Alba Berlin will nach zwei Jahren Pandemie eine neue Sport-Kultur für Kinder und Jugendliche etablieren - mit Trainingsangeboten, digitaler Plattform und vielen Kooperationen.
Eine Turnhalle in Berlin-Gropiusstadt, mitten in einer Großsiedlung am Rande der Hauptstadt. Sozialer Brennpunkt heißt das mit vielen Benachteiligten und Migranten. Bis vor fünf Jahren war hier eine "Basketball-Wüste", erzählt Jugendtrainer Stefan Ludwig. "Am Anfang war ich in der Halle der Einzige, der Deutsch sprechen konnte". Ludwig grinst.
Längst zeigt die Alba-Offensive Früchte. Zwei Dutzend Alba-Kids bis zwölf Jahre werfen an diesem Nachmittag begeistert den Ball in den Korb oder versuchen es. Das Training ist mal spielerisch, mal wie bei den Großen.
Blickkontakt, Pässe, coole Moves
Worauf kommt es an? Auf Blickkontakt, Pässe, coole Moves, dass man sich fokussiert und zusammenhält - so lauten die Antworten aus dem Kreis der Mädchen und Jungen im Grundschulalter. Einer ergänzt noch: "Training mach ich, damit man abnimmt". Alle lachen.
Natürlich werden Talente gesucht und gefördert. Albas Spezialität ist, Spitzenspieler aus den eigenen Reihen zu entwickeln.
Der neue Publikumsausschluss trifft den Hallensport hart. Alba-Chef Marco Baldi über die Folgen für den Klub und die Gefährdung von Strukturen über den Profisport hinaus.
Maodo Lô: Basketball gibt mir Selbstvertrauen
Bundesligastar Maodo Lô ist europäischer Top-Basketballer, umworben von Spitzenteams, auch aus der NBA. Der 29-Jährige ist typisch Berlin. Vater Senegalese, Mutter renommierte Künstlerin mit Atelier in Kreuzberg. Der gebürtige Berliner schätzt besonders die Alba-Kultur. "Die ist einmalig in Deutschland."
Basketball ist ein sehr schneller Sport, es passiert sehr viel - Kreativität ist gefragt. "Alba lebt genau diesen Teamgeist". Was gibt ihm der Sport? "Selbstvertrauen. Das ist extrem wichtig. Der mentale Aspekt ist beim Sport einer der wichtigsten. Das darf man nicht unterschätzen".
Weg vom Smartphone, ab zum Sport
Albas Motto: Weg vom Smartphone, ab zum Sport. Das Miteinander will Alba fördern. Mit 200 Spielangeboten, 160 Trainern und mehr als 10.000 Jugendlichen in Berlin und Brandenburg.
Ex-Nationalspieler Henning Harnisch ist Vater des Alba-Konzepts. "Eine neue Trimm-Dich-Bewegung wäre nicht schlecht. Wir brauchen eine neue Kultur. Wir versuchen mit unseren Mitteln, Schul- und Vereinssport neu zu entwickeln. Es soll logischer und einfacher werden. Der Kern ist: Wenn Kinder von 8 bis 16 Uhr an den Schulen sind, ist der klassische Vereinssport nicht mehr logisch. Man muss den vielmehr in die Schule einbauen. Wir glauben, dass dieses Projekt viele Chancen hat."
Aus Würzburg in die NBA: Der eindrucksvolle Weg von Basketball-Legende Dirk Nowitzki in einer ebenso authentischen wie intimen Dokumentation.
Sport-Angebot für sozial benachteiligte Kids
Alba Berlin geht in Schulen und dorthin, wo sich keiner kümmert. Im Angebot sind Programme wie "Open Gym" oder "Sport vernetzt". Das Kernstück: Die kostenlose ALBAthek. Die Online-Plattform wird im Rahmen des Modellprogramms "Sport digital - Mehr Bewegung im Quartier" ständig weiterentwickelt. Ein neues Projekt vom Hauptstadtclub mit dem Bundesinnenministerium. Zielgruppe: Kinder von 3 bis 12 Jahren.
Alba schließt deutschlandweit Kooperationen mit Vereinen wie Werder Bremen oder SC Freiburg. Dazu kommen Workshops und Fortbildung für 8.000 Lehrkräfte in ganz Deutschland. In vierzig Bewegungseinheiten geben Fachleute aus Sporttheorie und -praxis wertvolle Trainingstipps. Selbst renommierte Kultureinrichtungen machen mit: Museen, Theater, Unis. So ist die Staatsoper Unter den Linden Teil des Alba-Teams.
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"Basketball ist ein Spiel für alle. Für Groß und Klein. Schnell und doch langsam. Es ist ein Kopfspiel. Also man sollte Köpfchen haben", sagt Harnisch. Größe sei nicht verkehrt, ergänzt Alba-Vizepräsident Harnisch, aber nicht entscheidend. Wichtiger seien Spaß an Bewegung und Teamgeist.
Alba Berlin hat bei den aktuellen Playoffs große Chancen, wieder Deutscher Meister zu werden. Es würde niemand überraschen, am wenigstens die Kids von Gropiusstadt. "Meister werden, das wäre cool", meint ein Zehnjähriger - und versucht, sofort wieder den nächsten Ball im Korb zu versenken.