Erwerbsminderungsrente und Co.: Hilfen für Langzeiterkrankte

Krebs und Berufsunfähigkeit:Hilfen für Langzeiterkrankte in Finanznot

von Deborah Gettmann
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Nach Krebs oder anderen schweren Erkrankungen können Patienten oft lange nicht arbeiten. Verdienstausfälle und Zusatzkosten können Erkrankte in Not bringen. Welche Hilfen es gibt.

Frau prüft Rechnungen an einem Laptop.
Berufsunfähigkeit und hohe zusätzliche Ausgaben durch eine Erkrankung können Betroffene so sehr finanziell belasten, dass sie in Geldnot geraten. Welche Anlaufstellen Hilfe bieten.
Quelle: imago/Westend61

Schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs bereiten vielen Betroffenen Sorgen um das eigene Leben und die Gesundheit. Häufig wird dadurch nicht nur das seelische Wohlbefinden beeinträchtigt. Auch die finanzielle Belastung kann herausfordern. Mindestens jede fünfte betroffene Person schafft den Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht. Überschuldung und mangelnde Lebensqualität können die Folge sein, weiß auch Marie Rösler von der Deutschen Krebsgesellschaft. Die Sozialpädagogin berät Patienten auch bei finanziellen Sorgen.

Lange Zeit krank zu sein, heißt nicht nur, weniger Einkommen zu haben. Oft fallen zusätzliche Kosten an, zum Beispiel durch Zuzahlungen für Medikamente.

Marie Rösler, Deutsche Krebsgesellschaft

Aber auch Taxifahrten zu Behandlungen oder eine Haushaltshilfe müssen zum Teil selbst gezahlt werden. Wie hoch die Zuzahlung ausfällt, hängt vom jährlichen Bruttojahreseinkommen aller Haushaltsmitglieder ab. Davon werden zwei Prozent als individuelle Belastungsgrenze festgesetzt, die die Patienten selbst tragen müssen. Nach einem Jahr lässt sich die Zuzahlung auf ein Prozent verringern, wenn ein entsprechender Antrag bei der Krankenkasse gestellt wird.
Annika fährt auf einem Feldweg freihändig Fahrrad.
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Lohnfortzahlung und Krankengeld

Wer fest angestellt ist und krank wird, bekommt in den ersten sechs Wochen nach der Krankschreibung das reguläre Gehalt weiterhin ausbezahlt, die sogenannte Lohnfortzahlung. Danach soll das Krankengeld, das von der Krankenkasse gezahlt wird, für weitere 72 Wochen die Lebensgrundlage sichern. Wer auch nach diesen insgesamt 78 Wochen noch arbeitsunfähig ist, kann eine Erwerbsminderungsrente beantragen.

Krankengeld steht angestellten Arbeitnehmern zu, die wegen derselben Krankheit länger als sechs Wochen krankgeschrieben sind. Die jeweilige gesetzliche Krankenkasse zahlt 70 Prozent des regelmäßigen Bruttogehalts, bis zu einer Grenze von 5.512,50 Euro. Betroffene deren Gehalt darüber liegt, erhalten maximal 90 Prozent ihres bisherigen Nettogehalts.

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Erwerbsminderungsrente beantragen

Anspruch auf die volle Erwerbsminderungsrente hat, wer krankheitsbedingt nicht länger als drei Stunden am Tag arbeiten kann. Eine teilweise Erwerbsminderungsrente erhalten Erkrankte, die länger als drei, aber nicht mehr als sechs Stunden am Tag arbeiten können. Die Auszahlung erfolgt durch die Rentenversicherung und muss nicht von Dauer sein. Zur Überbrückung zwischen Krankengeld und Erwerbsminderungsrente empfiehlt Sozialpädagogin Rösler, Arbeitslosengeld I zu beantragen.

Stellen Sie den Antrag etwa zwei bis drei Monate vor dem Ende des Krankengeldes bei Ihrer Agentur für Arbeit, damit es nicht zu finanziellen Lücken kommt.

Marie Rösler, Deutsche Krebsgesellschaft

Eine private Berufsunfähigkeitsrente kann Verdienstausfälle absichern, vorausgesetzt, eine entsprechende Versicherung wurde vor der Erkrankung abgeschlossen.
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Wiedereingliederung möglich

Wer länger als sechs Wochen krank ist, wird von seinem Arbeitgeber in der Regel zu einem sogenannten BEM-Gespräch eingeladen. Zu diesem Gespräch zur betrieblichen Eingliederung ist der Arbeitgeber verpflichtet. Es soll geklärt werden, was die erkrankte Person braucht, um zurück zur Arbeit zu finden.
Die Möglichkeiten sind vielfältig. Etwa eine schrittweise Rückkehr, flexible Arbeitszeiten oder eine reduzierte Stundenzahl, aber auch besondere Arbeitsmittel. Bezahlt werden Betroffene auch während der Wiedereingliederung von der Krankenkasse, weshalb Arbeitgeber diese Option gerne nutzen. Für den Wiedereinstieg sei es hilfreich, mit der Arbeitsstelle in Kontakt zu bleiben, betont Rösler.

Wer sich regelmäßig meldet, wird nicht vergessen und findet leichter zurück.

Marie Rösler, Deutsche Krebsgesellschaft

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Beratung und Hilfe

Es gibt zahlreiche Anlaufstellen für schwerst- und chronisch kranke Menschen, die bei der Rückkehr ins Berufsleben beraten. Die Berater helfen einerseits auf dem Weg durch die Krise und den rechtlichen Dschungel. "Andererseits ist es besonders wichtig, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie mit ihren Belastungen und Problemen nicht allein sind", so Marie Rösler.

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Quelle: dpa

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