Militärexperte: Zustand der Bundeswehr "schlimmer geworden"

    Militärexperte Wiegold:Zustand der Bundeswehr "schlimmer geworden"

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    Die angekündigte Aufrüstung der Bundeswehr kommt laut Militärexperte Thomas Wiegold nicht voran. Im heute journal bemängelt er die schleppende Bewilligung von Rüstungsprojekten.

    Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Deutschland eine Zeitenwende ausgerufen, inklusive einer Aufrüstung der Bundeswehr. Doch der Militärexperte Thomas Wiegold erkennt seither kaum ein Vorankommen bei den angekündigten Materialbeschaffungen und sieht eine schnelle Behebung der Bundeswehr-Baustellen skeptisch, wie er im ZDF heute journal erklärt.
    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Thomas Wiegold ...

    ... zur Entwicklung der Bundeswehr seit der angekündigten Zeitenwende

    Dem Militärexperten Thomas Wiegold zufolge hat sich seit der Aussage des deutschen Heer-Chefs zu Beginn des Ukraine-Kriegs, die Bundeswehr stehe "blank da", nicht viel geändert.

    Im Gegenteil: Die Bundeswehr hat ja Material abgegeben an die Ukraine, hat es nicht ersetzt bekommen, es ist eher noch schlimmer geworden.

    Thomas Wiegold, Militärexperte

    Auch vom 100 Milliarden schweren Sondervermögen sei bis dato kaum etwas beim Heer angekommen und vieles noch nicht einmal bestellt worden - konkret nennt Wiegold zum Beispiel den Munitionsbereich.

    ... zu den Gründen, weshalb die Aufrüstung des Heeres kaum vorangeht

    Vor allem die Entscheidungsprozesse bis zur Freigabe der Gelder verschleppen aus Sicht des Militärexperten die Beschaffungen. So habe Kanzler Scholz das Sondervermögen im Februar angekündigt, im Sommer sei es bewilligt worden und erst im November habe der Haushaltsausschuss damit begonnen, die Gelder für "konkrete Projekte" freizugeben.
    Das zeige, dass sich die Abläufe bei der Beschaffung von Militärausrüstung kaum geändert haben, "auch wenn Krieg in Europa herrscht", so Wiegold.

    ... über den Anspruch, die Bundeswehr zur stärksten Nato-Streitkraft in Europa zu machen

    Der von Olaf Scholz geäußerte Anspruch, die Bundeswehr zur am besten ausgestatteten Nato-Streitkraft Europas auszubauen, sei mit Blick auf das Nachbarland Polen "eigentlich nicht zu erfüllen". So habe Warschau im Gegensatz zu Deutschland "in sehr großem Stil" Waffensysteme bestellt.

    Dass die Bundeswehr sich da rantastet an diesen Spitzenplatz, das wird einige Zeit dauern.

    Thomas Wiegold, Militärexperte

    Die Nachfolge der zurückgetretenen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht werde "den Rest der Legislaturperiode damit verbringen", die aktuellen Baustellen der Bundeswehr zu bearbeiten, sagte Thomas Wiegold im ZDF-Interview. Zeit, "die größte Streitmacht in Europa zu schaffen", werde hingegen nicht bleiben.

    ... über die zukünftige Aufgabe der Bundeswehr

    Laut Wiegold kehrt das deutsche Heer nun wieder zu seiner ursprünglichen Aufgabe, zur Verteidigung des Landes bzw. inzwischen auch des Bündnisgebietes zurück, nachdem in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zu einer Armee für Auslandseinsätze stattgefunden hat.
    Dieser erneute Umbau habe bereits vor der abgedankten Verteidigungsministerin Christine Lambrecht eingesetzt und werde sich auch noch lange nach Lambrecht fortsetzen.

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