Abermals verliert Borussia Dortmund mit 1:2 gegen Manchester City. Das Aus in der Champions League könnte gravierende Folgen für die Westfalen haben.
Der Frust, die Enttäuschung, das Entsetzen: All das spiegelte sich im Gesicht von Emre Can wieder. Der Defensivallrounder von Borussia Dortmund sollte auch im Champions-League-Rückspiel gegen Manchester City im Mittelpunkt eines umstrittenen Elfmeterpfiffs stehen: Letztlich war es Cans Vergehen, das nach einem 1:0-Vorsprung durch Jude Bellingham (15.) für den Turnaround zugunsten des englischen Weltklasseteams sorgte, das sich in Dortmund genau wie im Hinspiel mit 2:1 durchsetzte.
Der verwandelte Strafstoß von Riyad Mahrez (55.) wirkte auf den BVB wie ein K.o-Schlag. Nationalspieler Can, dem der Ball zuvor bei einem Abwehrversuch vom Kopf an den Arm gesprungen war, zeigte sich fassungslos:
In Manchester hatte ein Treffer von Bellingham nicht gezählt, weshalb Trainer Edin Terzic fand: "So richtig Glück mit den Schiedsrichter-Entscheidungen hatten wir in den letzten sieben Tagen nicht."
Sonntag geht es in der Bundesliga gegen Werder Bremen
Doch unter dem Strich - das Ausscheiden im Viertelfinale den Schiedsrichtern anzulasten wäre zu billig: Mit einer frappierenden Selbstsicherheit im Pass- und Positionsspiel war das eingespielte Ensemble von Pep Guardiola um seine überragenden Dirigenten Kevin De Bruyne und Ilkay Gündogan schlicht das bessere Team.
Großes Hadern verbietet sich auch deshalb, weil Dortmund droht, sich länger aus dem elitären Zirkel zu verabschieden. Die erneute Champions-League-Qualifikation ist derzeit weit weg: Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf den Vierten Eintracht Frankfurt. Die Hessen spielen Samstag bei Borussia Mönchengladbach mit dem künftigen BVB-Trainer Marco Rose, während die Westfalen am Sonntag Werder Bremen empfangen. "Wir müssen jedes Spiel ernst nehmen und versuchen, in jedem Spiel zu punkten", forderte Can.
Gravierende finanzielle Einbußen bereits durch die Pandemie
Zudem besteht eine reelle Titeloption im DFB-Pokal, wo die Dortmunder im Halbfinale auf den Zweitligisten Holstein Kiel treffen. Doch auch der Pokalsieger rückt "nur" in die Europa League. Allein die Champions League ist aber die Bühne, auf der so begehrte Spieler wie Jadon Sancho, Erling Haaland oder auch Bellingham sich weiterentwickeln wollen.
Zudem sind die Einnahmeverluste in Corona-Zeiten ohnehin gravierend. In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2020/21 hatte der börsennotierte Bundesligist einen Verlust von 26,3 Millionen Euro vermeldet. Der Gesamtumsatz fiel im gleichen Zeitraum von 236,6 auf 177,4 Millionen Euro. Ohne die Champions-League-Gelder drohen Spielerverkäufe im Sommer.
Sportdirektor Michael Zorc konstatierte: "Die Saison ist bislang nicht ganz einheitlich für uns. Wir haben in der Champions League sehr gute Leistungen gebracht. Im DFB-Pokal haben wir unsere Hausaufgaben erledigt. Nur in der Liga hapert es, da aber eben deutlich." Alles hängt nun am seidenen Faden Champions-League-Qualifikation.
Interessenkonflikte mit dem Berater von Erling Haaland
Und welche Debatten noch drohen, zeigen die Versuche von Haaland-Berater Mino Raiola, den norwegischen Ausnahmestürmer vielleicht schon diesen Sommer zum FC Barcelona oder Real Madrid zu transferieren. Raiola hatte kürzlich die spanischen Großklubs persönlich mit Haalands Vater besucht. Zorc will zwar keine Provokation erkennen, sieht aber einen "ganz normalen Interessenkonflikt".
Er habe ein Gespräch mit beiden gehabt. "Wir haben eine klare Botschaft gegeben. Und diese ist, dass wir mit ihm weiter planen. Dass Mino das eventuell anders sieht, mag sein. Fakt ist, ohne unsere Unterschrift geht da nichts. Unabhängig davon, ob wir uns noch für die Champions League qualifizieren oder nicht." Doch letztlich wird davon eben viel abhängen, wie sich Borussia Dortmund in der nächsten Saison personell aufstellt.
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