Champions League: Nmecha, Chukwuemeka: Des BVB neue Trümpfe?

Borussia Dortmund bleibt eine Wundertüte, der mehrmonatige verletzungsbedingte Ausfall von Nico Schlotterbeck ist ein herber Rückschlag. Und doch zeigt der Trend unter Trainer Niko Kovac nach oben.

Mit dem Wechsel zur Dreierkette hat der Coach zuletzt die Abwehr stabilisiert. Kapitän Emre Can ist von Dortmunds Dauersündenbock im Mittelfeld zum Ruhepol der Defensive aufgestiegen. Das zuletzt beim souveränen Sieg in Freiburg - auch ohne Schlotterbecks Hilfe. Der hatte wegen einer Gelbsperre gefehlt. In den jüngsten neun Spielen gab es nur fünf Gegentore.

Karim Adeyemi und Maxi Beier hat Kovac Selbstbewusstsein eingehaucht, beide fühlen sich im neuen Zwei-Stürmer-System wohler. Selbst Jamie Gittens, der nach seiner starken Hinrunde abgebaut hatte, durfte gerade wieder ein Tor bejubeln. Borussia Dortmund kann wieder mehr als nur schnöden Ergebnisfußball.

Beim ersten Showdown im Viertelfinale der Champions League mit dem FC Barcelona am Mittwoch, 21 Uhr (ausführlicher Bericht in der Champions-League-Sendung ab 23 Uhr), und auch darüber hinaus sind Kovacs Kniffe für das nächste Großprojekt gefragt: das Mittelfeld zu ordnen.

Die Hoffnung bleibt, dass Spielmacher Julian Brandt aus dem Leistungsloch findet. Doch seit dem Wochenende gibt es Alternativen.

"Wir haben zwei neue Spieler", sagt Kovac - und meint damit Carney Chukwuemeka und Felix Nmecha. Beide kamen bei ihm bisher kaum oder gar nicht zum Einsatz. Nun könnten sie den Konkurrenzkampf anheizen und eine spannende neue BVB-Achse bilden.

Chukwuemeka hat sein Potenzial in Kurzeinsätzen angedeutet. Etwa mit klasse Zuspielen beim Kantersieg über Union Berlin. Weil die Winterleihe vom FC Chelsea aber schon vier BVB-Spiele verpasst hatte, kehrten die Zweifel zurück.

Das Verletzungspech war dem Toptalent schon an der Stamford Bridge treu. Das Wort "Fehlgriff" machte die Runde. Doch nach dem starken Startelfdebüt in Freiburg gilt Englands U19-Europameister von 2022 nun sogar als X-Faktor fürs offensive Zentrum.

Chukwuemeka spielt robust und selbstbewusst, verfügt über feine Technik und ein gutes Auge. Bei der Weltklasse-Vorarbeit des dritten BVB-Treffers in Freiburg war das kompakt zu bestaunen.

Gelingen weitere Auftritte dieser Art, dürfte der BVB sogar geneigt sein, im Sommer die üppige Kaufoption über 35 Millionen Euro zu ziehen.

Das Timing stimmt jedenfalls, auch bei Felix Nmecha. Der agile Abräumer meldete sich nach zehn Wochen Zwangspause zurück und könnte rechtzeitig die Lücke im defensiven Mittelfeld stopfen.

Nmecha agiert defensiver, aber in Spielanlage und Stil ähnelt er Chukwuemeka. Beide verbinden ihr körperliches Spiel mit einer gewissen Eleganz. Beide wurden auf der Insel ausgebildet: Der 21-jährige Engländer bei Aston Villa, der drei Jahre ältere Deutsche bei Manchester City.

Schon Mitte der Hinrunde war Nmecha drauf und dran, den Durchbruch beim BVB zu schaffen. Im November gelang sein erstes Länderspiel-Tor. Da gilt es anzuknüpfen.

Denn Marcel Sabitzer fällt weiter aus, Salih Özcan ist eher solider Ersatz und Pascal Groß viel wertvoller, wenn er auf die Flügel ausweichen und die Spitzen mit Vorlagen füttern kann.

Nmecha und Chukwuemeka können jeder für sich dem BVB weiterhelfen. Aber beide gemeinsam? Das dürfte ein interessantes Experiment werden.

Die Chemie scheint jedenfalls zu stimmen. "Zu Felix habe ich schon eine Verbindung aufgebaut. Ich freue mich, mit ihm auf dem Platz zu stehen", sagt der Engländer.