Kommt Regeländerung?:Warum Alvarez' Elfmeter kassiert wurde
von Christian Nürnberger
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Julian Alvarez' zurückgenommener Elfmeter war der Aufreger im Champions-League-Achtelfinale Atletico - Real Madrid. Möglicherweise werden nun die Regeln geändert.
Julian Alvarez rutscht im Elfmeterschießen beim zweiten Versuch für Atletico aus. Der VAR überprüft und stellt fest: Alvarez hat den Ball doppelt berührt: Das Tor zählt nicht.13.03.2025 | 0:48 min
Real Madrid hat gegen Atletico Madrid mit einem 4:2 im Elfmeterschießen das Achtelfinale der Champions League erreicht. Den entscheidenden Schuss verwandelte Antonio Rüdiger. Doch zuvor gab's Aufregung wegen eines nicht gewerteten Treffers des Atletico-Spielers Julian Alvarez.
Schnelle Zweifel am Treffer
Kylian Mbappé und andere im Mittelkreis versammelte Real-Spieler deuten mit Handzeichen sofort ihre Zweifel an, die Hand von Schiedsrichter Szymon Marciniak geht ans Ohr: Beides Anzeichen dafür, dass im Elfmeterschießen beim Treffer von Alvarez etwas faul gewesen sein könnte.
Alvarez war beim Schuss das Standbein weggerutscht, dennoch landet der Ball im Tor von Real Madrid: der vermeintliche 2:2-Ausgleich im Elfmeterschießen. Doch Alvarez' Jubel fällt bescheiden aus. Offenbar hat er schnell mitbekommen, dass der Video-Assistent (VAR) den Schuss überprüft.
Das Ergebnis ist bitter für Atletico: Alvarez hat den Ball kaum sichtbar aber dennoch leicht doppelt berührt und damit gegen die Regel des International Football Association Board (IFAB) verstoßen. Diese besagt: "Der Elfmeterschütze darf den Ball kein zweites Mal spielen."
Schmidt: Licht ins Dunkel bringen
Oder wie es ZDF-Reporter Oliver Schmidt in seiner Zusammenfassung ausdrückte: "Er hat sich selbst angeschossen." Schmidt erkennt tags darauf "eine minimale Doppelberührung des Balles durch Stand- und Schussbein - in den zunächst während des Spiels vorliegenden Zeitlupen tatsächlich kaum wahrnehmbar", sagt er ZDFheute.
Um Verschwörungstheoretikern (Parole: die UEFA will, dass Real weiterkommt) Wind aus den Segeln zu nehmen, so Schmidt, "sollte die UEFA ein großes Eigeninteresse haben, weitere Bildbeweise zu veröffentlichen, die die Entscheidung, den Elfmeter als regelwidrig zu werten, erklären und bestenfalls eindeutig belegen". So könne der Verband aktiv Spekulationen entgegentreten und Licht ins Dunkel bringen.
UEFA: Kein vernetzter Ball im Einatz
Einen eindeutigen Nachweis hätte die "Connected Ball Technology" bringen können, findet Schmidt. Doch der so genannte Chip im Ball ist in der Champions League außen vor. Dies hat ein UEFA-Sprecher am Donnerstag der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt, nachdem in spanischen Radiosendern das Gegenteil behauptet worden war.
Ein Treffer, der wegen doppelter Ballberührung nicht zählt, bringt Atletico im Elfmeterschießen gegen Real auf die Verliererstraße. Den entscheidenden Schuss verwandelt Rüdiger.12.03.2025 | 2:59 min
UEFA will Regel überprüfen lassen
Am Donnerstagnachmittag äußerte sich die UEFA zu dem Fall. Sie werde Gespräche mit der FIFA und dem IFAB führen. Dabei soll erörtern werden, ob die Regel in Fällen überprüft werden sollte, in denen eine Doppelberührung eindeutig unbeabsichtigt war.
Denn Ausrutscher wie der von Alvarez kommen durchaus öfter vor. Schmidt erinnert an eine ähnliche Szene aus der Vergangenheit: "Kurioserweise auch zwischen Atletico und Real Madrid. Im Halbfinale 2017 trifft Antoine Griezmann bei einem Elfmeter den Ball eindeutig doppelt."
Allerdings gab es damals noch keinen VAR. Der Ball nahm eine ungewöhnliche Flugkurve, Real-Keeper Keylor Navas staunte - und das Tor zählte.
Es war das 2:0 für Atletico in der 16. Minute und hatte letztlich keinen Einfluss, da Real das Champions-League-Hinspiel mit 3:0 gewonnen hatte und im Rückspiel noch auf 1:2 verkürzte.
Galt nicht: Florian Kainz' Elfmetertreffer im DFB-Pokal-Viertelfinale 2022 gegen den HSV.
Quelle: Imago/ Revierfoto
Auch Kainz hatte Elfmeter-Pech
Und auch der DFB-Pokal erlebte jüngst einen solchen Aufreger. Im Viertelfinale der Saison 2021/22 zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV wurde der Treffer des Kölners Florian Kainz, der im Elfmeterschießen das 4:4 gebracht hätte, nach Überprüfung des VAR kassiert. Kainz war ausgerutscht und hatte den Ball beim Schuss zwei Mal berührt. So zog der HSV ins Halbfinale ein.
Der Artikel wurde um 14.18 Uhr publiziert und um 16.08 Uhr um das Statement der UEFA erweitert.
Quelle: Reuters
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