Als Fahrer sind Deutsche in der Formel 1 zur Zeit zwei Mal vertreten. Dafür reden sie auf anderer Ebene gehörig mit. Und dann ist da noch Mercedes.
Geht es nach der Anzahl der deutschen Piloten in der Formel 1, dann hat sich das Thema "Formel deutsch" ziemlich schnell erledigt. Denn waren es vor gut zehn Jahren sechs bis sieben deutsche Fahrer, die im Starterfeld standen, sind es heute mit Sebastian Vettel und Mick Schumacher nur noch zwei. Dazu kommt Nico Hülkenberg mit seiner geteilten Ersatzfahrerrolle bei Aston Martin und Mercedes.
Zwei deutsche Teamchefs
Dafür stehen heute Deutsche an anderen Schlüsselpositionen in der Formel 1, wo viele sie nicht unbedingt erwarten würden: Als Teamchefs zweier großer britischer Traditionsteams, die durch schwierige Zeiten gingen oder noch gehen.
Bei McLaren ist es Andreas Seidl. Er bringt BMW- und Porsche-Erfahrung mit und hat seit seinem Einstieg 2019 schon sehr viel in Bewegung gebracht. Nach Jahren des Hinterherfahrens ist McLaren inzwischen auf dem Weg, sich als Nummer drei hinter Mercedes und Red Bull zu etablieren.
Williams vor 750. Grand Prix
Ein Schritt, den Jost Capito bei Williams erst noch schaffen muss. Seit Anfang 2021 steht der ehemalige VW-Mann dort am Kommando-Stand - aber noch ist das Team im hinteren Mittelfeld verortet.
- Formel-1-Teamcheck - wer steht wo?
Das Formel-1-Feld ist dichter zusammengerückt. Red Bull scheint Mercedes zu Beginn ebenbürtig. Dahinter ist es so eng, dass sich das Ranking von Strecke zu Strecke ändern kann.
Jetzt in Monaco steht er im Blickpunkt: Denn es gibt zumindest einen Grund zum Feiern: Williams fährt im Fürstentum den 750. Grand Prix seiner Teamgeschichte.
Capito: Williams fehlt das Geld
Die vergangenen Jahre waren hart. Statt wie früher um Siege und WM-Titel zu kämpfen, sind jetzt schon simple Punkte eine große Herausforderung. Seit 31 Rennen gab es keinen einzigen mehr.
In Capitos Augen liegt das vor allem am Geld: "Das Team hat eine schwierige Zeit hinter sich, weil in den letzten Jahren die finanziellen Mittel nicht vorhanden waren, um zu investieren und entsprechend nach vorne zu kommen."
Hoffnung auf neue Investoren
Doch er sieht nach der Übernahme des Familienteams Williams durch US-amerikanische Investoren im letzten Herbst Perspektiven:
So will er die Wende schaffen: "Man muss auch entsprechende Ziele setzen, die kurz-, mittel- und langfristig erreichbar sind. Die man nachvollziehen kann. Die messbar sind. Wenn man das Monat für Monat macht, sehen die Mitarbeiter: Wir haben uns dieses Ziel gesetzt und es auch erreicht."
McLaren: Erfolgsgeheimnis Führungsstil
Andreas Seidls Erfolgsgeheimnis bei McLaren sieht man dort auch in seinem speziellen Führungsstil. Daniel Ricciardo fiel gleich nach seinem Wechsel von Renault zu McLaren die angenehme Arbeitsatmosphäre dort auf.
CEO Zak Brown betont den Freiraum, den Seidl seinen Mitarbeitern lässt, auch und gerade in technischen Belangen. "Er vertraut ihrer Qualifikation, lässt sie ihren Job mit so wenig wie möglich Einmischung von außen machen, - kein Mikro-Management, sondern Raum für Eigeninitiative und neue Ideen."
Mercedes: Deutsche Technik - deutsches Team?
In Sachen deutsche Technik steht natürlich Mercedes in der ersten Reihe. Denn gerade im Antriebsbereich, der großen Stärke der Silberpfeile, steckt vieles, das ursprünglich aus der Entwicklungsabteilung in Stuttgart kam und kommt - Stichwort Hybrid-Technologie.
Offiziell ist Mercedes ja sogar immer noch ein deutsches Team, fährt unter deutscher Bewerberlizenz, so dass bei Siegen auch stets die deutsche Hymne erklingt. Doch die Realität sieht da schon ein bisschen anders aus.
Die Heimatbasis ist das englische Brackley, die Mehrzahl der Mitarbeiter kommt aus England, gerade in der technischen Führung. Immerhin der Teamchef, Toto Wolff, spricht Deutsch. Aber der ist Österreicher.