Gemeinschaftskonto und Co.: Welches Modell ist das passende?
Geld in der Beziehung:Als Paar das passende Kontomodell finden
von Nicole Wehr
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Spätestens wenn man als Paar zusammenzieht, stellt sich die Frage: Wie organisiert man die Finanzen? Welche Modelle es gibt und welche Vor- und Nachteile sie haben - ein Überblick.
Das Thema Geld sorgt in Beziehungen oft für Streit. Wie kann man die Finanzen in einer Partnerschaft gut regeln?
Quelle: imago/Zoonar
Von Miete über Lebensmittel bis Versicherungen: Wer als Paar in einem gemeinsamen Haushalt lebt, hat viele gemeinsame Ausgaben. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig über das Thema Finanzen zu unterhalten - denn ist deren Organisation nicht geklärt, kann es zu Streit kommen. Je nach Lebenssituation und individuellen Bedürfnissen gibt es verschiedene Kontomodelle, die sich eignen.
Um das passende Modell zu finden, sollten Paare ihr Einkommen und ihre Ausgabengewohnheiten berücksichtigen.
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Kathleen Altmann, Bundesverband deutscher Banken
Wichtig sei eine klare Absprache: Welche Einstellung haben wir zum Sparen und Geldausgeben? Wie wollen wir mit gemeinsam anfallenden Kosten umgehen - vor allem, wenn die Einkommen unterschiedlich hoch sind? In der Regel wählen Paare eines der drei folgenden Modelle.
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Bei einem Gemeinschaftskonto haben beide Partner gleichberechtigt Zugriff auf das Konto, auf dem sie ihre gesamten Finanzen verwalten. Das Gemeinschaftskonto sorgt durch die Bündelung aller Einnahmen und Ausgaben für Nachvollziehbarkeit. Ein weiterer Vorteil ist die einfache Verwaltung: Gemeinsame Kosten wie Miete, Abos oder Einkäufe lassen sich direkt vom Gemeinschaftskonto aus begleichen.
Zu den Nachteilen zählt unter anderem das Haftungsrisiko, da beide Partner gegenüber der Bank für die gesamten Schulden auch einzeln verantwortlich sind - unabhängig davon, wer sie verursacht hat. Ein weiterer Nachteil: Individuelle Ausgaben können zu Konflikten führen, da beide Partner jederzeit Einblick in alle Transaktionen haben.
Bei einem Girokonto mit zwei Kontoinhabern gibt es zwei Varianten:
UND-Konto: Transaktionen sind nur möglich, wenn beide Kontoinhaber dem zustimmen. Keiner von beiden kann also allein über das Guthaben verfügen. Auch eine Kontovollmacht können nur beide Kontoinhaber zusammen erteilen.
ODER-Konto: Beide Kontoinhaber können ohne vorherige Erlaubnis des jeweils anderen über das Guthaben verfügen - diese Variante setzt gegenseitiges Vertrauen voraus. Ausnahmen: Insbesondere Abschluss oder Änderung eines Kreditvertrags oder Erteilung von Vollmachten. Dies können die Kontoinhaber nur zusammen.
Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen am Arbeitsmarkt hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert: Männer verdienen mehr und sind seltener in Teilzeit.
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Zwei Einzelkonten: Getrennte Finanzen
Eine weitere Möglichkeit: Jeder Partner hat sein eigenes Konto. Gemeinsame Ausgaben werden individuell aufgeteilt und beglichen. Dieses Prinzip eignet sich insbesondere für Paare mit unterschiedlichen Ausgabegewohnheiten. Ein Vorteil der Einzelkonten ist die finanzielle Unabhängigkeit, da jeder die Kontrolle über die eigenen Einnahmen und Ausgaben behält. Zudem gibt es kein Haftungsrisiko, sprich Schulden oder finanzielle Verpflichtungen des Partners betreffen einen nicht direkt.
Ein Nachteil ist die aufwendige Abrechnung: Gemeinsame Ausgaben müssen regelmäßig aufgeteilt und verrechnet werden. Außerdem haben getrennte Konten Potenzial für Unstimmigkeiten, da unterschiedliche Auffassungen über die Kostenaufteilung zu Konflikten führen können.
