Sportdirektor Max Eberl macht die Talfahrt von Borussia Mönchengladbach zu schaffen. Im aktuellen sportstudio spricht er von einer "herausfordernden Situation".
Mit Höhen und Tiefen bei Borussia Mönchengladbach kennt sich Max Eberl eigentlich aus. Schließlich hat der Sportdirektor mit bayrischen Wurzeln einst mitten im Abstiegskampf am Niederrhein angefangen, aber eine solche Schaffenskrise wie aktuell mit allein 14 Gegentoren in den jüngsten drei Spielen habe er "so auch noch nicht erlebt", sagte Eberl am Samstagabend im aktuellen Sportstudio.
"Wir kriegen die Qualität nicht auf den Platz. Das ist definitiv nicht schön." Das 1:4 bei RB Leipzig bestätigte den Negativtrend, der mit dem 0:6 gegen den SC Freiburg einen Tiefpunkt gefunden hatte, nachdem zuvor ein 1:4 beim 1. FC Köln viel vom Selbstvertrauen raubte.
Eberl: Kein "vertrauensvolles" Spiel
"Schuld tragen wir alle", erläuterte Eberl, der direkt nach dem Leipzig-Spiel die Profis ermahnte, dass bloß keiner "mit dem Finger auf den anderen zeigt". Es sei nun einmal so, "dass wir nicht mehr vertrauensvoll Fußball spielen, natürlich ist auch der Trainer in der Verantwortung".
Doch im gleichen Atemzug nahm sich der 48-Jährige von der Verantwortung nicht aus, schließlich habe er den Kader ja so zusammengestellt. Dazu bestätigte der Sportdirektor, dass es bereits in der vergangenen Woche nach dem Freiburg-Albtraum intern "geknallt" habe, aber: "Es hat nichts geholfen!" Die Situation sei jetzt allemal "herausfordernd".
- SC Freiburg nimmt Gladbach auseinander
Der SC Freiburg hat Borussia Mönchengladbach zum Abschluss des 14. Spieltags gedemütigt. Die Breisgauer siegten in Mönchengladbach 6:0 - so hatte es bereits zur Pause gestanden.
Das 5:0 gegen den FC Bayern wirkt im Rückblick surreal
Fakt ist, dass der von Eberl ausgesuchte Trainer Adi Hütter der Fohlenelf nicht ansatzweise Konstanz vermittelt hat. Zudem wird dem von Eintracht Frankfurt losgeeisten Fußballlehrer vorgeworfen, bei einer taktisch sehr eindimensionalen Ausrichtung keinen Plan B zu besitzen. Sein Team hat in der zweiten Runde des DFB-Pokals erst Ende Oktober den FC Bayern im Borussia-Park mit 5:0 düpiert.
Ein rauschhafter Abend, der im Rückblick fast surreal erscheint. "Freiburg war ein Einschnitt", glaubt Eberl, "das war keine normale Niederlage." Man könne im Fußball halt nicht "wie in einer Firma einfach einen Knopf drücken", sondern habe mit Menschen zu tun, "da spielt die Psyche eine große Rolle." Er könne jetzt "kein Rezept geben".
Unruhiges Jahr 2021 für Borussia Mönchengladbach
Die Ausrede von belastenden Zusatzschichten im Europapokal kann sich Hütter – anders als in seiner Zeit beim nächsten Gegner Eintracht Frankfurt – diesmal sparen, denn die Borussen sind nicht international vertreten. Deshalb wertet Eberl als Macher vom Borussia-Park das Jahr 2021 auch als "ereignisreich und kompliziert".
Erst die Unruhe um Marco Rose, nun die Startschwierigkeiten um dessen Nachfolger könnten dafür sorgen, dass die Fohlenelf ihr Europapokal-Comeback erneut nach hinten verschieben muss. Dabei war der Traditionsverein im Frühjahr dieses Jahres noch unter den besten 16 in Europa vertreten.
Gefälschte Impfzertifikate
Da nehmen sich die Probleme auf der Geschäftsstelle, wo offenbar einem Mitarbeiter wegen eines gefälschten Impfausweises eine Kündigung ausgesprochen wurde, vergleichsweise gering aus. Eberl bestätigte, dass er im Zuge der Vorfälle um den bei Werder Bremen wegen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats umgehend geschassten Trainer Markus Anfang alle Impfpässe "rund um die Mannschaft, aber auch auf der Geschäftsstelle" kontrolliert worden seien.
Dabei flog offenbar nun auch in Mönchengladbach ein gefälschter Impfpass auf. Eberl wolle das so zwar nicht bestätigen, aber seine Haltung zu dem Thema ist klar: "Das ist Betrug an der Gesellschaft und gehört sich nicht."
Eberl warnt vor Corona-Folgen
Er könne nur raten, sich impfen zu lassen, damit beispielsweise auch junge Sportler einen schweren Krankheitsverlauf umgehen. Ähnlich wie den an Infiltrationen an der Lunge leidenden Joshua Kimmich hatte auch Borussia Mönchengladbach einen Spieler, der "schwer erkrankt" sei, verriet Eberl, beruhigte aber: "Er ist komplett wieder hergestellt."