Der FC Bayern trifft im Champions-League-Finale auf Paris Saint-Germain: Normal das Stadion-Highlight für jeden Fan der Münchner. Doch durch Corona ist 2020 alles anders.
Wenn bei einem Champions-League-Finale die Hymne des Wettbewerbs ertönt, haben normalerweise Zehntausende Fans im Stadion Gänsehaut, im Estadio da Luz in Lissabon würde ein ohrenbetäubender Lärmpegel herrschen.
In diesem Jahr wird es vor dem Duell zwischen dem FC Bayern München und Paris Saint-Germain bis auf die Klänge der Hymne still bleiben: Zuschauer sind aufgrund der Corona-Krise für das Spiel nicht zugelassen.
"Das ist natürlich eine ganz jämmerliche Sache", sagt der Vorsitzende des Arbeitskreises Fandialog des FC Bayern München, Hans Gehrlein. Dennoch würden sich die meisten der 3.600 Mitglieder seines Fanklubs "Die 13 Höslwanger" auf das Finale freuen.
"Für die Pandemie und die Geisterspiele kann ja keiner was, da haben die meisten auch Verständnis", zeigt er Einsicht bezüglich der Notwendigkeit, das Finale vor leeren Rängen auszutragen. Das Spiel will er in seiner Gaststätte in Höslwang mit befreundeten Bayern-Fans schauen.
Münchner Kneipen bereiten sich auf Andrang bei CL-Finale vor
Einige Barbetreiber wollen ihren Namen aktuell lieber nicht in einem Artikel lesen. In Zeiten von strengen Hygienevorschriften und Abstandsregelungen möchte man besser nicht so viel Aufmerksamkeit erregen - "auch wenn die Zusammenarbeit mit den Behörden bisher super geklappt hat", sagt ein Sportsbar-Besitzer im Gespräch mit ZDFheute. Bei ihm wurde während der bisherigen Champions-League-Spiele regelmäßig kontrolliert.
FCB-Vorstandsmitglied Oliver Kahn ist begeistert vom "Speed und Tempo" seiner Bayern. Mit Blick aufs Finale am Sonntag warnt er vor der individuellen Klasse von Paris.
Bis auf zu viele fremde Passanten, die vor seiner Sportsbar gestanden hätten und die nach Aufforderung aber auch gegangen seien, habe es keine Beanstandungen gegeben. Für den Andrang am Finaltag will er auch auf Nummer sicher gehen:
Getrübte Stimmung in Fanszene des FC Bayern
Die Vorfreude des langjährigen Bayern-Fans auf das Finale ist aber deutlich getrübt. "Es hat nicht das Gewicht, das es sonst hat - auch bei einem Titelgewinn", sagt der Sportsbar-Besitzer, der seit 1982 zu jedem CL-Finale seines Vereins gepilgert ist.
60 Prozent seiner Stammgäste sähen das ähnlich: "Ich würde mich freuen, aber es wäre kein Vergleich zu Wembley." Damals schlug der FC Bayern im CL-Finale Borussia Dortmund - vor 86.298 Zuschauern.
Auch die Fan-Gruppierung "Club Nr.12 e.V." verweist auf Anfrage auf ihre bisherigen Stellungnahmen, in der Geisterspiele abgelehnt werden. Fußball sei ein soziales Phänomen, das vor allem von den Begegnungen der Menschen und dem gemeinsamen Mitfiebern im Stadion lebe, heißt es darin.
"Uns ist das Stadionerlebnis, die Unterstützung der Mannschaft, das Zusammensein absolut wichtig. Spiele ohne Fans sind für uns nicht vorstellbar." Wenn Spiele aufgrund der Corona-Pandemie berechtigterweise nicht mit Zuschauern stattfinden könnten, solle überhaupt kein Fußball gespielt werden.
Gehrlein: Auch ohne Fans in Lissabon wird es "super Abend"
Auch Hans Gehrlein hat von Teilen der Fans Kritik registriert, sieht in seinem Fanklub aber überwiegend Vorfreude auf das Spiel. "Wir lieben es normalerweise, auf die Hin- und Rückspiele zu reisen und die europäischen Städte kennenzulernen", erklärt er. "Dennoch wird es ein super Abend."
Auch die bisherigen Spiele hätte er mit Leidenschaft und Emotionalität verfolgt, es fühle sich durch die Situation nicht prinzipiell falsch an. "Pack ma's", sagt er zum Abschluss und freut sich auf den potentiell sechsten Titel in der Königsklasse für seine Bayern.
Das Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern München und Paris Saint-Germain sehen Sie am Sonntag ab 20:15 live im ZDF und im Livestream auf ZDFheute.