Schachtjor Donezk trotz der Folgen des Krieges erfolgreich

Schachtjor Donezk gegen Zenit St. Petersburg oder Dynamo Kiew gegen Spartak Moskau. Es sind Paarungen, die durch die Annexion der Krim durch Russland und den Krieg in der Ostukraine seit 2014 in den Vereinswettbewerben der UEFA unmöglich waren. Spätestens seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar erscheinen die Partien auch zukünftig kaum vorstellbar.

Dabei sollten solche ukrainisch-russischen Partien sogar mal zum Alltag werden. Zumindest, wenn es nach dem Willen von Gazprom gegangen wäre. 2012 legte der russische Staatskonzern Pläne für eine gemeinsame russisch-ukrainische Profiliga vor, die den europäischen Topligen Konkurrenz machen sollte.

Wie utopisch die damaligen Pläne heute erscheinen, zeigt seit 2014 das Nomadenleben des ukrainischen Topvereins Schachtjor Donezk. Nachdem prorussische Separatisten mit Unterstützung Moskaus in der ostukrainischen Großstadt die Kontrolle übernommen hatten, mussten nicht nur viele Fans des UEFA-Cup-Siegers von 2009 aus Donezk und dem Donbass fliehen, sondern auch der Klub selbst.

Lwiw, Charkiw und Kiew hießen seitdem die bisherigen Heimspielorte des Vereins. In dieser Saison muss Schachtjor Donezk seine Heimspiele in der Champions League in der polnischen Hauptstadt Warschau austragen. Lediglich die Spiele der Premjer Liha finden bei dem Krieg angepassten Umständen in der Ukraine statt.

Dass beim nun anstehenden letzten "Heimspiel" gegen RB Leipzig (Mittwoch, 18.45 Uhr / Zusammenfassung in der Champions-League-Sendung ab 23 Uhr) die Ukrainer bei einem Sieg über die Sachsen sogar das Achtelfinale erreichen können - das Hinspiel in Leipzig gewann Schachtjor überraschend deutlich mit 4:1 - grenzt daher schon wegen der Reisestrapazen an ein kleines Wunder.

"Das ist eine schwere Zeit. Wir leben in der Ukraine und absolvieren dort auch unsere Ligaspiele. Aber wir reisen ins Ausland, um sich in der Champions League mit anderen Mannschaften zu messen. Meine Spieler sind daher oft erschöpft, weil wir viel Zeit auf Reisen verbringen, weshalb auch der Zyklus für die Spielvorbereitung zerstört ist", klagte der kroatische Schachtjor-Trainer Igor Jovicevic vor dem am 4. Spieltag stattgefundenen Champions-League-Spiel gegen Real Madrid auf einer Pressekonferenz. Was Schachtjor nicht daran hinderte, gegen die Königlichen ein beachtliches 1:1-Unentschieden zu holen.

Die sportliche gute Rolle von Schachtjor Donezk in der Champions League ist aber nicht nur wegen der ständigen Reisen des Vereins eine Überraschung. 20 Spieler hat Schachtjor im letzten Sommer verkauft, verliehen oder ablösefrei gehen lassen. Besser gesagt wegen des Krieges gehen lassen müssen.

Darunter vor allem seine brasilianischen Profis, für die Schachtjor in den vergangenen Jahren nicht nur berühmt war, sondern die auch Garant waren sowohl für die sportlichen Erfolge des Vereins als auch für dessen Transfereinnahmen.

Wie der russische Angriffskrieg die Kaderplanung von Schachtjor zerstörte, zeigt das Schicksal des Brasilianers David Neres, der seit diesem Sommer bei Benfica Lissabon unter Vertrag steht. Dieser absolvierte kein einziges Pflichtspiel für Schachtjor, da wenige Wochen nach seinem Wechsel von Ajax Amsterdam in die Ukraine der Krieg ausbrach.

Heute stehen nur noch vier ausländische Profis im Kader.

Den aus Burkina Faso verbliebenen Stürmer Lassina Traore nannte er dennoch "einen Helden unserer Zeit".

Bondar gehört, wie der im Sommer von Leverkusen umworbene Flügelspieler Michailo Mudryk oder Außenverteidiger Juchim Konoplja, zu den aktuellen Leistungsträgern des Teams, die fast alle aus der eigenen und oft wenig beachteten Nachwuchsakademie kommen. Und dass sie erfolgreich sein können, bewiesen sie 2019. Damals wurden sie mit der ukrainischen U-20-Nationalmannschaft Weltmeister. Das Turnier fand damals in Polen statt.