Entscheidungen treffen: Welche Tipps und Methoden helfen

Entschlossen statt unsicher:Tipps, um leichter Entscheidungen zu treffen

von Nicole Wehr
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Angst vor Fehlern, zu viel Nachdenken oder fehlende Sicherheit: Das alles kann es schwer machen, eine Entscheidung zu treffen. Welche Methoden helfen können, erklärt eine Expertin.

Eine Person steht auf einer Straße auf der mehrere Pfeile in verschiedene Richtungen weisen.
Entscheidungen treffen wir mehrfach jeden Tag. Doch nicht immer fällt das leicht. Was bei der Entscheidungsfindung helfen kann.
Quelle: Colourbox.de

Ob große Lebensfragen oder alltägliche Situationen - vielen Menschen fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen. Manche neigen zu Perfektionismus und sogenanntem Overthinking. Andere sind unsicher, weil sie sich zu viele Meinungen einholen oder ihre Prioritäten unklar sind.
Karriereberaterin Ragnhild Struss beruhigt: "Entscheidungskompetenz ist keine angeborene Fähigkeit - sie lässt sich mit Selbsterkenntnis und Übung gezielt trainieren."
Eine Frau sitzt an einem Küchentisch und hält einen Stift in der Hand.
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Warum Entscheidungen schwerfallen

Besonders schwer sei es, wenn Unsicherheit, weitreichende Konsequenzen für Job oder Privatleben sowie widersprüchliche Argumente bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielten. Aber auch scheinbar banale Entscheidungen können belastend sein - nicht nur, wenn viele auf einmal getroffen werden müssen. Wie jemand Entscheidungen trifft, hängt Struss zufolge auch von individuellen Vorerfahrungen, aktueller Lebenssituation und emotionaler Grundverfassung ab.

Jede gute Entscheidung beginnt damit, sich die eigene Situation im Hier und Jetzt bewusst zu machen.

Ragnhild Struss, Karriereberaterin

Menschen, die offen sind für neue Erfahrungen, akzeptieren Unsicherheit leichter und probieren Dinge aus. Sicherheitsorientierte Persönlichkeiten hingegen wägen länger ab, um Risiken zu minimieren.

Overthinking passiert, wenn wir exzessiv oder gar zwanghaft über Probleme, Entscheidungen oder Ereignisse nachdenken, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen. Betroffene geraten in eine von Ängsten und Sorgen geprägte Gedankenspirale, die eine Entscheidung unmöglich macht. Typisch sind Grübeleien über vergangene Fehler, Zukunftssorgen, Selbstzweifel und als Folge auch Schlafstörungen. Overthinking betritt oft perfektionistische oder unsichere Menschen und kann mit psychischen Belastungen wie einer Angststörung einhergehen.

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Wie Entscheidungsfähigkeit entsteht

Die Erfahrung mit Entscheidungen ist zentral: "Wer schon öfter mutige Entscheidungen getroffen hat und mit den Konsequenzen gut umgehen kann, entwickelt mehr Vertrauen in die eigene Entscheidungsfähigkeit", erklärt Struss. Umgekehrt führe eine Kombination aus Angst vor Fehlern und negativen Erfahrungen tendenziell zu Prokrastination.
Nicht zuletzt spiele das Mindset eine Rolle: "Wer überzeugt ist, dass man das Entscheiden lernen und sich während des Prozesses umentscheiden kann, kommt leichter ins Handeln als eine Person, die glaubt, dass es nur die eine richtige Wahl gibt", sagt Struss.
Lutz van der Horst steht neben Leon Windscheid, beide haben gerade weiße Masken vom Gesicht gezogen. Im Hintergrund ist eine Grafik zu sehen, die eine Frau zeigt mit einem riesigen Pokal in der Hand und zwei Fragezeichen über dem Kopf, die die Frage suggerieren: Bin ich wirklich erfolgreich?
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Intuition und Rationalität kombinieren

Dass intuitives und rationales Entscheiden Gegensätze sind, ist laut Struss ein Mythos. "Unsere Intuition greift in einem Bruchteil der Zeit auf unbewusst abgespeicherte Erfahrungen und Informationen zu", so Struss weiter. Für deren Verarbeitung würde ein rein kognitiv-analytischer Prozess viel zu lange brauchen. Je mehr Expertise jemand in einem Bereich habe, desto verlässlicher sei das intuitive Gefühl dazu. Wenn auch nicht unfehlbar.
Sie empfiehlt, intuitiv erste Tendenzen wahrzunehmen und diese dann rational zu überprüfen.

Was sich bei Unsicherheit immer bewährt: eine Nacht über das Problem schlafen.

Ragnhild Struss, Karriereberaterin

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Entscheidungsfähigkeit trainieren

Steht eine Entscheidung an, solle man sich Struss zufolge klarmachen, was genau die Konsequenzen seien. Und weiter: welche äußeren Bedingungen sowie inneren Faktoren wie Ängste, Wünsche und Werte wirken. Nur dann "können wir unsere Willensenergie aktivieren und unsere Wahl aktiv steuern". Es gehe darum, nicht aus Routine, Impuls oder Affekt zu reagieren. Stattdessen: innehalten, das Problem präzise formulieren, Handlungsspielraum gewinnen.
Trotz allen Trainings:

Es gibt keine perfekte Methode der Entscheidungsfindung, die für jeden funktioniert.

Ragnhild Struss, Karriereberaterin

Denn: Unterschiedliche Situationen verlangen verschiedene Handlungen.
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Tipps für bessere Entscheidungen

  • Gedanken aufschreiben: Notieren Sie alles, was Ihnen zu dem Thema durch den Kopf geht. Ordnen Sie alle Optionen und skizzieren Sie mögliche Konsequenzen. Das lenkt den Fokus aufs Wesentliche.
  • Perspektive wechseln: Wie würde ich in fünf Jahren auf diese Entscheidung zurückblicken? Dies verhindert emotionale Überreaktionen.
  • Expertenrat einholen: Fragen Sie bei einem komplexen Problem Menschen mit Expertise um Rat.
  • Im Beruf kann auch die Eisenhower Matrix helfen.

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