Für Thomas Tuchel und den FC Chelsea ist Real Madrid die letzte Hürde auf dem Weg ins Finale. Nach dem Super-League-Aus sind die beiden Klubs nicht mehr ziemlich beste Freunde.
Thomas Tuchel spricht aufgeregt von einem "Kindheitstraum", Antonio Rüdiger sehnt das Aufeinandertreffen mit seinem einstigen Idol Zinedine Zidane herbei. Der Respekt beim FC Chelsea und seinen deutschen Führungsfiguren vor Real Madrid ist groß - in Ehrfurcht erstarren will bei den "Blues" im Halbfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstag in Madrid (21 Uhr) aber niemand.
Die "Königlichen" um den wiedergenesenen Toni Kroos sind die letzte Hürde auf dem Weg ins Finale in Istanbul - und dem möglichen ersten Champions-League-Titel für die Chelsea seit 2012.
Die Aufgabe, der sich Tuchel mit seinem deutschen Nationalmannschafts-Trio Rüdiger, Kai Havertz und Timo Werner stellen muss, ist jedoch mehr als anspruchsvoll:
Abgesehen von der Erfahrung hat Real auch einen beeindruckenden Lauf. 17 Spiele sind die Madrilenen inzwischen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. In der Königsklasse schaltete das Team um Trainer Zidane im Viertelfinale Jürgen Klopp und den FC Liverpool aus. Frei von Sorgen ist Real deshalb aber nicht. In der Liga ließ Madrid zuletzt gegen Getafe und Betis Sevilla Punkte liegen. Zudem plagen Zidane Verletzungssorgen.
Ex Super-League-Freunde
Und dann wäre da noch der anhaltende Ärger um die vorerst gescheiterten Pläne zur Super League, die nicht zuletzt von Real-Boss Florentino Perez verfolgt und verteidigt wurden. Ausgerechnet Halbfinal-Gegner Chelsea und andere englische Klubs waren es, die das Ende des Milliardenprojekts eingeläutet hatten.
Folgen für den stolzen Klub durch die UEFA fürchtet Zidane derweil nicht. Gedanken an einen Ausschluss Reals in der kommenden Saison seien "absurd", sagte der Franzose. Sein Fokus liege ohnehin auf dem Duell mit Chelsea. Dabei könnte der Ex-Londoner Eden Hazard ein ebenso wichtiger Faktor werden wir Kroos, der jüngst wieder das Mannschaftstraining aufnahm.
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Tuchel will mutigen Fußball sehen
Thomas Tuchel, der "als kleiner Junge von Spielen gegen Real Madrid träumte", ist vorbereitet. "Ich hoffe, dass wir mutigen und aggressiven Fußball spielen", sagte der deutsche Teammanager.
Seine Mannschaft ist sicherlich nicht chancenlos, was viel mit Tuchel zu tun hat. Seit der deutsche Coach Ende Januar die Nachfolge von Frank Lampard an der Stamford Bridge angetreten hat, ist die Mannschaft wie ausgewechselt. In der Premier League stürmte das Team bis auf Platz vier vor und im FA Cup-Halbfinale wurde der designierte Meister Manchester City ausgeschaltet.
In 16 von 21 Spielen blieb Chelsea ohne Gegentor. Sogar der lange Zeit formschwache Werner erzielt inzwischen wieder entscheidende Tore wie beim 1:0 gegen West Ham United. Über die Champions League sagt Werner: "Jetzt wollen wir auch das Finale erreichen".