Die Bayern sind schon raus. Das weckt Begehrlichkeiten - besonders bei den Bundesligisten unter den 16 Teams, die am Dienstag und Mittwoch im DFB-Pokal-Achtelfinale spielen.
Ganz Berlin träumt von Berlin, die Bayern-Bezwinger hoffen auf den Coup, die Kleinen malen sich verstohlen etwas aus. Nach dem landesweit bejubelten Pokal-K.o. des Rekordsiegers erscheint vor allem für Borussia Dortmund der Weg zum erneuten Triumph verlockend frei.
BVB: Haaland? Kein Problem
Auch deshalb wischte BVB-Trainer Marco Rose vor dem Achtelfinale beim hochmotivierten Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli am Dienstag (20.45 Uhr/ARD) das Reizthema Erling Haaland nonchalant beiseite. Das aufsehenerregende Klage-Interview des norwegischen Torjägers soll kein Störfeuer für den Titelverteidiger sein.
Achtelfinale
Dienstag
- 1860 München - Karlsruher SC (18.30)
- 1. FC Köln - Hamburger SV (18.30)
- FC St. Pauli - Borussia Dortmund (20.45)
- VfL Bochum - Mainz 05 (20.45)
Mittwoch
- Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach (18.30)
- RB Leipzig - Hansa Rostock (18.30)
- Hertha BSC - Union Berlin (20.45
- TSG Hoffenheim - SC Freiburg (20.45)
Haaland hatte nach dem 5:1 des BVB gegen Freiburg seinen Unmut über die angebliche Forderung der Klubspitze zum Ausdruck gebracht, bis März seine Zukunft zu klären. Aufgrund einer Ausstiegsklausel kann er die Borussia trotz eines bis 2024 datierten Vertrags in diesem Sommer für 75 Millionen Euro verlassen.
Der SC Freiburg ist beim Auswärtsspiel in Dortmund unter die Räder geraten: Der BVB feierte einen 5:1-Kantersieg.
Rose: Gespräch mit Haaland - über Fußball
Er habe Haaland nach dessen Einlassung durchaus mal zu einem längeren Gespräch gebeten, berichtete Rose. Dabei sei es aber um Fußball gegangen, um "tiefe Läufe" und passende Zuspiele beim 5:1 gegen den SC Freiburg.
Haalands Zukunft? Dieses Interview, eine Stange Dynamit, geworfen in den brodelnden Kessel der Gerüchte? Nein, nein, versicherte Rose: alles medial aufgebauscht. So gelassen, wie der Trainer das vortrug, muss es ihm abgenommen werden, obwohl die hohen Herren Watzke, Kehl und Zorc nach Haalands Beschwerde irritiert waren.
BVB ist Titelverteidiger
Rose sieht sich ausschließlich dafür zuständig, den Titelverteidiger ins Pokalfinale zu führen - jetzt, wo die Bayern aus dem Weg geräumt sind. 2021 hat der BVB diese angenehme Situation (dank Holstein Kiel) zu seinem einzigen Titelgewinn seit 2017 genutzt.
Doch: Da sind ja auch noch RB Leipzig, der Bundesliga-Vierte TSG Hoffenheim, Borussia Mönchengladbach, das die Bayern so grandios weggefegt hat, und zwei Berliner Vereine im Achtelfinal-Derby.
Gladbach, Köln, Leipzig gegen unterklassige Teams
"Wir nehmen den Pokal sehr ernst", versicherte der Gladbacher Trainer Adi Hütter, der sich die 5:0-Explosion wahrscheinlich selbst noch nicht so richtig erklären kann. Nun geht es zu Hannover 96, das den Fohlen 1992 als Zweitligist den Pokal im Finale vor der Nase weggeschnappt hat.
Auch der 1. FC Köln (gegen den Hamburger SV) und die Leipziger (bei Hansa Rostock), Pokalfinalist des Vorjahres, müssen unterklassige Teams rauswerfen.
Berlin gegen Berlin am Mittwoch
Ohne den FC Bayern liegt das Tableau auch für Hertha BSC und Union im Kampf um den ersten Berliner DFB-Pokal-Sieg überhaupt verführerisch offen. Die beiden Hauptstadtklubs treffen am Mittwoch aufeinander. Zuletzt hat 2001 eine Mannschaft aus der Hauptstadt im Endspiel gestanden: Union verlor als Drittligist gegen Schalke 04.
Dies wiederum kann sich exzellent 1860 München zum Vorbild nehmen, der letzte verbliebene Verein aus der 3. Liga unter den 16 Teams. "Wir wollen die große Überraschung schaffen", sagte Trainer Michael Köllner vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC.
Pokal-Aus als Erholungspause
Und der sonst stets übermächtige Stadtrivale? Der ist zum zweiten Male in Folge schon beim Achtelfinale nur Zuschauer - das gab es zuletzt 1992 und 1993. Ganz ungelegen kommt dies Trainer Julian Nagelsmann angesichts der angespannten Personallage womöglich nicht: Um den kleinsten Titel auf der großen Bayern-Agenda sollen sich ruhig mal die anderen streiten.