Laut Frontal-Recherchen schossen russische Einheiten gezielt auf Zivilisten. Das zeigen exklusive Drohnenaufnahmen. Der Verdacht auf Kriegsverbrechen in der Ukraine erhärtet sich.
Nahe Kiew wird offensichtlich ein Zivilist von russischen Soldaten erschossen, so zeigen es Bilder einer Drohne.
Die Drohnenbilder wurden Frontal über einen anonymen Kontakt in der Ukraine zugespielt. Es sind zwei Clips, der eine zwei Minuten, der andere fast vier Minuten lang. Sie zeigen kaum Erträgliches: Es ist der 7. März 2022 am frühen Nachmittag Ortszeit. Eine ukrainische Überwachungs-Drohne filmt die Schnellstraße E40 wenige Kilometer westlich von Kiew.
Nördlich der Magistrale haben die Russen Kiewer Vororte eingenommen. Sie sind bis an die Straße vorgerückt. Die Drohne filmt eine russische Panzerstellung mit dem typische weißen Zeichen wenige Meter von einer Tankstelle entfernt. Davor steht ein offenbar angeschossenes blaues Autowrack. Im Wald daneben sind klein aber relativ scharf Soldaten zu erkennen. Sie tragen Maschinengewehre.
Täter sind offenbar russische Soldaten
Es ist 14 Uhr und 16 Minuten als die Kamera der Drohne mehrere Autos filmt. Es sind keine Militärfahrzeuge, sondern ganz normale Pkw, unterwegs Richtung Kiew-Zentrum. Die ersten Fahrer bemerken offenbar die russischen Panzer und drehen ab - ein silbergraues Fahrzeug kommt ins Stocken, bleibt stehen. Dann geschieht Schreckliches.
Eine Zivilperson steigt aus dem Auto, mit erhobenen Händen und wird erschossen, fällt hinter sein Auto nieder. Die Täter sind ganz offenbar russische Soldaten. Aus der Panzerstellung und über die Fahrbahn laufen sie zum Tatort. Sie sind zu erkennen an weißen Bändern. Es ist das Erkennungszeichen der russischen Streitkräfte.
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Zeigt das Filmmaterial ein Kriegsverbrechen?
Der Beschuss von Zivilisten - erst recht von Menschen, die sich ganz offensichtlich ergeben - ist verboten, eine Straftat nach dem Völkerstrafgesetzbuch. Ist das Material echt? Schließlich stirbt im Krieg die Wahrheit zuerst und alle Parteien nutzen Propaganda für ihre Zwecke. Bilder werden da zur Waffe.
Um die Echtheit der Drohnenbilder zu überprüfen, suchen wir den Drohnenpiloten. Nach vielen Telefonaten und einer Fahrt durch viele Nebenstraßen in Kiew finden wir ihn in einem Keller der ukrainischen Hauptstadt.
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Drohnenpilot schildert seine Beobachtung
Er nennt sich Zanoza und will als Freiwilliger sein Land verteidigen. Im seinem Leben vor dem Krieg handelte er mit Elektroartikeln. Wir kennen seinen wahren Namen und sein Alter, müssen aber versprechen, das nicht öffentlich zu machen. Schließlich kämpft er jetzt in der "Bugatti-Company". Fast alle hier sind Freiwillige. Bis vor Kurzem war für viele von ihnen undenkbar, dass ihre Stadt, ihre Heimat angegriffen wird.
Zanoza zeigt uns seine Drohne. Es ist eine Mavic III, eine professionelle Filmkamera, kein militärisches Gerät. Am besagten 7. März 2022 hatte Zanoza den Auftrag, die russischen Stellungen an der Autostraße E40 zu beobachten. Und dann schildert er, was er durch seine Optik sah.
Lange Zeit sei nichts passiert. Die Tankstelle sei schon seit Tagen geschlossen. Dann hätten sich zivile Fahrzeuge genähert. Eines hätte gestockt und angehalten.
Später sei das Auto weggeschleppt und verbrannt worden.
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Echtheit des Drohnenvideos kann vor Ort überprüft werden
Vor Ort können wir die Videoaufnahmen prüfen. Sie tragen einen Zeitstempel. Den genauen Ort vergleichen wir auf Karten: Sadova Vulytsya, 2, Mriia, Kyivs'ka oblast, 08112. Der Ort des Verbrechens ist auch auf Google Maps zu finden. Die Tankstelle, der angrenzende Wald, ein Haus am Straßenrand - alles stimmt überein. Dass zu dieser Zeit die russischen Streitkräfte den ganz in der Nähe gelegenen Kiewer Vorort Iprin unter Beschuss hielten, ist auch kein Geheimnis.
Die Bilder vom 7. März zeigen, wie der erschossene Mann von russischen Soldaten von seinem Auto weg in den Straßengraben gezerrt wird. Mit ihm unterwegs waren noch eine Frau und ein Kind. Sie werden später von Soldaten in den nahegelegenen Wald geführt. Was dann mit ihnen geschieht, zeigen die Bilder nicht mehr.
Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet, es gäbe keinen Überfall auf die Ukraine, es handle sich um eine "Spezialoperation" gegen "Neo-Nazis". Zivilisten seien nicht gefährdet. Die Recherchen entlarven die Worte des russischen Machthabers als das, was sie von Anfang an waren - eine Lüge.
Arndt Ginzel ist freier Journalist und Christian Rohde Reporter in der ZDF-Redaktion Frontal
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