Wer seine Finanzen in Zeiten von steigenden Kosten und Inflation im Griff haben will, muss handeln. Ein Haushaltsbuch bietet die Chance, die Kosten zu kontrollieren.
von Jennifer Gesslein
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Drei-Konten-Modell: Der goldene Mittelweg
Beim Drei-Konten-Modell behalten beide Partner ihr Einzelkonto und führen zusätzlich ein gemeinsames Konto. Dabei wird Transparenz und Unabhängigkeit kombiniert: Gemeinsame Ausgaben laufen über das Gemeinschaftskonto, persönliche Ausgaben über das individuelle Konto. Durch die klare Trennung von gemeinsamen und individuellen Ausgaben kann Konflikten vorgebeugt werden.
Ein Nachteil: Für das gemeinsame Konto können zusätzliche Kontoführungsentgelte anfallen.
Verheiratet oder nicht - Paare können unabhängig vom Familienstand ein Gemeinschaftskonto eröffnen. Achtung: Bei negativem Kontostand kann die Bank von jedem einzeln den Ausgleich in voller Höhe verlangen, erklärt Kathleen Altmann vom Bankenverband. Träten Meinungsverschiedenheiten über die Kontoführung auf oder verweigere ein Kontoinhaber etwa nach einer Trennung die Zustimmung zur Auflösung des gemeinsamen ODER-Kontos, könne der andere jederzeit durch Widerruf der Einzelverfügungsberechtigung gegenüber der Bank für die Zukunft das ODER-Konto faktisch in ein UND-Konto umwandeln, so Altmann.
Ein Ehevertrag ist kein Muss, kann aber sinnvoll sein. In welchen Fällen er sich lohnt.16.09.2024 | 4:08 min
Gemeinsames Finanzmanagement im Trend
Die Finanzjournalistin Astrid Zehbe beobachtet bei der finanziellen Organisation von Paaren, dass das Drei-Konten-Modell immer beliebter wird und Paare ihre finanzielle Zukunft sehr bewusst planen - unabhängig davon, ob sie verheiratet sind oder nicht.
Das Konzept der 'Prenuptial Finances' wird relevanter.
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Astrid Zehbe, Chefredakteurin Frauenfinanz-Magazin "finanzielle"
"Prenuptial Finances" meint im Wesentlichen, dass ein Paar für das Zusammenleben, aber auch für eine spätere Eheschließung, gemeinsam Regeln für Vermögenswerte, Schulden oder finanzielle Verpflichtungen aufstellt. Diese umfassen auch den Fall einer möglichen Trennung oder Scheidung. Dazu gehören oft Eheverträge (auf Englisch: Prenups), individuelle Eigentumsrechte und Unterhaltsregelungen.
Erziehung, Pflege, Haushalt: Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit. Das bedeutet oft reduzierte Erwerbstätigkeit, geringeres Einkommen und niedrigere Rentenansprüche. Dafür sollte es in der Beziehung einen Ausgleich geben. Finanzjournalistin Astrid Zehbe rät Frauen, unbedingt finanziell eigenständig zu bleiben - ein eigenes Konto und persönliche Rücklagen zu haben. Diese Spareinlagen sollen Frauen nach einer Trennung im Streit helfen: Man hat genug eigenes Geld, um dem Ex ohne finanzielle Sorgen den Rücken zu kehren und nicht aus finanziellen Gründen bei jemandem bleiben zu müssen, erklärt Zehbe. Das gebe Sicherheit und Entscheidungsfreiheit - egal, wie sich die Beziehung entwickelt. Verdienen Partner ungleich viel, sollten sie gemeinsame Fixkosten anteilig ihres Einkommens aufteilen.
Viele Paare wollen Gleichberechtigung. Doch sobald ein Kind kommt, steckt oft die Frau im Job zurück. Drei Ideen, um finanzielle Schieflagen in der Partnerschaft auszugleichen