Nach der Olympia-Enttäuschung gibt das deutsche Eishockey-Team vor der WM kein offizielles Ziel aus. Die Vorbereitung war schwierig, aber drei Spieler machen Hoffnung.
Eins ist schon mal anders als vor Olympia im Februar. Damals stand Toni Söderholm in der Kabine der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, an der Wand ein Bild der Medaillen. Darum gehe es, sagte der Bundestrainer und vertrat das auch nach außen. Doch dann reichte es nicht mal fürs Viertelfinale.
Vor dem WM-Start am Freitag in seiner finnischen Heimat klingt Söderholm nun anders:
Für die Öffentlichkeit hat er nur einen Satz: "Das erste Ziel ist der erste Punkt im ersten Spiel."
NHL-Stars sind wieder dabei
Dieses steigt am Freitag (19:20 Uhr) - gegen Kanada. Wie in Peking, als die 1:5-Niederlage der Anfang vom Ende für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) war. Daraus etwas für die WM abzuleiten, wäre aber vorschnell, denn die Kader sind völlig andere. Nun können die Stars aus der NHL wieder mitspielen.
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Das gilt zwar nicht für alle, weil in der Eliteliga noch die Playoffs laufen, aber es sind bekannte Namen nach Finnland gereist. Der Kanadier Mathew Barzal etwa, Jahresgehalt: sieben Millionen Dollar. US-Abwehrchef Seth Jones verdient ab nächster Saison gar 9,5 Millionen Dollar - mehr als wohl jeder Kader in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zusammen.
Grubauer, Seider und Stützle verstärken DEB-Team
Die Schweiz kommt mit Starstürmer Timo Meier, Schweden mit Topverteidiger Rasmus Dahlin, Tschechien mit Torjäger Thomas Hertl. Und auch die DEB-Auswahl hat NHL-Prominenz zu bieten: Torwart Philipp Grubauer sowie die Ausnahmetalente Moritz Seider und Tim Stützle - für Trainer Söderholm schon als Anfang 20-Jährige Führungsspieler.
Nun ist das NHL-Trio aber erst seit wenigen Tagen da. Generell war das in der Vorbereitung "nicht optimal", sagt DEB-Sportdirektor Christian Künast. Die DEL-Saison wurde wegen der vielen Corona-bedingten Spielverlegungen verlängert, entsprechend spät stießen die Spieler zum Nationalteam. Sieben Finalisten aus Berlin und München kamen sogar erst diese Woche, machten kein Testspiel mit.
Vereinssaison hat viel Kraft gekostet
Hinzu kamen mehrere Absagen, teils "ein bisschen kurzfristig", sagt der Bundestrainer, der nach dem letzten Spiel gegen Österreich (3:1) noch "einige Baustellen" sah. Denn auch die, die dabei sind, haben harte Monate hinter sich:
Wo also steht das deutsche Team? Unklar. Im Tor ist es mit Grubauer, Berlins Meistertorwart Mathias Niederberger und DEL-Torwart des Jahres, Dustin Strahlmeier, stark besetzt. In der Defensive sieht die rechte Seite um Shootingstar Seider gut aus, links ist es schwieriger.
Im Sturm fehlt die Tiefe
Fragezeichen stehen hinter der Offensive, die kurzfristig auf Dominik Kahun verzichten muss. Auch Tom Kühnhackl und Tobias Rieder, Leistungsträger beim Halbfinaleinzug im Vorjahr, sind nicht dabei. Da fehlt es trotz Stützle und starken DEL-Spielern wie Marcel Noebels, Leo Pföderl, Matthias Plachta oder Daniel Fischbuch an Tiefe.
Ein Vorteil aber: Gewöhnlich geht es in der Vorrunde gegen drei der "Großen Sechs" des Welteishockeys. Nun ist Kanada der einzige Titelfavorit in Gruppe A, in der auch Deutschland ist. Russland wurde wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine ausgeschlossen. Finnland, Schweden, Tschechien und die USA spielen in Gruppe B.
Gruppe nur vom Papier her einfach
Ein Selbstläufer werden ein Platz unter den ersten Vier und der Sprung ins Viertelfinale aber nicht. Vor allem nicht gegen die Slowakei, Bronzegewinner in Peking, und die starken Schweizer. Auch Dänemark und Kasachstan sind unangenehm. Nur die Spiele gegen Frankreich und Italien gelten als Pflichtprogramm.
Nun geht es aber erst mal darum, dass sich das kurzfristig zusammengestellte Team findet. "Die wichtigsten Trainingstage bei der WM sind jetzt am Anfang", sagt Söderholm. Danach will er ein Ziel bekanntgeben - zumindest intern.