Wo künftig 2G oder 2G+ gilt, werden Millionen Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen - auch im Amateursport. Ist da kein Kompromiss möglich?
Für den Amateur- und Breitensport in Deutschland lässt der Bund-Länder-Beschluss vom 18. November wenig Handlungsspielraum. Liegt die Hospitalisierungsrate in einem Bundesland über 3, haben nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zugang zu Sportveranstaltungen in Innenräumen. Ab einer Rate über 6 ist zudem ein negativer Test nötig (2G+).
Für nichtgeimpfte Erwachsene bedeutet das einen Ausschluss vom Trainings- und Wettkampfbetrieb. Der Druck, sich impfen zu lassen, nimmt für sie damit weiter zu.
DOSB: Probleme für Mannschaften
Das Dilemma der individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung bleibt. Seit kurzem empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), bei Menschen unter 30 Jahren nur noch den Biontech-Impfstoff zu verwenden.
Der Deutsche Olympische Sportbund spricht auf ZDF-Nachfrage von einem "Problem für das innere Gefüge einer Mannschaft", wenn nichtgeimpfte Spieler vorerst aussetzen müssten.
"Natürlich tut es einem um jedes Vereinsmitglied leid, das temporär keinen Sport treiben kann", sagt Christian Sachs, der Leiter des Berliner DOSB-Büros:
DOSB: Vorbild Olympiastarter
Der DOSB stellt sich damit "vor allem auf die Seite der Geimpften und Genesenen", erklärt Sachs. Diese Haltung resultiert auch "aus den positiven Erfahrungen mit den Mannschaftsmitgliedern für die olympischen und paralympischen Spiele, wo wir Quoten von weit über 90 Prozent erreicht haben", meint der Bürochef:
Dass auch Geimpfte und Genesene ansteckend sein können, klammert der DOSB nicht aus. Zusätzliche Tests für sie hält Sachs daher für sinnvoll, um das Risiko weiter zu minimieren.
- Impfdruck auf Aktive und Zuschauer steigt
In Profi- und Freizeitsport reagieren die Verantwortlichen weitgehend positiv auf die flächendeckend beschlossene 2G-Regel. Sorgen bereiten allerdings impfunwillige Trainer.
Schätzung: 80 Prozent der DOSB-Mitglieder geimpft
Der DOSB schätzt, dass knapp 80 Prozent der Mitglieder deutscher Sportvereine geimpft sind. Die 90.000 Vereine und 27 Millionen Mitglieder starke Dachorganisation habe von Anfang an "dafür geworben, dass die Impfmöglichkeit genutzt wird", sagt Sachs.
"Wir wollen unbedingt das Vereinssportangebot aufrechterhalten", begründet der DOSB-Sprecher. Die Impfung sieht er deshalb trotz der angespannten Pandemielage als Ausweg für den Breitensport, um Lockdowns wie im Frühling und Herbst 2020 zu verhindern:
Das neue Infektionsschutzgesetz schließt pauschale Lockdowns für den Sport aus. Sachs begrüßt das, macht sich jedoch nichts vor. "Dass wir durch Hospitalisierungsraten jenseits der 9 wie in Bayern und Sachsen Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte und Genesene bekommen werden, ist ein Teil der Wahrheit“, befürchtet er.
Jugendliche "besonders schützenswert"
Als "Paradigmenwechsel" bezeichnet der DOSB-Sprecher die Kompromisse, die künftig für Kinder und Jugendliche gelten: "Solange die Eltern dem Impfprozess zustimmen müssen, halten wir es für gesellschaftlich absolut unabdingbar, dass sie unabhängig vom Impfstatus am Sport teilnehmen können müssen."
Sie seien "besonders schützenswert", seien von der Politik aber "lange vergessen worden". Dass die Kollateraleffekte der Bewegungslosigkeit ausgeblendet wurden, nennt der DOSB-Büroleiter einen "fundamentalen Fehler": "Unsere Überzeugung war immer: Wenn sich Kinder und Jugendliche morgens für die Schule freitesten, muss es möglich sein, dass sie nachmittags in den Verein gehen dürfen."
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