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Kommentar zu Max Eberls Rückzug : Denkzettel fürs Big Business Profifußball

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Es ist das altbekannte Phänomen: Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist das Geschrei groß. So auch im Falle des Rückzugs von Max Eberl.

Max Eberl
23 Jahre im Dienste von Borussia Mönchengladbach als Spieler und Manager, nun hat Max Eberl (Mitte) seinen Rücktritt erklärt. Rechts Gladbach-Legende Rainer Bonhoff.
Quelle: dpa

Mit Max Eberl hat nun einer der anerkanntesten Macher im Big Business Bundesliga die weiße Fahne gehisst. Erschöpft, zerrissen und ein Stück weit desillusioniert, was die Mechanismen dieser Fußball-Branche betrifft. Was bleibt, ist ein ebenso trauriger wie denkwürdiger Augenblick vor der enorm breiten Öffentlichkeit und die Sehnsucht nach anderen Prioritäten.

Jede Menge Empathie für Eberl

Wie so oft in solchen Momenten ist die Welle der Empathie überwältigend. Respekt und Anerkennung fluten die Kurznachrichtenkanäle. Plötzlich hat die überwiegende Mehrheit aller Kommentatoren den menschlichen Blickwinkel nicht nur auf Eberls persönliche Situation - nein gleich auf das gesamte Funktions-Karussell des Profifußballs.

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Gnadenloser Leistungsdruck hier, überhöhte Millionengehälter dort, garniert vom medialen Ballyhoo unzähliger Meinungsmacher und Besserwisser. Das ist auf Dauer kaum zu ertragen. So kann man's ja sehen, dann aber bitte konsequent den Finger in die Wunde legen und auf Veränderung drängen.

Fatale Sehnsucht nach Gewinn

Die Blase Profifußball besteht nicht erst seit Corona. Diese Parallelwelt haben die Macher, zu denen im übrigen auch Max Eberl gehörte, akribisch gezimmert, getrieben von steter Sehnsucht nach Gewinnmaximierung.

Im vergangenen Jahrzehnt sind alle halbwegs den Verstand wahrenden Dämme gebrochen, Ablösen, Gehälter, Honorare in astronomische Höhen gestiegen. In diesem von der Normalgesellschaft völlig entrückten Kosmos gelingt es nur wenigen Bodenhaftung zu wahren. Thomas Müller beispielsweise darf auch diesbezüglich als Vorbild herhalten.

Aufgeblähte Berichterstattung

Die zuweilen hemmungslose, total überhöhende und häufig alle journalistischen Grundsätze sprengende Permanentberichterstattung ist tatsächlich eine schwer verdauliche Begleiterscheinung. Aber ich sag’s ganz deutlich: Wer holt denn Jahr für Jahr mehr Player ins Boot? Sucht und findet neue Wettbewerbe, presst die Zitrone bis auf den letzten Tropfen aus?

Für jede Menge Bares fordern TV-Anstalten, Streaming-Dienste, Pay-TV-Anbieter auch entsprechend Wahres, am besten in Form von Exklusivität. Die Geister, die sie riefen stehen täglich ante Portas, machen aus Sport ein Produkt.

Jenseits der Zumutbarkeit

Im Fall des Profifußballs ist aus dieser Melange längst ein sehr fragwürdiges entstanden, nicht selten unterhalb jeglicher ethisch-moralischen Zumutbarkeit. Alle Versuche, den Ist-Zustand vernünftig neu zu justieren sind bislang gescheitert, weil die meisten Entscheider überhaupt keine Notwendigkeit der Reglementierung sehen.

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Eberl ist ganz sicher zuzutrauen, dass ihm seine persönliche Neujustierung gelingt. Aber wer fragt in diesen Tagen eigentlich nach bei Felix Zwayer, bei Florian Kohfeldt, bei Joshua Kimmich oder bei all den anderen, die in den vergangenen Monaten immer mal wieder wie die Sau durchs Dorf getrieben wurden, um Schlagzeilen zu produzieren, Aufmerksamkeit zu generieren? Der Ton macht die Musik, da stehen wir alle in der Verantwortung.

Wo endet Kritik, wo beginnt der Pranger?

Die Zündschnur von berechtigter, konstruktiver Kritik bis hin zum zumeist elend selbstverliebt formulierten Pranger wird immer kürzer. In einer Zeit, in der alles Gesagte und Geschriebene anschließend durch den Netz-Turbo vervielfacht wird, ist Achtsamkeit das höchste Gebot.

Max Eberl ist jetzt erstmal weg, hinterlassen hat er uns allen einen Denkzettel, im wahrsten Wortsinn.

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