Das 0:5-Pokaldebakel in Gladbach lässt die Münchner schockiert zurück und auch übergeordnete Zweifel aufkommen. Vor allem die Anfälligkeit in der Defensive gibt zu denken.
Seine Auswechselung musste Dayot Upamecano wie eine Erlösung vorkommen. Zuvor war der Innenverteidiger des FC Bayern 55 Minuten lang neben Lucas Hernández von einem Malheur ins nächste gestolpert, ausgerechnet an seinem 23. Geburtstag.
Gewiss stand der Zugang aus Leipzig am Ende einer Fehlerkette. Und doch zeigte sich beim 0:5-Pokaldebakel der Münchner bei Borussia Mönchengladbach zum wiederholten Male, dass es der Hochbegabte noch nicht schafft, auf einem konstant hohen Niveau zu spielen.
Zuvor noch "Supamecano"
Zuletzt hatte er überragt und war gefeiert worden, gegen Gladbach entglitt ihm vor allem Breel Embolo ein ums andere Mal. "Upamecano war gestern noch 'Supamecano', heute macht er natürlich mit Sicherheit kein gutes Spiel", sagte Dino Toppmöller auf der Pressekonferenz.
Der Vertreter des sich in Corona-Quarantäne befindlichen Chefs Julian Nagelsmann empfahl aber allen Beteiligten, "sich an die eigene Nase zu fassen".
Für Salihamidzic "unerklärlich"
Man werde Upamecano wieder aufbauen, ergänzte Sportvorstand Hasan Salihamidzic und bezeichnete dessen Leistung ebenso wie die der gesamten Mannschaft als "unerklärlich", nachdem der Verteidiger und seine Kollegen zuletzt noch "sensationell gespielt" hätten.
Upamecano stand sinnbildlich für die Leistungsschwankungen der Bayern. Zahlreiche hohe Siege und Galas hatten sie in Nagelsmann erster Saison beim FC Bayern bereits zur Aufführung gebracht.
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Horror in Hollywood
Uli Hoeneß hatte noch am Montagabend geschwärmt, er fühle sich ob der Leistung der Mannschaft wie "in Hollywood". 48 Stunden später glich der Auftritt der Bayern-Besetzung einem Horrorfilm.
Besorgniserregend für die großen Ziele in der Champions League wirkte, wie die Münchner insgesamt in der Defensive havarierten - und zwar nicht zum ersten Mal.
Schon gegen Frankfurt, Fürth und Kiew instabil
Schon bei der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt hätten die Münchener mehr Gegentore kassieren können. Auch in Fürth und gegen Kiew waren die hochstehenden Bayern akut konteranfällig gewesen. Nun erhärtete sich die Diagnose: "instabil".
Aus Sicht des FC Bayern warf das 0:5 gegen Gladbach grundsätzliche Fragen auf und nährte übergeordnete Zweifel.
Die TSG Hoffenheim war für den FC Bayern keine hohe Hürde: Die Münchner feierten einen unangefochtenen 4:0-Heimsieg.
Erster Titel futsch
Der erste angestrebte Titel ist nach der höchsten Niederlage der Münchner im DFB-Pokal bereits futsch, wie im Vorjahr in der zweiten Runde kam das Aus. Doch anders als beim K.o. gegen Underdog Kiel hatte sich nun nicht nur eine große Überraschung ereignet. Diesmal wurde der FC Bayern in seinen Grundfesten erschüttert, weil er so wehrlos überhaupt nicht mehr wiederzuerkennen war.
"Zerpflückt von A bis Z"
„Absolut schockiert“ sei er nach dem „kollektiven Blackout“, sagte Salihamidzic. "So ein kollektives Versagen von einer Bayern-Mannschaft in so einem wichtigen Spiel habe ich noch nicht erlebt", bekannte Thomas Müller.
Zu denken gab vor allem die Art und Weise, wie die Münchner von den Gladbachern überrollt wurden. Bis zur Pause hätten sie auch noch mehr Gegentore kassieren können.
Das Aufbäumen misslingt
Danach habe man zwar versucht, sich aufzubäumen, "aber ich glaube nicht, dass man das am Fernsehschirm gesehen hat", befand der Nationalspieler. Beim letzten Gegentor war Upamecano schon nicht mehr auf dem Platz - an seinem Geburtstag zum Vergessen.
DFB-Pokal - Ergebnisse der 2. Runde:
- Preußen Münster - Hertha BSC 1:3 (1:1)
- SV Babelsberg 03 - RB Leipzig 0:1 (0:1)
- TSV 1860 München - FC Schalke 04 1:0 (1:0)
- TSG 1899 Hoffenheim - Holstein Kiel 5:1 (2:0)
- Borussia Dortmund - FC Ingolstadt 2:0 (0:0)
- VfL Osnabrück - SC Freiburg 2:3 i.E. (0:1,1:1,2:2)
- 1. FC Nürnberg - Hamburger SV 2:4 i.E. (0:1,1:1,1:1)
- FSV Mainz 05 - Arminia Bielefeld 3:2 n.V. (0:1,2:2)
- SV Waldhof Mannheim - 1. FC Union Berlin 1:3 n.V. (1:1,1:1)
- VfL Bochum - FC Augsburg 5:4 i.E. (1:0,2:2,2:2)
- Dynamo Dresden - FC St. Pauli 2:3 n.V. (0:0,2:2)
- Bayer Leverkusen - Karlsruher SC 1:2 (0:1)
- Hannover 96 - Fortuna Düsseldorf 3:0 (1:0)
- Bor. Mönchengladbach - Bayern München 5:0 (3:0)
- VfB Stuttgart - 1. FC Köln 0:2 (0:0)
- Jahn Regensburg - Hansa Rostock 2:4 i.E. (0:1,2:2,3:3)