DFB-Pokalfinale im Frauenfußball: Gegen Turbine Potsdam ist der achte Pokalsieg in Serie drin für Wolfsburgs Torhüterin Almuth Schult. Danach wartet das Abenteuer Hollywood.
Vor dem Wechsel zum Hollywood-Klub Angel City FC wäre es das perfekte Happy End für Almuth Schult: Vom Deutschen Meister VfL Wolfsburg will sich die Torhüterin gebührend mit dem Double und dem achten Pokal-Triumph in Serie verabschieden. Der Gegner im Finale am Samstag in Köln (16.45 Uhr/ARD) ist Turbine Potsdam.
Doch nach neun VfL-Jahren mit insgesamt 14 Titeln werden wie schon nach der Meisterschaft sicher auch Tränen fließen. Bereits bei der Medienrunde kämpfte die sonst so coole Schult mehrfach mit ihren Gefühlen: "Ich bin nicht aufgeregt, aber wehmütig. Das ist schon krass."
Nach dem Finale wird die Nationaltorhütern ihre Sachen packen, um zunächst zur Europameisterschaft in England zu reisen (6. bis 31. Juli). Dann geht es mit ihrer Familie über den großen Teich. Aus ihrem kleinen Heimatort wird Schult in die schillernde Metropole Los Angeles ziehen.
Die Stadt Los Angeles ist es nicht, die sie anzieht, sondern eher der Spielstil der Liga. Die NWSL gilt als deutlich ausgeglichener als die von den Wölfinnen in den vergangenen Jahren zumeist dominierte Frauen-Bundesliga. Diese Ausgeglichenheit ist besonders für Torhüterinnen interessant: "Man bekommt einfach mehr zu tun", sagte Schult.
Doch die 31-Jährige will beim Angel City FC nicht nur ein sportlich reizvolles neues Kapitel beginnen. Das von der US-Schauspielerin Natalie Portman initiierte Team will unter mehrheitlich weiblicher Führung neue Sphären im Frauensport erschließen. Das passt perfekt zu Schult: Als geschätzte TV-Expertin und mit der Initiative "Fußball kann mehr" ist sie zur Galionsfigur aufgestiegen, die den deutschen Frauenfußball voranbringen will.
In einem Positionspapier fordern prominente Frauen aus der Welt des Sports, mehr Vielfalt im deutschen Fußball herzustellen. Ihr Ziel: mehr Frauen in Führungspositionen des DFB.
"Ich kann auch Erfahrungen sammeln, was dort anders gemacht wird, in der Vermarktung zum Beispiel", erklärte Schult. Dass etwa hierzulande das Pokalfinale nach Corona-bedingt zwei Jahren ohne Fans nicht annähernd ausverkauft sein wird, ist ihr ein Dorn im Auge. In der Champions League der Frauen sah dies zuletzt anders aus. Da spielte Schult mit dem VfL im Halbfinale beim FC Barcelona vor einer Weltrekord-Kulisse im Frauenfußball von über 90.000 Zuschauern.
Offen lässt Schult, ob Los Angeles ihre letzte Karriere-Station wird oder sie noch einmal in die Bundesliga zurückkehrt: "Aber es gibt nicht so viele Vereine in Deutschland, bei denen ich spielen würde."
Kampf um die Nummer 1 im DFB-Kasten
Sicher ist, dass sie ihre Karriere im Nationalteam auch aus den USA fortsetzen möchte. Bis zur EM will sie Eintracht-Keeperin Merle Frohms, die Schult im VfL-Tor beerben wird, noch die Rolle als Nummer eins der DFB-Auswahl streitig machen. "Ich möchte es der Bundestrainerin so schwer wie möglich machen", sagte die 64-malige Nationalspielerin. Seit dem WM-Aus 2019 hat die Rio-Olympiasiegerin nach Schulteroperation und Babypause kein Länderspiel mehr absolviert.
In das Duell mit dem dreimaligen Titelträger Potsdam gehen Schult und Co. als klarer Favorit. Ein "ganz schön großer Brocken" sei der Seriensieger aus Wolfsburg, sagte Turbine-Trainer Sofian Chahed. Denn der VfL würde mit dem neuerlichen Triumph, dem neunten insgesamt, als Rekordsieger mit dem 1. FFC Frankfurt (heute Eintracht) gleichziehen. "Es wäre wunderschön, wenn das klappt", sagte Schult. Eben ein drehbuchreifes Happy End.