Weltumsegler Boris Herrmann hat bei seiner Premiere bei der Vendée Globe Platz fünf belegt. Den Sieg holte Yannick Bestaven. Herrmann büßte bei einer Kollision die Siegchancen ein.
Eine Kollision mit einem Fischerboot kurz vor dem Ziel hat Segler Boris Herrmann bei der Vendée Globe dramatisch um die Chance aufs Podium gebracht. Im Ziel, das der 39-Jährige nach 80 Tagen, 20 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden erreichte hatte er den Schock schon verdrängt: "Ich bin absolut glücklich mit dem Rennen, mit dem Resultat, mit allem."
Zeitgutschrift für Rettungsaktion
Yannick Bestaven, dessen Siegerzeit 80 Tage, 3 Stunden, 44 Minuten und 46 Sekunden beträgt, kam hinter seinen französischen Landsmännern Charlie Dalin und Louis Burton in Les Sables-d"Olonne an, profitierte aber von einer 10:15-Stunden-Zeitgutschrift für die Rettungsaktion des schiffbrüchigen Kevin Escoffier, an der auch Herrmann beteiligt war.
Während Bestaven in der Nacht zum Donnerstag den Sieg bei der wohl härtesten Regatta der Welt feierte, schleppte sich Herrmann mit seiner schwer lädierten Yacht "Seaexplorer - Yacht Club de Monaco" voran, und kreuzte die Ziellinie am Donnerstagvormittag um 11:19 Uhr.
Der Hamburger wurde noch vom Franzosen Jean Le Cam auf dessen Jacht «Yes We Cam!» am Donnerstagabend von Rang vier verdrängt. Der 61-jährige Le Cam war zwar als Achter ins Ziel gekommen. Doch dank einer Zeitgutschrift von 16:15 Stunden schob er sich noch vor Herrmann. Im Endklassement trennten die beiden nach über 80 Tagen auf dem Meer und über 28.000 Seemeilen knapp 75 Minuten.
Siegchancen bei Crash zerstört
Vor dem schweren Zwischenfall, der sich am am Mittwochabend um 20:50 Uhr 85 Seemeilen vor dem Ziel ereignete, lag Herrmann auf Platz drei und hatte theoretisch noch Siegchancen. Dann aber kam es zu einer folgenschweren Kollision mit einem Fischertrawler:
"Plötzlich sah ich eine Wand neben mir, die Schiffe verhakten sich, ich hörte Männer rufen", berichtete Herrmann: "Wie kann das Radar das Schiff nicht erkennen? Ich kann es mir nicht erklären. "Aber das wichtigste ist, dass niemand verletzt wurde."
Das seit dem Start stets perfekt funktionierende Alarmsystem an Bord von Herrmanns Yacht hatte nicht angeschlagen. Zunächst wurde vermutet, das Fischerboot habe sein automatisches Identifikationssystem AIS bewusst deaktiviert, um die Fanggründe vor der Konkurrenz geheimzuhalten.
Kapitän: Vorwürfe haltlos
Der Kapitän des spanischen Fischkutters wies diese Spekulationen aber weit von sich. Das Automatische Identifikationssystem bei seinem Schiff "Hermanos Busto" sei "zu jedem Zeitpunkt" eingeschaltet gewesen, versicherte Jose Zaldumbide der "Süddeutschen Zeitung".
"Erstens sind wir dazu verpflichtet, zweitens lässt es sich sehr einfach überprüfen, weil: Das wird automatisch aufgezeichnet", sagte der 55-Jährige.
Mast in Gefahr
Herrmanns Boot wurde bei der Kollision deutlich beschädigt, unter anderem am Bug und am Foil (Tragflügel). Besonders kritisch sei gewesen, dass eine Leine riss, die den Mast seitlich gegen ein Umfallen sichert, teilte sein Team mit. Herrmann habe in den Stunden nach dem Zusammenstoß "fieberhaft" daran gearbeitet, das Boot fahrtüchtig zu halten.
Indessen hat Greta Thunberg Boris Herrmann zu dessen Zielankunft via Twitter gratuliert. Herrmann hatte die Schwedin im Spätsommer 2019 auf einer Yacht über den Atlantik nach New York gesegelt. Thunberg hatte auf die Nutzung eines Flugzeugs aus Gründen des Klimaschutzes verzichtet.