Die deutschen Eishockey-Cracks treffen im WM-Viertelfinale auf Tschechien - ein ganz besonderes Duell vor allem für Bundestrainer Toni Söderholm.
Toni Söderholm hat das Training der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft am Mittwoch in Helsinki ausfallen lassen. Während seine Assistenten die Übungen ansagten, stand der Bundestrainer in Straßenschuhen hinter der Bande. Er ist etwas verschnupft.
Sorgen müsse man sich aber keine machen, es gehe ihm "gut", sagte Söderholm, der bei dieser 85. Weltmeisterschaft in seinem Heimatland ohnehin nicht den Eindruck macht, ihn könnte etwas nachhaltig erschüttern. Das gilt für die gesamte Mannschaft, die allen Widerständen trotzt.
- DEB-Team feiert Platz 2 in der Vorrunde
Nie hat ein deutsches Eishockey-Team die WM-Vorrunde besser abgeschlossen als jetzt: Mit der Niederlage nach Penaltyschießen gegen die Schweiz sicherte sich Deutschland Platz 2.
War Olympia nur ein Ausrutscher?
Am Donnerstag (15:20 Uhr) spielt sie im Viertelfinale gegen Tschechien. Und das an sich ist schon ein Erfolg mit Blick auf all die Steine, die im Weg lagen: Die sieben Spieler, die erst kurz vor dem Abflug zum Team stießen, die vielen Absagen, Verletzungen, wie die von Jungstar Tim Stützle, die ein oder andere Schiedsrichterentscheidung.
Und über allem schwebte die Olympia-Enttäuschung im Februar, als es trotz vollmundiger Ambitionen nicht fürs Viertelfinale reichte. Da stellte sich vor der WM die Frage: War das ein Ausrutscher oder ist es mit dem Aufschwung des deutschen Eishockeys vorbei?
Historisch gute Gruppenphase
Stand jetzt lässt sich sagen: Er ist nicht vorbei. Nun ist eine WM kein Gradmesser für die Leistungsspitze, zahlreiche Topstars sind parallel in den Play-offs der NHL gefragt oder sagen ab. Dieses Jahr kommt der Ausschluss Russlands hinzu.
Aber, dass die Deutschen die Vorrunde als Tabellenzweiter mit 16 Punkten und damit dem besten Ergebnis ihrer WM-Geschichte abschlossen, kann sich sehen lassen. Aus sieben Spielen gab es fünf Siege, ein 3:4 nach Penaltyschießen gegen die starken Schweizer und nur eine glatte Niederlage.
Der Berliner Meisterstürmer Marcel Noebels darf auch persönlich zufrieden sein. Bei Olympia war er eins der Gesichter des Scheiterns, machte nicht einen Scorerpunkt, jetzt sind es schon fünf.
Schlechte Erinnerungen an die Tschechen
Dennoch sagt Noebels: "Am Donnerstag fragt keiner danach, wie wir in der Vorrunde gespielt haben, da zählt nur noch siegen oder verlieren." Dann beginnt die heiße Phase der WM mit den Viertelfinals. Und das der Deutschen weckt Erinnerungen an die WM vor drei Jahren.
Auch 2019 ging es im Viertelfinale gegen Tschechien. Ein enges Spiel, das die Deutschen erst spät aus der Hand gaben und deutlich zu hoch mit 1:5 verloren. Bundestrainer Söderholm erklärt sich das noch heute damit, dass sein Team zu viel wollte.
Team ist reifer als 2019
Drei Jahre später sei es weiter, hätte selbst bei Rückständen "mehr Geduld". Kapitän Moritz Müller sieht es ähnlich:
Laut Verteidiger Korbinian Holzer ist auch Olympia abgehakt, da hätten sie "den Schneeball einfach nicht so ins Rollen gebracht wie jetzt wieder".
Alles läuft aber auch in Finnland nicht rund. Die Deutschen waren nicht bei jedem Sieg das bessere Team, kassierten gegen die Außenseiter Italien (9:4) und Kasachstan (5:4) zu viele Tore. "Wir haben vieles gut gemacht, einiges müssen wir noch verbessern", sagt der Bundestrainer.
Wiedersehen mit dem alten Trainer
Für den wird das Duell mit den Tschechen aus einem weiteren Grund etwas Besonderes: Nicht nur, dass es in der Halle stattfindet, in der er das Eishockeyspielen lernte und später Profi bei HIFK war. Es geht auch gegen den Trainer, mit dem er 2011 die finnische Meisterschaft gewann: Kari Jalonen.
Söderholm habe einen "riesengroßen Respekt" vor seinem alten Coach, der den ganzen Klub damals "in die Spur" gebracht habe. Das soll er jetzt auch mit den Tschechen machen, die gegen die Deutschen zwar leichter Favorit sind, aber seit 2010 auf einen WM-Titel warten. Ausgerechnet sein ehemaliger Spieler will das verhindern.