Dirk Nowitzki beflügelt immer noch den Deutschen Basketball. Im Moment als EM-Botschafter, in Zukunft kann er sich vorstellen, einen jungen Spieler nach oben zu bringen.
Dirk Nowitzki spielt auch dreieinhalb Jahre nach Karriereende noch eine herausragende Rolle für den Sport in Deutschland.
Dies wurde wieder einmal am Donnerstag vor dem Auftaktspiel der deutschen Basketballer bei der Europameisterschaft gegen Frankreich deutlich, als er für seine Leistungen in der Nationalmannschaft geehrt wurde.
Ritterschlag vom Bundespräsidenten
Wie zuvor schon sein Trikot mit der Nummer 41 bei den Dallas Mavericks wurde jetzt sein Nationaltrikot mit der Nummer 14 unter das Dach der Kölner Arena gezogen und soll nie mehr an einen anderen Spieler vergeben werden.
"Ihre Rekorde sind legendär. Ihr Heldenstatus ist auch drei Jahre nach dem Ende ihrer Karriere ungeschmälert", holte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Ritterschlag aus, den er prompt vollendete. "Ein Star kann man im Sport schnell werden, aber sportlicher Ruhm ist vergänglich. Um dauerhaft ein Held zu bleiben, reichen sportliche Leistungen nicht aus."
- DBB ehrt Nowitzki-Trikot mit der Nummer 14
Verdiente Auszeichnung für Deutschlands besten Basketballer aller Zeiten: Vor dem EM-Spiel gegen Frankreich wird Dirk Nowitzkis DBB-Trikot mit der 14 unter das Hallendach gezogen.
Vom Umfeld auf den Boden geholt
Für deutsche Verhältnisse war diese Würdigung durch das Staatoberhaupt so ungewöhnlich wie die Standing Ovations, die ihm das Publikum am Samstagabend beim Besuch im "aktuellen sportstudio" zur Begrüßung darbot. In der NBA hat er noch andere Formen des Starkultes erlebt.
Umso wichtiger war ihm immer sein Umfeld, besonders die Familie und Coach Holger Gschwindner. "Sie haben mich aufgebaut, wenn ich mal down war und ein schlechtes Jahr hatte", sagt der 2,13-Mann.
Deutscher EM-Traumstart in schwerer Gruppe
In seiner aktuellen Rolle als EM-Botschafter scheint Nowitzki das deutsche Team zum Höhenflug zu motivieren. Zwei Spiele, zwei Siege ist die stolze Bilanz. Auch wenn das 92:82 gegen Bosnien-Herzegowina am Samstagabend ein hartes Stück Arbeit war, öffnet es der deutschen Mannschaft die Tür zum Achtelfinale weit.
"Für diese schwere Gruppe ist das ein Traumstart", sagte Nowitzki, schob aber warnende Worte hinterher. "Man muss immer sein Bestes spielen, sonst kann man gegen jeden in Europa verlieren."
Nowitzki: "Papa konnte mal laufen"
Für ihn selbst sind die Besuche in der Halle, ob in Dallas oder jetzt in Köln, die Momente, in denen es ihm am schwersten fällt, nicht mehr aktiv dabei zu sein. "Das Leben ist trotzdem noch hektisch genug", sagt er.
Aber richtig reflektieren werde er wohl erst, wenn die Kids mal verstehen, was der Papa mal gemacht hat. Dann werde er ihnen Clips zeigen und sagen: "Schau mal, der Papa konnte mal wirklich was bewegen und mal laufen und spielen."
Kinder lernen andere Kulturen und Sprachen kennen
Neben dem Familienleben, in dem er seinen drei Kinder im Moment auf vielen Reisen andere Kulturen und Sprache nahebringt, arbeitet Nowitzki als Berater für die Dallas Mavericks. Außerdem engagiert er sich nach wie vor für seine Stiftung, die benachteiligten Kindern und Jugendlichen hilft, ihre Potenziale zu entwickeln. "Die Pandemie hat alles noch schlimmer gemacht, es fehlen essenzielle Sachen wie Nahrungsmittel", sagt er. "Da müssen wir zusammen durch".
Irgendwann wird wohl auch der Wunsch vieler Fans in Erfüllung gehen, Dirk Nowitzki als Coach zu sehen. "Das wird mich später interessieren, aber kein Mannschaftstraining, sondern Individualtraining", sagt er. "Ich möchte das, was ich in 21 Jahren gelernt habe und was mir Holger beigebracht hat, weitervermitteln."
Kein Mentor für den Nachfolger
Seinen Nachfolger bei den Mavericks und Kumpel Luka Doncic hat er bei dieser Vision nicht im Kopf. "Der hat es schon ganz nach oben geschafft. Er ist einer der besten Spieler der Welt, ich bin immer für ihn da, aber bei ihm muss ich nicht mehr Mentor spielen", sagt er.
"Ich würde gern etwas jünger ansetzen, in den Teenager-Jahren, denen kann man ja wirklich noch aufbauen und Sachen beibringen." So wie es Holger Gschwindner einst beim jungen Dirk Nowitzki gemacht hat.