Zum Jahreswechsel ist der Bundestagsabgeordnete Uwe Witt aus der AfD ausgetreten. Nun hat er sich zu den Gründen geäußert und seine neue Partei bekanntgegeben.
Der aus der AfD und aus der AfD-Bundestagsfraktion ausgetretene Abgeordnete Uwe Witt ist nach eigenen Angaben jetzt Mitglied der Zentrumspartei. "Ich freue mich, zukünftig christlich-soziale und menschengerechte Politik im Deutschen Bundestag für die Zentrumspartei machen zu dürfen", sagte Witt am Dienstag bei einem Online-Pressegespräch. Es handele sich um eine Oppositionspartei, die fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehe.
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Witt: Nähe zu Rechtsextremen ausschlaggebend für AfD-Austritt
Witt hatte "Grenzüberschreitungen" von AfD-Mitgliedern als Grund für seinen kürzlichen Austritt aus der Partei und der Bundestagsfraktion genannt.
Aufs "Tiefste schockiert" sei der 62-Jährige aus Schleswig-Holstein etwa gewesen, als der Abgeordnete Thomas Helferich aus Nordrhein-Westfalen als AfD-Kandidat in den Bundestag eingezogen sei. Helferich bestreitet nicht, sich in einem älteren Chat als "freundliches Gesicht des NS" bezeichnet zu haben.
Zwar verzichtete Helferich nach Bedenken von Abgeordneten, darunter Witt, auf einen Antrag auf Aufnahme in die AfD-Fraktion und ist nun fraktionsloser Abgeordneter. Die fraktionsinterne Diskussion über das Thema habe Witt aber "in den Grundfesten" seiner Überzeugung erschüttert, dass es in der Bundestagsfraktion "keine Sympathisanten rechtsradikalen, wenn nicht sogar rechtsextremen Gedankenguts gibt", sagte Witt. Er rechnet damit, dass Helferich im Laufe des Jahres in die Fraktion aufgenommen wird.
Rechtsextreme Symbole und radikale Äußerungen in der AfD
Der Ex-AfDler berichtete auch von einer Begegnung im Bundestag mit einem Abgeordneten seiner ehemaligen Partei, der an seinem Jackenrevers "das Abzeichen einer rechtsextremistischen Vereinigung sichtbar befestigt hatte". "In diesem Moment hatte ich das Gefühl, als wenn meine Beine wegknicken. Ich hatte plötzlich einen Eisklumpen im Magen." Den Namen des Abgeordneten und um welche Vereinigung es dabei ging, nannte Witt auf Nachfrage nicht.
Bei einer Vortragsveranstaltung im vergangenen August habe außerdem ein von der AfD empfohlenes Team für Sicherheit gesorgt, bei dem sich später ein Bezug zu einer rechtsterroristischen Gruppierung herausgestellt habe. Auch die Meldungen über radikale Äußerungen bayerischer AfD-Politiker in einem internen Telegram-Chat erwähnte er und kritisierte zudem "rechtswidrige Verhaltensweisen" bei der Beschäftigung von Fraktionsmitarbeitern, ohne dies konkreter zu erläutern.
Ehemalige AfD-Parteifreunde nennen ihn jetzt "Verräter"
Einige AfD-Größen hätten es in den letzten vier Jahren geschafft, jegliche konservative Politik so gut wie unmöglich zu machen.
Der Schritt, Partei und Fraktion zu verlassen, sei für ihn unvermeidbar und die logische Konsequenz gewesen. Einige ehemalige Parteifreunde bezeichnet ihn jetzt als "Verräter".
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Rechts oder extrem rechts: Der alte Richtungsstreit in der AfD flammt wieder auf. Unter Beschuss: die Fraktionsführung. Sie scheut die Distanz zu den radikalen "Freien Sachsen".