Steinmeier

    Daraus müsse man seine Schlüsse für die Zukunft ziehen, sagte der Bundespräsident. "Bedauerlicherweise" bedeute dies: Sicherheit in der Zukunft Europas werde nicht gemeinsam mit, sondern ohne Russland sein. "Wir werden uns voreinander schützen." Und das bedeute "immense Ausgaben für unsere Verteidigungshaushalte".
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    Quelle: epa


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