Real Madrid gewinnt mal wieder die Champions League. Thibaut Courtois ist Spieler des Finals, Carlo Ancelotti europäischer Rekordtrainer. Aber auch Jürgen Klopp will feiern.
Es war ein seltsames Champions-League-Finale in Paris. Wegen Chaos bei den Einlasskontrollen begann die Partie des Jahres mit über einer halben Stunde Verspätung. Und auf dem Platz wollte dann erst mal nur eine Mannschaft wirklich spielen: der FC Liverpool.
Aber am Ende stand ein Ergebnis, das angesichts der Geschichte des Wettbewerbs wie des bisherigen Saisonverlaufs niemanden überraschen konnte. Die Unzerstörbaren von Real Madrid siegten durch ein Tor des Flügelstürmers Vinícius Júnior bei einem ihrer wenigen Konter in der 59. Minute mit 1:0.
Sie krönten damit ihren Endspieleinzug gegen alle Wahrscheinlichkeit, bei dem sie Paris St. Germain, Chelsea und Manchester City mit teils wundersamen Aufholjagden bezwungen hatten. Und sie schrieben sie eine famose Serie fort: Seine letzten acht Champions-League-Finals hat Real allesamt gewonnen.
Die wichtigsten Szenen des Champions-League-Finales FC Liverpool - Real Madrid mit dem Originalkommentar von Béla Réthy.
In Madrid wartet eine Megaparty
Noch in der Nacht zogen in Madrid mehrere Zehntausend zur traditionellen Feierstätte am Kybele-Brunnen – auch wenn die Mannschaft erst für Sonntag erwartet wurde. Gegen 18 Uhr soll die Siegesparty mit einem Besuch der Kathedrale beginnen, danach über Rathaus und Brunnen ins Estadio Santiago Bernabéu führen.
Insgesamt ist es bereits Real 14. Titel für die "Königlichen" im wichtigsten Europapokal. Der Zweite im historischen Ranking, der AC Mailand, hat gerade mal halb so viele. Trainer Carlo Ancelotti, seit kurzem bereits erster Trainer mit Meisterschaften in allen fünf großen Ligen, avancierte zum ersten Coach mit vier Champions-League-Titeln.
Courtois, der Unbezwingbare
Schon ihren fünften Erfolg feierten Reals Altmeister Luka Modric, Toni Kroos und Karim Benzema. Der 34 Jahre alte Angreifer war mit zehn Treffern in der K.o.-Runde der überragende Spieler dieser Saison – und dürfte im Oktober den Goldenen Ball für den Weltfußballer des Jahres erhalten.
Magischer Abend für Thibaut Courtois, ein unglücklicher Jürgen Klopp - und davor jede Menge Chaos. Das Champions-League-Finale FC Liverpool - Real Madrid hat Eindruck hinterlassen.
Der Triumph von Paris verdankte Real zu einem großen Teil Torwart Thibaut Courtois. Der Belgier verhinderte, dass Liverpool aus 23 Torannäherungen und neun Torschüssen etwas Zählbares machte. Mit besonders übersinnlichen Reflexen lenkte er einen Schuss von Sadio Mané an den Pfosten (21.) sowie einen Schlenzer und ein Nahdistanz-Finish von Mohamed Salah neben das Tor (64., 82.).
Courtois gestand, für die Party seines ersten Champions-League-Sieges sogar die Hochzeit seines Bruders am Sonntag sausen zu lassen.
Klopp hadert und blickt nach vorn
Liverpools Trainer Jürgen Klopp erklärte angesichts der Glanzparaden des gegnerischen Keepers: "Wenn der Torwart zum 'Man of the Match' ernannt wird, ist was falsch gelaufen für das andere Team". Klopp weiter: "Ich habe uns viele gute Dinge machen sehen. Aber es war nicht genug, und wir akzeptieren das." Für Klopp war es im vierten Champions-League-Finale die dritte Niederlage, die zweite gegen Real Madrid nach 2018.
Inzwischen ist Liverpool ein so ausgereiftes Spitzenteam, dass es trotz zweier knapp verpasster Titel – neben der Königsklasse auch die englische Meisterschaft mit einem Punkt hinter Manchester City – zwei andere gewann: den FA Cup und den Ligapokal, jeweils im Elfmeterschießen nach 0:0 gegen Chelsea. Dass auch da aus dem Spiel heraus keine Finaltore gelangen, wird Klopp in seinen Sommeranalysen sicher beschäftigen.
Doch fürs erste wollte auch Liverpool am Sonntag feiern. Mit einem Umzug durch die Stadt soll die starke Saison gewürdigt werden. Klopp: "Auch wenn keiner auf dem Planeten verstehen sollte, warum wir eine Parade machen - wir werden es tun."