Die deutschen EM-Gruppengegner Frankreich und Portugal strotzen vor Selbstbewusstsein. Nur die Mannschaft von Ungarn gilt als absoluter Außenseiter.
Es läuft zwar nicht alles problemlos bei den deutschen Gruppengegnern bei der EM 2020, doch gerade Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal strotzen vor dem Turnierstart vor Selbstvertrauen. Außenseiter Ungarn setzt bei den ersten beiden Gruppenspielen auf den Heimvorteil durch eine ausverkaufte Puskas-Arena. Ein Überblick.
Frankreich (Auftaktgegner am 15. Juni)
Jetzt kam sogar Emmanuel Macron noch im Trainingscamp in Clairefontaine vor den Toren von Paris vorbei, um Frankreichs Fußballer aufzumuntern. Allerdings sollte man keinen zu großen Druck aufbauen, findet der Staatspräsident, der mit Nationaltrainer Didier Deschamps gut vertraut ist. Die Equipe Tricolore gilt als wichtiges Symbol der Einheit.
Tatsächlich hat es Deschamps geschafft, dass diese Mannschaft an einem Strang zieht, der WM-Titel war beileibe kein spielerisches Glanzstück, aber von hoher taktischer Disziplin geprägt. Auch drei Jahre später bilden die Weltmeister noch das Gerüst.
- Die EM, eine schwere Geburt für den DFB
Die Premiere der Fußball-EM verlief holprig. Top-Nationen wie die Bundesrepublik Deutschland wollten 1960 nicht mitspielen. Erst der Titelgewinn 1972 änderte den Blick des DFB.
Angefangen von Torwart Hugo Lloris, die Verteidiger Benjamin Pavard und Lucas Hernandez vom FC Bayern, über Mittelfeldchef N’Golo Kanté hin zu den in die Spielmacherrolle versetzten Antoine Griezmann und Stürmerstar Kylian Mbappé.
Neu ist Karim Benzema, der nach sechs Jahren Denkpause wieder zurückgekehrt ist. Für viele Menschen mit Migrationshintergrund sei der 33-Jährige ein Vorbild, betont Macron. Gar nicht glücklich über die Rückholaktion ist Benzemas Teamkollege bei Real Madrid, Toni Kroos.
Portugal (zweiter Gegner am 19. Juni)
Das lockere 4:0 im letzten EM-Test gegen Israel hat gezeigt: Portugal ist mehr als nur Cristiano Ronaldo. Topspieler wie Fernandes (Manchester United), Bernardo Silva (Manchester City), Joao Felix (Atletico Madrid), Diogo Jota (Liverpool) oder André Silva (Frankfurt) haben die Abhängigkeit vom in die Jahre gekommenen Superstar nahezu beendet - auch wenn sich vieles zwangsläufig noch um "CR7" dreht. "Ronaldo verschafft uns Respekt beim Gegner und schießt Tore", sagt Nationaltrainer Fernando Santos.
Der 36-Jährige erzielte unter der Woche sein 104. Länderspieltor im 175. Spiel und ist damit nur noch fünf Treffer vom internationalen Rekord des früheren iranischen Nationalspielers Ali Daei entfernt. Die Mannschaft ist auf dem Papier stärker als jene, die vor fünf Jahren in Frankreich den EM-Titel gewonnen hat. Das verleitet sogar Trainer Santos zu einer mutigen Vorgabe. "Das Ziel ist der Europameistertitel." Der 66-Jährige hat übrigens so viele Zigaretten eingepackt, so dass diese bis zum Finale reichen würden.
Ungarn (dritter Gegner am 23. Juni):
Budapest freut sich auf zwei Heimspiele von Ungarns Nationalelf in der Puskas-Arena. Erlaubt wird sogar die volle Auslastung mit knapp mehr als 67.000 Zuschauern. Ob es verantwortungsbewusst ist, in Corona-Zeiten die Stadiontore gleich wieder zu so weit zu öffnen? Ungarns Nationaltorwart Peter Gulacsi sagte im "Kicker" dazu: "Die generelle Situation in Ungarn ist sehr gut. Von daher kann ich das gut nachvollziehen und unser Land verstehen: Es ist eine einmalige Gelegenheit."
Unterstützung von den Rängen werden die Magyaren gut gebrauchen können. In der Bundesliga spielen Torwart Gulacsi, Abwehrchef Willi Orban (beide RB Leipzig) oder die Stürmer Adam Szalai (FSV Mainz) und Roland Sallai (SC Freiburg). Trainer Marco Rossi, ein Italiener mit einiger Erfahrung im ungarischen Klubfußball, legt Wert auf kompaktes Verteidigen.
Schwer wiegt der Ausfall von Kreativkraft Dominik Szoboslai (Schambeinentzündung). Der 20-Jährige hatte das Team erst in den dramatischen Playoffs gegen Island zur Endrunde geschossen. Außenseiter wäre der EM-Dritte von 1964 aber auch mit dem Ausnahmetalent gewesen.