Medaille erhofft, und dann wurde es sogar Gold: Elisabeth Seitz und Emma Leonie Malewski sind Europameisterinnen. Seitz gewann am Stufenbarren, Malewski auf dem Schwebebalken.
Elisabeth Seitz hat bei den Turn-Europameisterschaften in München überraschend den Titel am Stufenbarren gewonnen. Die deutsche Rekordmeisterin bekam im Finale der besten Acht 14,433 Punkte für ihre Übung. Damit verwies sie Alice D'Amato aus Italien um 0,033 Punkte auf Platz zwei. Dritte wurde Lorette Charpy aus Frankreich.
Wenig später sorgte Emma Leonie Malewski für die nächste Überraschung aus deutscher Sicht. Sie gewann am Schwebebalken mit 13,466 Punkten vor Ondine Achampong (Großbritannien/13,400) und Carolann Heduit (Frankreich/13,400). Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz (Chemnitz) musste nach einem Fehler beim Aufgang und einer Zeitüberschreitung mit dem fünften Platz zufrieden sein.
- Elisabeth Seitz' Gold-Übung
Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden.
Als sich der Trubel um die neue Stufenbarren-Europameisterin Elisabeth Seitz gerade gelegt da, da legte Nachwuchstalent Emma Malewski mit dem nächsten EM-Gold nach. Und das Publikum in der Münchner Olympiahalle rastete fast aus. Die gerade 18 Jahre alte Chemnitzerin blendete den Lärm in der Arena aus, blieb cool und kam nahezu ohne Wackler über den "Zitterbalken". Fassungslos verfolgte sie, wie ihre Rivalinnen anschließend reihenweise vom Gerät fielen.
- Emma Malewskis Gold-Übung
Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Seitz - immer noch mit feuchten Augen ihre ersehnte Trophäe bewundernd - ihren langersehnten Triumph endlich realisiert. "So viele vierte, fünfte und sechste Plätze, endlich ist es vorbei", sagte die Stuttgarterin mit einem leichten Seufzen in der Stimme.
Nach 13 Jahren auf der internationalen Turnbühne kam die 28-Jährige bei den European Championships zum allerersten Mal ganz oben an. Eine "nicht perfekte Übung" reichte zum so oft knapp verpassten Titel, für die Sportsoldatin "der absolute Höhepunkt."
- Kim Buis gefeierte Abschiedsübung
Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden.
Kim Bui die gefeierte Frau
Einen ebenfalls mitreißenden Schlusspunkt erlebte im Windschatten der neuen Europameisterinnen Kim Bui. Die langjährige Trainingsgefährtin von Seitz kam in ihrem letzten Wettkampf am Stufenbarren auf Rang fünf, war mindestens so glücklich wie ihre siegreiche Vereinskollegin und wurde nach ihrer Übung vom Publikum minutenlang gefeiert. Die 33-Jährige verabschiedete sich mit Tränen und einer tiefen Verbeugung von den Zuschauern.
"Es war eine wunderschöne Woche. Meine Übung war Konzentration pur, danach gab es nur noch Emotionen", sagte Bui, die nach 17 Jahren in der Nationalriege ade sagte.
Pauline Schäfer überschreitet Zeitlimit
Ebenfalls als Fünfte, aber mit viel Enttäuschung im Blick, verließ Pauline Schäfer-Betz das Podium. Die Ex-Weltmeisterin aus Chemnitz blieb am Balken anders als die neue Championesse Malewski nicht fehlerfrei, verpatzte ihren Aufgang und überschritt die erlaubte Zeit.
Schon der erstmalige Gewinn der Bronzemedaille im EM-Mannschaftsfinale am Samstag hatte die Erwartungen des neuen Cheftrainers Gerben Wiersma übertroffen. "Die Top-Five waren eigentlich unser Ziel", sagte der Niederländer, nachdem die Kölnerin Sarah Voss ihren entscheidenden Paradesprung trotz einer schmerzhaften Wadenverletzung sicher in den Stand gebracht hatte.
Nächstes Ziel: Die WM im November
Nun aber will der niederländische Coach auch der Weltspitze schon im Herbst ein Stück näherrücken. Auch bei den Weltmeisterschaften Anfang November in Liverpool wird das Erreichen des Teamfinales der besten acht Riegen angestrebt.
Nach drei Ruhetagen werden die Kunstturn-Europameisterschaften in München am Donnerstag mit den Wettbewerben der Männer (Livestream) fortgesetzt. Die besten Aussichten auf eine Medaille hat Lokalmatador Lukas Dauser, Olympia-Zweiter am Barren.