Der Favorit hat sich durchgesetzt: Bernd Neuendorf ist zum neuen DFB-Präsidenten gewählt worden. Rainer Koch dagegen hat zukünftig kein Amt mehr beim Deutschen Fußball Bund.
Der Deutsche Fußball-Bund hat einen neuen Präsidenten. Bernd Neuendorf ist in Bonn auf dem Bundestag des Verbandes zum Nachfolger von Fritz Keller gewählt worden. Neuendorf erhielt 193 Stimmen, sein Gegenkandidat Peter Peters 50. Es gab eine Stimmenthaltung.
"Dass ich so großes Vertrauen habe, ist wichtig und gut zu wissen", kommentierte Neuendorf, der in der breiten Öffentlichkeit bislang weitgehend unbekannt war.
- Ein Neuanfang, der x-te
Der größte Sportfachverband der Welt hat einen neuen Präsidenten gewählt. Mal wieder. Von Neuanfang ist die Rede. Ein Kommentar zur DFB-Wahl von Bernd Neuendorf.
Koch nicht mehr im Präsidium
Der umstrittene Spitzenfunktionär Rainer Koch wird künftig nicht mehr im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes sitzen. Der viel kritisierte 63-Jährige unterlag bei der Wahl zum Vizepräsidenten seiner Gegenkandidatin Silke Sinning. Koch hatte den Verband als bisheriger 1. Vizepräsident in den vergangenen Jahren gleich dreimal interimsmäßig geführt, nachdem Wolfgang Niersbach, Reinhard Grindel und zuletzt Fritz Keller jeweils vorzeitig vom Amt des Präsidenten zurückgetreten waren.
- Ex-DFB-Präsidenten fordern Aus für Koch
Kurz vor der Wahl eines neuen DFB-Präsidenten melden sich drei Ex-Chefs des Verbands zu Wort und fordern einen echten Neuanfang - ohne den langjährigen Funktionär Rainer Koch.
Sinning gehörte zum Team des bei der zuvor erfolgten Wahl des neuen DFB-Präsidenten unterlegenen Peter Peters. Dennoch trat die promovierte Sportwissenschaftlerin danach gegen Koch an und gewann die Abstimmung mit 163:68 Stimmen. Damit endet die 15-jährige Amtszeit Kochs im DFB-Präsidium. Als Vertreter des Süddeutschen Fußball-Verbandes wird er jedoch weiter im Vorstand des Verbandes sitzen.
Neuendorf ein "Amateur"
Der 60 Jahre alte Neuendorf kommt aus dem Lager der Amateurvereine - und das hatte bei der Wahl in Bonn ein Mehrheit von zwei Drittel der Stimmen. Peters wurde vom Profifußball gestützt. Er fungierte bis zur Wahl gemeinsam mit Hans-Joachim Watzke als Interimspräsident.
Fritz Keller war im Mai 2021 zurückgetreten, nachdem er den umstrittenen DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch während einer DFB-Sitzung mit dem Namen eines NS-Richters bezeichnet hatte.
Neuendorf ist Quereinsteiger im Fußball
Bernd Neuendorf arbeitete früher als Staatssekretär im NRW-Familienministerium. Da er erst 2019 zum Präsidenten des Verbands Mittelrhein gewählt wurde, gilt er als Quereinsteiger im Fußballbusiness.
"Der Fußball muss seine gesellschaftliche und politische Verantwortung wieder wahrnehmen", sagte Neuendorf in seiner Bewerbungsrede. Darin warb er mit einer Zukunftsvision für mehr Diversität und appellierte mit Blick auf die ständigen Streitigkeiten: "Wir müssen den Laden zusammenhalten." Weiter sagte er:
Peter Peters ist hingegen seit Jahrzehnten aktiv, davon mehrere Jahre als Finanzchef des FC Schalke 04 und in Spitzenämtern bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) und beim DFB. Zuletzt war er DFL-Aufsichtsratschef und deshalb auch zwischenzeitlich einer von zwei DFB-Interimspräsidenten.
Osnabrügge und Curtius nicht entlastet
Präsidium und Vorstand des DFB sind von Delegierten entlastet worden. Im Zusammenhang mit laufenden Strafermittlungen wurden der ehemalige Generalsekretär Friedrich Curtius und der scheidende Schatzmeister Stephan Osnabrügge davon ausgenommen.
In der vergangenen Woche hatte eine neuerliche Razzia durch die Frankfurter Staatsanwaltschaft den DFB erschüttert. Laut DFB wird gegen Curtius im Zusammenhang mit dem ominösen Vertrag zwischen dem Verband und dem ehemaligen Berater Kurt Diekmann ermittelt. Dabei geht es um den Verdacht der Untreue.
Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue gegen den ehemaligen DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Markus Harm im Schaltgespräch.
Gegen Osnabrügge laufen Ermittlungen mit Blick aus Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Länderspielen. Dabei geht es um den Vorwurf der fremdnützigen Steuerhinterziehung. Ermittlungen in diesem Fall gegen Dauerfunktionär Rainer Koch sowie die früheren Funktionäre Reinhard Rauball und Helmut Sandrock wurden inzwischen eingestellt.