Onkolotsen: Hilfe und Unterstützung nach der Krebsdiagnose

    Hilfe für krebskranke Patienten:Onkolotsen unterstützen nach Krebsdiagnose

    von Tim Förderer
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    Die Diagnose Krebs ist ein Schicksalsschlag. Onkolotsen können mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sich Betroffene durch den Dschungel des Gesundheitssystems schlagen.

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    Krebs zählt zu den Diagnosen, die einen Menschen aus der Bahn werfen können. Neben den medizinischen Herausforderungen müssen sich Betroffene und Angehörige oft mit vielen organisatorischen, sozialen und emotionalen Fragen auseinandersetzen. In dieser schwierigen Zeit kann ein Onkolotse eine wertvolle Stütze sein.
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    Onkolotsen stehen koordinierend zur Seite

    Onkolotsen sind Ansprechpartner für Patienten, die an Krebs erkrankt sind, sowie für deren Angehörige. Sie benötigen eine spezielle Zusatzausbildung. In der Regel kommen sie aus dem medizinischen Bereich wie der onkologischen Pflege.
    Daniela Tennie ist zertifizierte Onkolotsin. Sie hat immer ein offenes Ohr für die Ängste und Sorgen ihrer Krebspatienten und steht ihnen emotional zur Seite. Sie weiß, wie schwerwiegend die Diagnose Krebs für die Betroffenen ist.

    Krebs kommt mit voller Wucht auf eine Person zu. Und da sind Fragen, die natürlich aufkommen - etwa: 'Wie geht es denn weiter?', teilweise auch: 'Muss ich jetzt sterben?'

    Daniela Tennie, Onkolotsin und Familienberaterin, Frankfurt am Main

    Die Aufgaben von Onkolotsen sind vielfältig. Sie helfen bei der Koordination von Behandlungen, indem sie Arzttermine und Behandlungsabläufe organisieren und abstimmen. Sie klären über Therapieoptionen, Nebenwirkungen und weiterführende Angebote auf. Und: Sie bringen Betroffene in Kontakt mit Selbsthilfegruppen, spezialisierten Beratungsstellen oder auch Palliativdiensten. Daneben bieten Onkolotsen psychosoziale Unterstützung.

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    Derzeit gibt es rund 340 Onkolotsen in Deutschland. Manche sind in Kliniken, Instituten oder bei niedergelassenen Ärzten angestellt. Andere sind freiberuflich tätig oder kombinieren beide Beschäftigungsformen.

    Krebspatienten haben Anspruch auf Onkolotsen

    Grundsätzlich kann jeder Krebspatient sowie dessen Familienangehörige einen Onkolotsen in Anspruch nehmen. Sie kommen jedoch in der Regel meist bei schweren oder langwierigen onkologischen Erkrankungen zum Einsatz, wenn die Organisation der Behandlungen komplex ist oder eine intensive psychosoziale Betreuung benötigt wird. Auch Patienten, die in einem frühen Stadium der Krankheit Unterstützung bei der Navigation durch die Flut von Versorgungsangeboten wünschen, können Onkolotsen nutzen.
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    Onkolotsen sind über Ärzte, Kliniken und Krankenkassen zu finden

    Bei der Suche nach einem Onkolotsen ist der erste Ansprechpartner in der Regel der behandelnde Arzt oder die Klinik. Auch einige Krankenkassen bieten Programme an, über die die spezialisierten Betreuer vermittelt werden. So kann es sich lohnen, bei der eigenen Krankenkasse nachzufragen, ob entsprechende Leistungen im Leistungskatalog enthalten sind. Daniela Tennie ist Onkolotsin in Frankfurt am Main, arbeitet aber deutschlandweit und teilweise sogar mit Klienten in der Schweiz und in Österreich.

    Ich berate Personen per Zoom, also digital und per E-Mail.

    Daniela Tennie, Onkolotsin und Familienberaterin, Frankfurt am Main

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    Onkolotsen werden unterschiedlich finanziert

    Die Finanzierung von Onkolotsen ist noch nicht einheitlich geregelt. Abhängig von der Region wird ihre Arbeit durch Krankenkassen oder Pflegekassen vergütet. Derzeit können Krebspatienten mit einem Pflegegrad die Kosten über ihre Pflegekasse in Sachsen, Schleswig-Holstein, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg abrechnen lassen.
    Onkolotsen, die an Kliniken angestellt sind, werden über die Kliniken bezahlt. In anderen Fällen müssen die Betroffenen die Kosten selbst tragen. Dies sollte jedoch die Ausnahme sein, da sich Institutionen zunehmend für eine kostenfreie Bereitstellung dieser Unterstützung einsetzen. Ein Gespräch mit der Krankenkasse, dem Sozialdienst der Klinik oder dem Onkolotsen selbst kann klären, ob und wie die Leistungen finanziert werden.

    Im Jahr 2009 startete die Sächsische Krebsgesellschaft e. V. das Projekt Onkolotse. Das Ziel: eine berufsbegleitende Weiterbildung von Menschen, die in der Onkologie bereits beratend oder betreuend tätig sind. Die Ausbildung steht Fachkräften aus verschiedenen Bereichen des Gesundheits- und Sozialwesens offen. Dazu zählen Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Gesundheitshelferinnen oder Psychologen. Sie vermittelt umfassende Kenntnisse über Grundlagen der Psychoonkologie, zu Kommunikationstechniken und Beratungskompetenzen sowie zu den Strukturen des onkologischen Versorgungssystems. Auch der Umgang mit den emotionalen und sozialen Belastungen der Betroffenen wird geschult.

    Besonders wichtig ist das gegenseitige Vertrauen und die Offenheit zwischen den Onkolotsen und Patienten, weiß Daniela Tennie aus Erfahrung. Sie kann Krebspatienten am besten helfen, wenn sie tief in ihre Lebensgeschichten eintaucht. Dabei versuchen Onkolotsen wie sie dennoch professionelle Distanz zu wahren. Nur so könne es gelingen, die oftmals emotionalen Erlebnisse an der Seite der Patienten zu verarbeiten, so die Onkolotsin.

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    Quelle: dpa

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