Milliarden-Deal: Profiklubs stimmen für Investoren-Einstieg

    Bundesligaklubs haben abgestimmt:DFL: Knappe Mehrheit für Investor-Einstieg

    von Ralf Lorenzen
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    Die Klubs der Fußball-Bundesligen haben der DFL grünes Licht für die Zusammenarbeit mit einem Investor gegeben. Mit dem Geld soll das digitale Angebot aufgehübscht werden.

    Das nennt man eine Punktlandung: Im dritten Anlauf hat die DFL-Spitze ihre Mitglieder davon überzeugt, einen Investor an ihren Medieneinnahmen zu beteiligen und dafür bis zu einer Milliarde Euro zu kassieren. Die Entscheidung fiel mit dem denkbar knappsten Ergebnis aus. 24 Mitglieder - genauso viel, wie für die satzungsgemäß vorgeschriebene Zweidrittelmehrheit nötig - stimmten für das von der der DFL-Geschäftsführung vorgelegte Konzept.

    DFL zieht rote Linien für Investor

    Der Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für zwanzig Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben. Mit dem Ergebnis erteilen die DFL-Mitglieder der Geschäftsführung den Auftrag, mit potenziellen Investoren verhandeln und dem Präsidium ein Angebot zum Abschluss vorzulegen. Über das Angebot müssen die Mitglieder nicht erneut abstimmen.
    "Es ist kein Anteilsverkauf an der DFL, sondern eine Erlösbeteiligung mit sehr klaren roten Linien, einem klaren Endzeitpunkt und einer klaren Absicherung der Rechte von DFL und Klubs", sagte DFL-Geschäftsführer Marc Lenz nach der Entscheidung. Ausgeschlossen seien Zugriffe des zukünftigen Partners auf sportliche Themen.

    Bis März soll das Geschäft abgeschlossen sein

    Medienberichten zufolge gibt es vier bis sechs Investmentkonzerne, die an einem Deal mit der DFL interessiert sind. Der Prozess werde voraussichtlich bis März gehen, aber vor den im Frühjahr anstehenden neuen Verhandlungen über die nationalen Medienrechte abgeschlossen sein, sagte Marc Lenz.
    Mit der strategischen Partnerschaft, wie die DFL es nennt, will sie ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln - vor allem in den Bereichen Digitalisierung und der Internationalisierung. Im Unterschied zum im Mai abgelehnten Konzept soll der größte Anteil des eingenommenen Geldes in die Zentralvermarktung gehen -  im Idealfall wären das 600 Millionen Euro.

    Neue Formate für die Rechtevermarktung

    Das Geld soll vor allem in die Vermarktung der Inhalte fließen und das Wachstum im Ausland beschleunigen. Dies könnte über neue Inhalte realisiert werden, die die Medienrechte für Interessenten attraktiver machen. Aber auch der Aufbau einer eigenen Streamingplattform sowie Formate für die direkte Kommunikation mit Fans sind möglich. Der Kampf gegen illegale Streamingangebote soll intensiviert werden.
    Hans-Joachim Watzke
    Für den deutschen Profi-Fußball würde ein Investoren-Einstieg eine drastische Veränderung bedeten. Pro und Contra.04.05.2023 | 14:04 min
    300 Millionen Euro würden die Klubs beim Erlös der Maximalsumme als Ausgleich für Medien-Mindereinnahmen erhalten. Mit den restlichen 100 Millionen sollen die Auslandsreisen der Klubs gefördert werden.  

    Organisierte Fans lehnen Investoren-Einstieg ab

    Die Abstimmung fand geheim statt, aber als Gegner des Konzeptes hatten sich vorher bereits der 1. FC Köln, der SC Freiburg, der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf positioniert. Dazu sind sechs weitere Gegenstimmen und zwei Enthaltungen gekommen. Einige der Befürworter werden ihre Haltung zuhause den organisierten Fans noch erklären müssen, die sich in einigen Stadien aus am letzten Wochenende wieder deutlich gegen den einen Investor ausgesprochen haben.
    "Wir sehen die geplante Abstimmung zum Einstieg eines Investors bei der DFL kritisch und lehnen dieses Vorhaben in Gänze ab", hatte das  Fan-Bündnis "Unsere Kurve" kurz vor der Mitgliederversammlung mitgeteilt. Besonders wird die aufgrund des Zeitdrucks nicht mögliche Einbeziehung der Vereinsmitglieder kritisiert.  

    DFL-Führung sieht gute Handlungsgrundlage

    Von besonderem Interesse ist das Abstimmungsverhalten des Geschäftsführers von Hannover 96, Martin Kind, der von seinem Stammverein angewiesen worden war, mit Nein zu stimmen, persönlich aber als Befürworter des vorgelegten Konzeptes gilt.
    Marc Lenz sieht trotz des knappsten aller satzungsmäßig möglichen Ergebnisse "eine gute Grundlage für uns, um handeln zu können".

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