Mitralklappeninsuffizienz:Minimalinvasive OP bei undichter Herzklappe
von Olaf Schwabe
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Eine undichte Mitralklappe ist der zweithäufigste Herzklappendefekt. Allerdings kann dies heute mit verschiedenen OP-Techniken gut und schonend behandelt werden. Ein Überblick.
Herzchirurgen am Deutschen Herzzentrum München zeigen, wie sie eine undichte Mitralklappe im Herzen minmalinvasiv reparieren.31.01.2025 | 5:15 min
Bis vor wenigen Jahren war für eine Herzklappenoperation immer die großflächige Eröffnung des Brustkorbs und die Durchtrennung des Brustbeins erforderlich. Inzwischen kann der Zugang zu einer Herzklappe in den meisten Fällen auch minimalinvasiv über einen kleinen Schnitt zwischen den Rippen erfolgen.
Wann immer möglich sollte man minimalinvasiv operieren.
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Prof. Dr. Markus Krane, Herzchirurg
Ein solcher Eingriff sei für Patienten deutlich schonender und liefere auch kosmetisch ein besseres Ergebnis, erklärt Markus Krane, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum München.
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Was ist eine Mitralklappeninsuffizienz?
Eine Undichtigkeit der Mitralklappe bezeichnen Mediziner als Mitralklappeninsuffizienz. Dabei schließt die Herzklappe zwischen der linken Herzkammer und dem linken Vorhof nicht mehr vollständig. In der Folge strömt während jeder Kontraktion des Herzens sauerstoffreiches Blut zurück in den linken Vorhof und in den Lungenkreislauf. Um diesen Vorgang zu kompensieren, muss das Herz stärker pumpen, wodurch es überlastet wird. Unbehandelt führt dies mit der Zeit zu einer Herzschwäche und den dafür typischen Beschwerden.
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Symptome einer Mitralklappeninsuffizienz
Viele Betroffene mit einer undichten Mitralklappe bemerken lange nichts von ihrer Erkrankung, vor allem wenn sie nicht stark ausgeprägt ist. Zu den möglichen Warnzeichen und Symptomen gehören eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Luftnot bei Belastung und später auch im Ruhezustand, allgemeine Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen, kurze Anfälle von Bewusstlosigkeit (Synkope) sowie Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme).
Zwei Formen der Mitralklappeninsuffizienz
Bei der degenerativen Form liegt eine krankhafte Veränderung an den Klappensegeln oder am Halteapparat vor. So können die Klappensegel zum Beispiel zu lang oder verdickt sein. Dadurch können sie sich in den linken Vorhof vorwölben (Mitralklappenprolaps) und nicht mehr korrekt schließen. Auch ein Abriss der Sehnenfäden ist eine häufige Ursache für eine degenerative Mitralklappeninsuffizienz.
Bei der funktionellen Form entsteht die undichte Mitralklappe durch eine Herzerkrankung - in den meisten Fällen durch eine Herzschwäche, die zu einer Vergrößerung des Herzens führt. Die Mitralklappe selbst ist also nicht krankhaft verändert, wird aber in ihrer Funktion beeinträchtigt.
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Wir wird eine Mitralklappeninsuffizienz diagnostiziert?
Das Abhören des Herzens liefert wichtige Hinweise, da eine undichte Mitralklappe charakteristische Geräusche erzeugt. Weiteren Aufschluss, auch über den Schweregrad der Undichtigkeit, gibt eine Ultraschalluntersuchung (Echokardiografie), bei der das Herz und seine Funktion in Echtzeit bildlich dargestellt werden.
Mittels Doppleruntersuchung kann die Richtung des Blutstroms bestimmt werden. Noch genauere Ergebnisse liefert eine Schluckultraschalluntersuchung, die transösophageale Echokardiographie. Bei diesem Verfahren wird ein dünner Schlauch mit einen Ultraschallkopf in den Magen geführt, womit eine noch bessere Sicht auf das Herz möglich ist.
Medikamente werden immer dann eingesetzt, wenn funktionelle Ursachen die Mitralklappe beeinträchtigen. Dazu gehört zum Beispiel eine krankhafte Vergrößerung des Herzmuskels (Kardiomyopathie), die sich medikamentös behandeln lässt. Auch degenerative Formen der Mitralklappeninsuffizienz können medikamentös behandelt werden, solange die Undichtigkeit nur leicht oder mittelschwer ausgeprägt ist.
Insgesamt steht eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung, die sich positiv auf die Herzfunktion auswirken. Sie behandeln jedoch nur die Symptome und nicht die Ursache der Mitralklappeninsuffizienz. Vor allem ältere Patienten, die an mehreren Erkrankungen leiden, können häufig von einer medikamentösen Behandlung profitieren.
Wann ist eine Operation erforderlich?
Bei einer Mitralklappeninsuffizienz wird auch dann oft zu einer Operation geraten, wenn eine Undichtigkeit der Mitralklappe vorhanden ist, die aber noch keine Beschwerden hervorruft. Dadurch soll verhindert werden, dass sich das Herz mit der Zeit krankhaft vergrößert und es unter anderem zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen kommt.
Haben sich Rhythmusstörungen entwickelt, sind sie nur schwer zu beseitigen.
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Prof. Markus Krane, Deutsches Herzzentrum München
Das wiederum habe Einfluss auf das Langzeitüberleben, so der Experte. Um eine Mitralklappeninsuffizienz zu beheben, ist die minimalinvasive Herzklappenoperation heute die bevorzugte Operationstechnik.
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Minimalinvasive OP bei defekter Herzklappe
Bei der minimalinvasiven Operationsmethode ist nur ein kleiner Schnitt zwischen den Rippenbögen als Zugang zum Herzen erforderlich. Bei dem Eingriff, der den Einsatz einer Herzlungenmaschine erfordert, kann eine defekte Mitralklappe - je nach Ursache - repariert, rekonstruiert oder durch eine Klappenprothese ersetzt werden.
Allerdings stößt auch die minimalinvasive Technik an ihre Grenzen: Größere und komplexe Eingriffe am Herzen können wegen der besseren Übersichtlichkeit oft nur im Rahmen einer klassischen Operation vorgenommen werden.
Eine alternative Behandlungsmethode ist die kathetergestützte Mitralklappenchirurgie. Dazu gehören verschiedene, ebenfalls minimalinvasive Verfahren, die es ermöglichen, die Undichtigkeit einer Mitralklappe zu behandeln.
Weit verbreitet ist die Technik, bei dem ein Katheter mit einem Clip bis zur Mitralklappe geführt wird. Die Klappensegel werden dann so geclipt, dass sie weniger undicht sind. Eine kompletter Verschluss der Mitralklappe, ist aber in den meisten Fällen mit kathetergestützten Techniken nicht möglich.
Von diesen Verfahren können vor allem ältere und mehrfach vorerkrankte Menschen, profitieren für die ein chirurgischer Eingriff zu riskant ist und Medikamente nicht ausreichen.
Eine Mitralklappeninsuffizienz lässt sich in den meisten Fällen operativ gut behandeln und Betroffene sind nach der Operation in der Regel wieder voll belastbar. Wichtig ist eine frühe Diagnose, um Schäden am Herzmuskel zu vermeiden.
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Quelle: dpa
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