Joachim Löw hat sich bei einer DFB-PK zur momentanen Situation im DFB-Team geäußert. Er sei verärgert über Indiskretionen und wünsche sich Geschlossenheit und Vertrauen.
Die DFB-Pressekonferenz mit Joachim Löw - die wichtigsten Aussagen des Bundestrainers. Zusammengefasst von Sylvia Warnke.
Löw sagte am Montag, dass er "sehr verärgert" darüber sei, dass interne Gespräche nach der 0:6-Niederlage gegen Spanien nach außen gedrungen waren. "Das hat mich persönlich maßlos enttäuscht", sagte der 60-Jährige. "Dinge, die intern besprochen werden, sollen auch intern bleiben. Das hat etwas mit Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu tun", so Löw.
Löw widerspricht dem DFB
Der Bundestrainer widersprach dem DFB in der Außendarstellung nach dem 0:6 deutlich. Es gab eine Pressemitteilung, der Trainer brauche emotionale Distanz", sagte der 60-Jährige. "Das war für mich unverständlich, weil emotionale Distanz brauche ich nicht." Er sei schon sehr lange dabei und habe viel erlebt.
Der DFB hatte vor einer Woche - knapp zwei Wochen nach der Nations-League-Partie in Sevilla - mitgeteilt, dass Löw Bundestrainer bleibe. Am Freitag hatte DFB-Direktor Oliver Bierhoff ausführlich die Analyse der sportlichen Situation vorgestellt.
Joachim Löw hat seinem Ärger über Indiskretionen Luft gemacht. Es habe "Explosionsgefahr" bestanden. Gleichwohl gesteht er auch Fehler ein und kann die Kritik nachvollziehen.
Rücktritt war für Löw kein Thema
Bierhoff hatte geäußert, in den Tagen nach der Niederlage mit keinem potenziellen Nachfolger in Kontakt gewesen zu sein. "Es gehört zur Aufgabe eines Direktors, sich grundsätzlich Gedanken zu machen, was passiert, wenn", sagte Löw. "Darüber muss er mit mir nicht sprechen. Das gehört zu den Aufgaben eines Managers."
Über einen Rücktritt habe Löw nicht nachgedacht.
Bei den entscheidenden Gesprächen habe er aber auch daran gedacht, dass ein vorzeitiger Abschied Thema sein könnte. "Für mich persönlich, klar, man ist völlig frustriert", sagte Löw. "Diese Niederlage hängt mir persönlich immer noch an." Mit dem Frust der Nacht von Sevilla stehe er manchmal noch morgens auf.
Die DFB-Pressekonferenz mit Bundestrainer Joachim Löw in voller Länge.
Bundestrainer wundert sich über Kritik
Löw habe die Kritik gewundert, nach der er abgetaucht sein solle. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich konstruktiver Kritik offen gegenüber stehe und mich damit auseinandersetzen kann", sagte er. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich auch stelle." Der Zeitplan sei auch der Tatsache geschuldet gewesen, dass es keinen früheren Termin mit dem DFB-Präsidium gegeben habe.
Er wolle, so Löw, trotz aller Kritk an dem "eingeschlagenen Weg" festhalten und diesen auch durchziehen. Er sei von seinem jungen Team absolut überzeugt. "Die Spieler brauchen Zeit, sich zu entwickeln." Im nächsten Jahr wolle er aber auf die Entwicklung schauen und dann gegebenenfalls nachjustieren und "alles Erdenkliche tun, was möglich ist". Im Moment könne er in Bezug auf das ausgemusterte Weltmeister-Trio nicht sagen, wie sich die Situation vor den nächsten Länderspielen im März darstelle.
Trainingseinheiten wegen langer Pause kaum möglich
Der 60-Jährige räumte ein, dass "2020 die Entwicklung stehen geblieben ist", verwies aber darauf, dass es wegen der Coronavirus-Pandemie eine lange Pause gegeben habe. Bei drei Spielen in neun Tagen seien kaum Trainingseinheiten möglich gewesen. "Die klare Direktive war, dass wir die Gesundheit der Spieler über alles stellen. Wir brauchen Spieler, die körperlich, mental frisch in das Turnier gehen", sagte Löw.