Tim Stützle gilt als großes Eishockeytalent. Mit 19 Jahren spielt er schon in Nordamerikas Profiliga NHL. Leon Draisaitl hält viel von ihm, warnt aber vor zu hohen Erwartungen.
Tim Stützle ist wieder dort, wo seine Nordamerika-Karriere begann. In Edmonton. Diesmal mit den Ottawa Senators, mit denen er in der Nacht zum Mittwoch (4 Uhr MEZ) zum zweiten Mal binnen drei Tagen gegen die Oilers spielt.
Stützle: Schön, wieder hier zu sein"
Für die beiden Gastspiele wohnen er und sein NHL-Team in jenem Hotel, in dem er Ende Dezember/Anfang Januar schon mit der Deutschen Junioren-Nationalmannschaft während der U20-WM untergebracht war.
"Die Angestellten haben mich gesehen und wussten sofort, dass ich zur WM hier war. Schön, wieder hier zu sein", sagt Stützle. Als er im Dezember das WM-Eis betrat, kannten viele in Nordamerika ihn nur vom Namen und aus Videos.
Mit 17 schon im Kader der Adler Mannheim
Im Gegensatz zu Leon Draisaitl ist Stützle nicht mit 16 Jahren nach Kanada gezogen, um dort in einer Juniorenliga zu spielen. Er blieb stattdessen in Deutschland und schaffte es als 17-Jähriger in den Kader der Mannheimer Adler.
In fünf WM-Spielen zeigte Stützle dann, dass die Lobpreisungen, wohlwollenden Voraussagen, ja mitunter sogar die Euphorie um ihn gerechtfertigt waren. Als Kapitän führte er Deutschland erstmals ins WM-Viertelfinale und wurde zum besten Stürmer des Turniers gewählt.
Das System hilft den Ottawa Senators
Anschließend flogen seine Mitspieler zurück in die Heimat - und Stützle jettete nach Ottawa. Die Senators haben drei gruselige Jahre hinter sich. Tabellenkeller, Spott, Mitleid.
Doch da die Ligen in Nordamerika um Parität bemüht sind und Langeweile wie in der Fußball-Bundesliga mit einem Dauerchampion Bayern München vermeiden wollen, wird kriselnden Klubs wie Ottawa geholfen.
Stützle soll Ottawa nach oben bringen
Bei der Talenteverteilung - dem Draft - hatten die Senators als einer der Ersten Zugriff auf die vielversprechenden Sternchen der nächsten Eishockey-Generation. Und so entschied sich der Klub im Oktober an dritter Stelle für Stützle.
Dieser junge Kerl mit den komischen zwei Punkten über dem "u" in seinem Zungenbrecher-Namen soll die Senatoren aus Kanadas Hauptstadt langfristig wieder nach oben führen.
Vergleiche mit Leon Draisaitl
Sein Vertrag war noch gar nicht unterschrieben, da begannen schon die Vergleiche mit Leon Draisaitl. Der wurde 2014 von Edmonton verpflichtet - auch an dritter Stelle. Und er hat es in sechs Jahren zum wertvollsten Akteur und NHL-Topscorer geschafft.
Für ihn und Ottawa endete die Partie am Montagmorgen (MEZ) mit einer 5:8-Niederlage - zum achten Mal im neunten Spiel hatten die Senators verloren. Stützle hatte zumindest ein kleines Erfolgserlebnis: Ihm gelang das 4:8. Es war sein zweiter Saisontreffer.
Staunen nach Stützles erstem Tor
Sein Premierentor war noch besser, hatte für Staunen und Schlagzeilen gesorgt. Im zweiten NHL-Spiel nahm Stützle den Puck nach kurzem Aufsetzer aus der Luft und drosch ihn gegen Toronto ins Tor. "Wir haben uns alle auf der Bank angeguckt und waren beeindruckt. Großartiges Tor, großartiger Spieler", sagt Senators-Stürmer Nick Paul.
Mahner Draisaitl
"Er ist ein sehr talentierter Junge. Aber man sollte, glaube ich, nicht zu viel Druck auf ihn schieben, sollte ein bisschen vorsichtig sein, jetzt nicht allzu viel von ihm erwarten", mahnt Draisaitl im Gespräch mit ZDFSport.de. Stützle müsse "seinen Weg selbst finden", sagt Draisaitl - und das werde ihm auch gelingen.
Der deutsche Superstar schreibt mit dem deutschen Supertalent regelmäßig SMS. Wenn Stützle Hilfe brauche oder irgendetwas wissen wolle, sei er natürlich immer da, so Draisaitl.
Heute Nacht nächstes Spiel gegen die Oilers
Wenn sich beide jedoch auf dem Eis gegenüberstehen, spielt die Nationalität keine Rolle. So wie heute Nacht. Edmonton empfängt wieder Ottawa. Das deutsche Duell geht in die nächste Runde.