Nierenerkrankungen vorbeugen: Tipps für gesunde Nieren

    Fünf Tipps für gesunde Nieren:So kann man Nierenerkrankungen vorbeugen

    von Nicole Wehr
    |

    Viel trinken und immer warmhalten? Nicht jeder Ratschlag für gesunde Nieren ist sinnvoll und tatsächlich gut für das Organ. Worauf es wirklich ankommt, erklärt eine Expertin.

    Fünf Fragen an die Niere
    Die Niere ist für die Entgiftung des Körpers zuständig. Sie filtert schädliche Substanzen aus dem Blut und hält uns gesund. Ein Einblick in unser Filterorgan.13.03.2025 | 4:52 min
    Unsere Nieren sind elementar für unsere Gesundheit - ihre Bedeutung steht Jahr für Jahr am zweiten Donnerstag im März im Fokus: am Weltnierentag. Doch auch abseits dieses globalen Aktionstages ist es wichtig, das Bewusstsein für das Organ zu schärfen.
    Die Nieren filtern pro Tag etwa 1.800 Liter Blut, aus dem etwa 180 Liter Primärharn entstehen. Davon scheiden wir im Schnitt 1,5 Liter als Urin aus, über den Giftstoffe aus unserem Körper entsorgt werden. Der Rest wird im Körper wiederverwertet, erklärt Julia Weinmann-Menke, Ärztin für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation der Universitätsmedizin Mainz.
    Harn- und Nierensteine
    Harn- und Nierensteine können starke Schmerzen verursachen und zum Notfall werden. Welche Symptome die Betroffenen haben und welche Behandlungsmethoden wann sinnvoll sind.06.02.2025 | 5:34 min

    Fünf Tipps für gesunde Nieren

    Damit die Nieren möglichst ein Leben lang gut arbeiten können, kommt es Weinmann-Menke zufolge vor allem auf diese Grundkomponenten an:
    1. Übergewicht vermeiden: Adipositas erhöht das Risiko für Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes, was die Nierenfunktion stark beeinträchtigt.
    2. Regelmäßig bewegen: mindestens 150 Minuten pro Woche, gerne auch mehr - vorzugsweise Ausdauertraining
    3. Ausreichend trinken: Im Normalfall genügen 1,5 bis 2,5 Liter ungesüßte Getränke wie Wasser oder Tee pro Tag - bei Hochleistungssport oder Hitze mehr. Übrigens: Auch Kaffee zählt dazu und ist in Maßen sogar gut für die Nieren.
    4. Ausgewogen ernähren: Es gibt nicht das eine gesunde Lebensmittel für die Niere. Man sollte maximal fünf Gramm Salz pro Tag zu sich nehmen, Fertigprodukte meiden, Zucker nur in Maßen - er ist zwar nicht primär schädlich für die Niere, begünstigt aber Übergewicht.
    5. Nicht Rauchen: Nikotin verändert die kleinen Gefäße in der Niere und schädigt sie direkt.
    Wichtig: Wer bereits nierenkrank ist, sollte seine Ernährung stets mit dem behandelnden Arzt besprechen.

    Welche Trinkmenge ist gesund?
    :Wie viel Wasser man wirklich trinken sollte

    Rund um die Frage nach der idealen Trinkmenge kursieren viele zum Teil zweifelhafte Tipps im Netz. Wie viel man tatsächlich trinken sollte und welche Faktoren entscheidend sind.
    von Sarah Hufnagel
    Mann trinkt an einem öffentlichen Wasserspender
    mit Video

    Check-ups beim Hausarzt ernst nehmen

    Neben Ernährung und Lebensstil sind nach Ansicht von Weinmann-Menke Vorsorgeuntersuchungen wie der Check-up 35 beim Hausarzt mindestens genauso wichtig und sinnvoll.

    Insbesondere die Frage nach Bluthochdruck und erhöhten Blutzuckerwerten sollte man klären, denn dies erkennen Betroffene oft zu spät, weil es zunächst nicht spürbar ist.

