Lewis Hamilton kann nach mehreren negativen Corona-Tests in Abu Dhabi wieder fahren – der Auftritt seines Ersatzmanns letzte Woche hinterlässt dennoch Fragen für Mercedes.
Auch wenn er am Ende nur Neunter wurde: George Russell war der Gewinner des Nachtrennens in Bahrain. Er übernahm dort nicht nur das Auto von Lewis Hamilton, sondern dominierte den Grand Prix über weite Strecken auch im Stil des siebenmaligen Weltmeisters. Und bekam dann erst durch das Reifenwechsel-Chaos bei Mercedes und dann durch einen schleichenden Plattfuß das Rennen gleich zweimal gestohlen.
Valtteri Bottas – der große Verlierer
Und das alles geschah unter erschwerten Umständen. Mercedes-Sportchef Toto Wolff wies darauf hin: "Sein Rennen war unglaublich, er hatte die beste Reaktionszeit am Start – obwohl er mit seiner Größe nicht richtig ins Auto passt, er zu kleine Schuhe tragen muss, um mit den Pedalen zurecht zu kommen, und die Kupplungshebel für seine Hände zu klein sind."
Dagegen stand Valtteri Bottas als der große Verlierer da: Gegen einen Hamilton hinterher zu hinken, das wird akzeptiert. Gegen einen Russell, der erst fünf Tage vor dem Rennen nominiert wird, der das Auto, das Team kaum kennt, in dem sich Bottas seit 2017 ununterbrochen bewegt, so blass auszusehen wie an diesem Wochenende, nicht. Kritiker fragen sich ja seit Jahren immer wieder, warum Mercedes beharrlich an dem Finnen festhält.
Mercedes wohl froh über Hamiltons Rückkehr
Insofern ist man dort wahrscheinlich auch aus diesem Grund froh, den Champion zum Finale wieder im Auto zu haben. Damit die Spekulationen erst einmal abflauen. Trotzdem – die Frage steht weiter im Raum:
"Nach so einem Wochenende würde ich mich nicht wundern, wenn er sein Cockpit verliert.", sagt Nick Heidfeld nach Bahrain. Toto Wolff will zumindest öffentlich noch nicht wirklich etwas davon hören: "George ist ein Williams-Fahrer", betont der Mercedes-Teamchef, angesprochen auf 2021. "Unsere Paarung besteht aus Valtteri und Lewis."
- Mick Schumachers Formel-1-Karriere gestartet
Alle Augen auf Mick Schumacher im ersten Training zum Saisonabschluss der Formel 1 in Abu Dhabi: Der 21-Jährige feierte sein Debüt für seinen Rennstall Haas.
Kratzer am Hamilton-Image
Wobei der siebenmalige Weltmeister ja noch nicht einmal einen neuen Vertrag hat. Das soll sich aber bald ändern. Dass er aber zumindest noch einmal ein Jahr dranhängen wird, um dann vielleicht Ende 2021 mit einem möglichen achten WM-Titel und dem alleinigen Rekord endgültig aufzuhören, gilt als sehr wahrscheinlich. Dann wäre der Weg für Russell sowieso frei. Aber die Art, wie Wolff sich schon fast dafür entschuldigte, dass man im August den Vertrag mit Bottas verlängerte, sollte dem Finnen zu denken geben: "Man kann immer nur mit den Informationen arbeiten, die man zu diesem Zeitpunkt hatte." Es wurden auch schon Fahrer während einer Saison ausgetauscht – Verträge hin oder her.
Aber nicht nur für Valtteri Bottas stellte die Glanzleistung von Russell einen heftigen Schlag ins Kontor dar, auch das Image von Lewis Hamilton bekam ein paar Kratzer. Festzustellen schon ganz schnell an vielen Reaktionen etwa in den sozialen Medien. Tenor: Das zeigt doch, dass in diesem Super-Mercedes fast jeder gewinnen kann. Was natürlich nur bedingt stimmt – denn Russell ist nun mal kein Durchschnittsfahrer, sondern ein von allen Experten anerkanntes Top-Talent – dessen starke Leistungen im schlechten Williams nur oft nicht auffielen.
Wolff stärkt Hamilton den Rücken
So versuchte Wolff dann auch, dieses Thema schnell zu beerdigen: "Lewis gewinnt so viel, weil er der beste Fahrer im besten Auto ist. Es ist immer eine Kombination aus beidem." Man dürfe sich da nicht von Russells Glanzauftritt blenden lassen: "Lewis ist immer noch die Messlatte." Was der jetzt in Abu Dhabi wieder beweisen kann.
- Formel 1 in Zahlen
Liveticker, Ergebnisse, Wertungen, Rennkalender