Das Landgericht München II wird am Freitag die Urteile gegen den Erfurter Arzt Mark S. und vier Helfer fällen. Es ist der größte Doping-Prozess der jüngeren deutschen Geschichte.
Im ersten Verfahren seit der Einführung des Anti-Doping-Gesetzes im Jahr 2015 fällt am Freitag nach vier Monaten Prozessdauer der Vorhang. Es ist die Frage wenige Stunden vor den Urteilsverkündungen: Für wie lange wird die Zweite Strafkammer des LG München II unter dem Vorsitz von Marion Tischler den hauptangeklagten Mediziner Mark S. ins Gefängnis schicken? Für den geht es um seine berufliche Existenz. Der Erfurter Arzt möchte eigentlich gerne so schnell wie möglich in seine Praxis zurück. Doch so rasch wird’s wahrscheinlich nicht gehen.
Fünfeinhalb Jahre Haft drohen
Fünfeinhalb Jahre Freiheitsstrafe fordert der Ankläger am 23. Prozesstag. Wegen erwiesenen Blutdopings an zahlreichen Rad- und Wintersportlern. Vieles stimme, sagen auch die Verteidiger von Mark S., sind aber bei der Strafforderung deutlich niedriger: Da ihr Mandant vollständig gestanden habe und so zur Aufklärung dieses Verfahrens beitrug, dürfe die Freiheitsstrafe drei Jahre nicht überschreiten.
Bei Wettkämpfen ist es verboten.
100 Fälle wurden letztlich zu 26 strafrelevanten Fällen zusammengefasst. Uunter anderem auch deswegen, weil das Anti-Doping-Gesetz erst 2015 in Kraft trat. Neben Mark S., der im Laufe des Prozesses immer mehr gestand, machten drei Mitangeklagte gleich zu Prozessbeginn reinen Tisch, gestanden umfassend.
Bewährungsstrafen für Mitangeklagte?
Bewährungsstrafen sollen deswegen nach der Einschätzung von Oberstaatsanwalt Kai Gräber am Ende herauskommen: Zwei Jahre für die Krankenschwester Diana S., eineinhalb Jahre für den Notfallsanitäter Sven M. und ein Jahr für Ansgard S., den Vater von Mark S. Einzig der Angeklagte Dirk Q., ein Bauunternehmer, der als enger Vertrauter von S. galt, gestand erst Mitte des Prozesses.
Für ihn fordert Ankläger Gräber eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und 6 Monaten, seine Verteidiger fordern maximal zwei Jahre. In seinen Schlussworten am vergangenen Freitag zeigte sich Mark S. emotional und reuig.
Und dass die vier Mitangeklagten von ihm eingesetzt und gelenkt wurden, räumte er auch ein: "Den Brandherd habe ich gesetzt und es tut mir unendlich leid, dass ich die vier anderen da mit reingezogen habe."
- Blutdoping-Skandal: Der Prozess
Vor dem Landgericht München endet der Prozess im internationalen Blutdoping-Skandal um den Erfurter Sportmediziner Mark S. Eine Chronologie des Verfahrens.
Von dem Urteil erhoffen sich Sportfunktionäre eine große Signalwirkung. So äußerte sich der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) Alfons Hörmann gegenüber der dpa.
Und das Sportlerbündnis Athleten Deutschland äußerte sich der dpa gegenüber über seinen Geschäftsführer Johannes Herber ebenfalls zu der Bedeutung des Prozesses: "Athletinnen und Athleten haben wiederholt ein schärferes Vorgehen gegen die Hinterleute und Begünstigten von Doping gefordert. Deutliche Strafen für die Angeklagten dieses Prozesses wären in dieser Hinsicht ein sehr wichtiges Zeichen."
Zumindest im Fall von Mark S. ist das möglich. Um 11 Uhr werden die Urteile verkündet.