    Prof. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN)

    In Deutschland haben zwei Drittel der dialysepflichtigen Nierenkranken Bluthochdruck und/oder Diabetes. Das Problem: "Wir haben hierzulande schätzungsweise zehn Millionen Nierenkranke, doch Krankenkassendaten zufolge ist sich nur ein Drittel dessen überhaupt bewusst oder als chronisch nierenkrank erfasst. Und davon sind wiederum nur zwei Drittel in ärztlicher Behandlung", mahnt Weinmann-Menke.
    Diese Symptome können auf Probleme mit der Niere hindeuten: Beinödeme wie dicke Beine am Morgen oder Wassereinlagerungen, kein oder nur wenig Wasser lassen können, rosé- oder bernsteinfarben verfärbter Urin, stark schäumender Urin, starker Juckreiz am ganzen Körper sowie unspezifische Anzeichen wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen.

    1. "Viel trinken hilft viel." Zu viel Flüssigkeit kann auch schaden, weil der Körper sie dann nicht mehr richtig aufnehmen oder resorbieren kann.
    2. "Nieren müssen warmgehalten werden." Nieren sind durch ihre dicke Fettkapsel gut geschützt und benötigen keine zusätzliche Wärme.
    3. "Es ist nur eine Niere erkrankt." Sofern es sich nicht um einen Tumor handelt, sind in der Regel beide Nieren betroffen.
    4. "Aber ich habe doch nie Schmerzen gehabt!" Wenn die Nieren schlecht arbeiten, verursachen sie lange keine Schmerzen. Daher merken viele Betroffene erst spät, dass sie chronisch nierenkrank werden.

    Nierenoperation
    Etwa 8.500 Menschen in Deutschland warten auf ein Spenderorgan - im Schnitt acht Jahre lang. Michael kam mit geschädigten Nieren zur Welt. Ihm spendet die eigene Mutter eine ihrer Nieren.09.11.2024 | 5:17 min

    Prävention durch Ernährung und körperliche Fitness

    Da ein Screening auf eine mögliche chronische Nierenkrankheit im Check-up 35 nicht enthalten ist, rät Weinmann-Menke, die Untersuchung der Nierenfunktion aktiv beim Hausarzt einzufordern. Die zentralen Parameter seien dabei Kreatinin im Serum (Blut) und Albumin im Urin.
    Grundsätzlich habe sich die Therapie von Nierenkrankheiten jedoch verbessert. "Früher konnte man nicht viel mehr machen als Blutdruck und Blutzucker gut einzustellen, heute können wir aktiv einschreiten und Medikamente geben", erklärt Weinmann-Menke. Inzwischen gebe es viele neue Therapien, die entzündliche Nierenkrankheiten heilen oder zumindest aufhalten können, oder die den Verlust der Nierenfunktion verlangsamen.
    Den einen Königsweg für lebenslang gesunde Nieren gibt es zwar nicht. Doch: "Ausgewogene Ernährung und körperliche Fitness sind die beste Prävention für Bluthochdruck und Diabetes - und damit auch für Nierenleiden", sagt Julia Weinmann-Menke.

    Die Früherkennung einer Nierenkrankheit ist sehr wichtig. Die zwei medizinischen Fachgesellschaften "Deutsche Gesellschaft für Nephrologie" (DGfN) und "Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin" (DEGAM) haben daher unter www.risiko-nierenversagen.de einen kostenfreien deutschsprachigen Risikokalkulator zur Verfügung gestellt, um den individuellen Krankheitsverlauf besser einschätzen zu können. Anhand von vier Parametern - Alter, Geschlecht, eGFR (glomeruläre Filtrationsrate) und UACR (Albumin-Kreatinin-Ratio im Urin) - gibt der Online-Rechner Auskunft über das absolute Risiko für ein nierenersatztherapiepflichtiges Nierenversagen in den nächsten zwei und fünf Jahren.

    Auf Spurensuche im Labor
    :Was Blutwerte verraten

    Blutuntersuchungen liefern wichtige Informationen über die Gesundheit. Und sie sind wichtig, um Krankheiten aufzuspüren. Allerdings haben Bluttests auch Grenzen. Ein Überblick.
    von Jennifer Gesslein
    Auf einem Tisch in einem Labor liegen Petrischalen und Probenbehälter, gefüllt mit Blutproben.
    mit Video

    Icon von whatsapp
    Quelle: dpa

    Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.

    Quelle: dpa-Custom Content

    Mehr zum Thema Organerkrankungen

    Weitere Gesundheits-Themen