Eishockey-WM: Ablauf, Favoriten und deutsche Chancen

17 Tage, 16 Teams, ein Ziel: Vom 9. bis zum 25. Mai steigt im dänischen Herning und in Schwedens Hauptstadt Stockholm die 88. Eishockey-Weltmeisterschaft. Das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hofft, wieder mindestens das Viertelfinale zu erreichen. Zwar fehlen einige Schlüsselspieler, aber die Mannschaft glaubt sogar an mehr.

Wenig überraschend. Es geht vor allem ums Geld. Der Weltverband IIHF finanziert mit den jährlichen WM-Einnahmen seinen Betrieb. Allerdings geht gerade die Angst um, dass sich das bald ändern könnte. Denn die nordamerikanische Topliga NHL hat nicht nur angekündigt, ihre Stars ab 2026 wieder für Olympia freizugeben, sie will auch alle vier Jahre ein eigenes Länderturnier organisieren, den World Cup. Das könnte langfristig das Ende der jährlichen WM bedeuten.

16 Teams spielen in zwei Achter-Gruppen. Die besten Vier jeder Gruppe qualifizieren sich fürs Viertelfinale, die beiden Letzten der Gesamttabelle steigen in die B-WM ab. Die Eishockey-WM ist ein Ligensystem mit acht Klassen.

In der Regel sind das die "großen Sechs": Kanada, USA, Russland, Tschechien, Schweden und Finnland. Russland ist wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine aber ausgeschlossen. Also wird es wohl einer der anderen Fünf machen, am ehesten Gastgeber Schweden oder Kanada. Der Rekordweltmeister hat mit Sidney Crosby und Nathan MacKinnon zwei Superstars dabei. Bei einer WM sieht man solche Spieler selten.

Weil parallel die Play-offs in der NHL laufen. Selbst wer die gar nicht erreicht oder früh ausscheidet, macht häufig einen Bogen um die WM. Weil er Verletzungen auskurieren muss oder schlicht keine Lust hat. Die Europäer in der NHL sehen das noch etwas anders, gerade wenn ihr Land Gastgeber ist.

Auf ihren größten Star: Leon Draisaitl kämpft mit den Edmonton Oilers um den Stanley Cup, das gilt auch für Nico Sturm mit den Florida Panthers. JJ Peterka handelt mit den Buffalo Sabres gerade einen neuen Vertrag aus und will keine Verletzung riskieren. Ob Tim Stützle (Ottawa Senators) kommt, ist offen. Er ist angeschlagen, "das letzte Wort hat sein Verein", sagt DEB-Sportdirektor Christian Künast.

Manch ein Spieler träumt gar von einer Medaille wie vor zwei Jahren, als die Deutschen überraschend ins Endspiel kamen. Aber Bundestrainer Harold Kreis will nichts überstürzen: "Man muss immer einen Schritt nach dem anderen gehen." Soll heißen: erst mal das Viertelfinale erreichen.

Ja, in der Gruppe B wirken lediglich Titelverteidiger Tschechien und die USA stärker besetzt, eventuell noch die Schweizer, die nach der Silbermedaille im Vorjahr mehr wollen. Aber Ungarn, Kasachstan, Norwegen und Dänemark sind auf dem Papier schwächer als die Deutschen. Platz vier, der für den Viertelfinal-Einzug reicht, sollte es schon werden, auch wenn Dänemark als Gastgeber einen zusätzlichen Schub erhalten könnte.

Allen voran auf Abwehrchef Moritz Seider (Detroit Red Wings), den einzigen Weltklassespieler im DEB-Team. Weil Kapitän Moritz Müller verletzt fehlt, hat Kreis dem 24-jährigen Seider das "C" auf der Brust gegeben. Auch im Tor gibt es einen NHL-Mann: Philipp Grubauer von den Seattle Kraken. Nicht zu vergessen die Berliner Meisterspieler um Torjäger Leo Pföderl und Dominik Kahun vom Schweizer Vizemeister HC Lausanne.

Natürlich Crosby und MacKinnon (beide Kanada), aber auch David Pastrnak (Tschechien), Mika Zibanejad (Schweden), Zach Werenski (USA) oder Nico Hischier (Schweiz). Ingesamt werden wohl um die 100 NHL-Profis bei der WM spielen. Das wiederum ist eine positive Auswirkung der NHL-Pläne für Olympia und den World Cup: Manch ein Spieler will sich über die WM für die beiden anderen Turniere empfehlen.