Die 36 Klubs der DFL haben ein einheitliches Vorgehen zur möglichen Rückkehr einiger Fans in die Stadien beschlossen. Darunter: Vorerst keine Stehplätze und ein Alkoholverbot.
Die DFL hat ihr Konzept zur Fan-Rückkehr von den Klubs absegnen lassen. Die Entscheidung liegt jetzt bei der Politik und den Gesundheitsämtern.
In der Hoffnung auf eine Rückkehr von Zuschauern in Zeiten der Corona-Pandemie haben sich Vertreter der 36 Klubs der 1. und 2. Fußball-Bundesliga auf diese Maßnahmen geeinigt:
- Keine Stehplätze bis 31. Oktober
- Kein Alkoholausschank im Stadion bis 31. Oktober
- Keine Gästefans bis Jahresende
- Sammlung sämtlicher Kontaktdaten
- Abgestimmt werden muss noch: Wie viele Zuschauer dürfen ins Stadion?
Politik entscheidet über DFL-Konzept
"Priorität haben in Deutschland im Moment nicht volle Stadien, sondern die Gesundheit der Menschen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert auf einer Pressekonferenz: "Wann wie viele Zuschauer wieder in die Stadien kommen dürfen, ist keine Entscheidung der DFL. Wir erwarten nichts und fordern nichts, sondern bereiten uns darauf vor."
Ob tatsächlich bald wieder vor Publikum im Stadion gespielt werden kann, womöglich schon zum geplanten Bundesliga-Start am 18. September, entscheidet die Politik. Die Gesundheitsminister der Länder wollen das Thema auf einer Konferenz am kommenden Montag besprechen.
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Klubs setzen auf Vernunft - ein Wagnis
Auf die Vernunft der Fans zu setzen, könnte sich als naiv erweisen, kommentiert ZDF-Reporter Wark das DFL-Konzept zur Rückkehr der Zuschauer.
Seifert: "Nicht von 0 auf 100"
Man müsse jederzeit dem Infektionsgeschehen Rechnung tragen, das es "keinesfalls zu unterschätzen" gilt, sagte Seifert: "Der Profifußball kann nur in Etappen zurück zur Normalität kommen. Wir werden in kleinen Schritten die Normalität zurückerobern müssen, das geht nicht von 0 auf 100."
Im Frühjahr war ein von DFL und Deutschem Fußball-Bund (DFB) entworfenes Hygiene- und Sicherheitskonzept zur Fortsetzung des Spielbetriebes von der Politik durchgewunken worden - es funktionierte einwandfrei und galt in Europa als vorbildhaft.
Abstimmung mit Gesundheitsbehörden
Damit die Tribünen bald wieder zumindest teilweise gefüllt werden können, müssen die Klubs bis zum Saisonstart in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden individuelle Konzepte ausarbeiten.
Borussia Dortmund plant etwa mit 12.000 bis 15.000 Zuschauern, normalerweise kommen über 81.000 Menschen zu den Heimspielen des BVB. Zweifel hatte zuletzt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angesichts ansteigender Zahlen von Neuinfektionen geäußert. Er hält Bundesligaspiele mit 25.000 Zuschauern "für sehr schwer vorstellbar".
Über das DFL-Konzept zur Rückkehr der Fans wird nun die Politik beraten. ZDF-Sportreporter Béla Réthy im Gespräch mit Volle-Kanne-Moderatorin Nadine Krüger.
DFL: Konzept gilt nur temporär
Die aktuellen Pläne der DFL waren im Vorfeld unter Politikern und Virologen kontrovers diskutiert worden. Auch unterschiedliche Fan-Gruppierungen äußerten Kritik an dem Konzept, da sie langfristige Beschneidungen ihrer Rechte fürchten.
Die DFL betonte hingegen schon im Vorfeld, dass die beschlossenen Entscheidungen definitiv nur temporär und während der Pandemie gültig sein würden.
Jost Peter, Vorstandsmitglied im Fanbündnis "Unsere Kurve", blickt im Gespräch mit Marietta Slomka mit gemischten Gefühlen auf das Fan-Konzept der DFL.
Fan-Bündnis: Wie im Theater
Das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" hat die Maßnahmen als "wie erwartet" bezeichnet. "Vor dem Hintergrund der steigenden Infektionszahlen muss man sowieso fragen, ob es überhaupt so weit kommt", sagte Vorstandsmitglied Jost Peter der dap. Falls wieder Zuschauer in die Arenen gelassen werden würden, "würde es eher einem Theaterbesuch ähneln. Mit Fankultur hat das nichts zu tun".